Da ich jetzt viele heimische und exotische Ameisen Gattungen mal gehalten habe wollte ich mir einen Traum erfüllen und mich mal an Atta versuchen.
Die gelten ja so ziemlich als Königsklasse in der Ameisenhaltung und nicht nur wegen dem empfindlichen Pilz. Bevor ich mir die Attas gekauft habe hatte ich mich vor ein paar Monaten schon an Acromyrmex cf. octospinosus versucht.
Die haben sich auch ziemlich gut entwickelt und sind von 100 Tieren auf ca. 500 mit einem Pilz der so groß war wie eine dicke Faust angewachsen. Aus privaten Gründen habe ich die Kolonie dann aber verkauft.
Ich werde bald auch mehr Platz haben und dann könnte ich den Attas einen 20qm großen Raum bieten. Ob die Kolonie es überhaupt so weit schaffen wird das sie so viel Platz benötigen wird dann hier dokumentiert.
Wie bereits erwähnt ist der Pilz dieser Art besonders empfindlich und selbst wenn man es schaffen sollten den Pilz "über den Berg" zu bringen dann ist da immer noch das Problem mit den Königinnen die auch sehr empfindlich sind.
Man sieht und liest es ja immer wieder, Atta Königinnen die ohne ersichtlichen Grund sterben. Ob das jetzt an Parasiten, Krankheiten oder es einfach natürlich "schwache" Königinnen sind weiß wohl niemand. Selbst Zoos und anderen zoologischen Einrichtungen passiert es öfters das die Königinnen selbst großer Kolonien einfach nach ein ein paar Jahren wegsterben.
Ich habe mich bewusst für Atta cephalotes entschieden da ich jetzt schon aus mehreren Quellen gehört habe das die noch ein weniger robuster als die sexdens sind. Gibt ja einige Berichte wo Atta sexdens Königinnen ihren Pilz verlassen und ziellos durch das Becken wandern bevor sie sterben. Im Ameisenforum gab es letztens erst ja wieder so einen Fall. Auch sollen die noch wählerischer beim Futter sein. Der Preis und die Färbung der Tiere waren für mich irrelevant.
06.08.2019
So dann fangen wir mal an. Ich habe die Kolonie bei https://ameisen-boutique.de/ gekauft. Stolze 169€ für eine junge Kolonie mit 25-50 Arbeitern und Pilz. Gut dieser Preis ist für Blattschneider ja eigentlich normal. Habe gehört es gab auch mal Zeiten wo man diese Tiere sogar für unter 100€ bekommen hat aber 150-200€ sind die letzen Jahre eigentlich normal. Der Express Versand war auch nicht ganz günstig aber er war es mir Wert. Ich würde sowieso jedem raten Blattschneider nur mit Express versenden oder am besten direkt abholen. Die Kolonie war ungefähr 18 Stunden im Versand.
Um ca. 7:40 stand der GO! Bote dann vor der Tür und gab mir das Paket. Ausgepackt und die mitbestellten weißen Asseln schon mal in das Pilzbecken gekippt. Ich hoffe das Blattreste und sonstiges von den Ameisen ignoriertes organisches Material erfolgreich von den Asseln verwertet wird. Bei den Acromyrmex hatte das ja wunderbar geklappt. Der Boden im Pilzbecken ist von unten nach oben so aufgebaut: Blähton->ein wenig Seramis->Vogelspinnenerde gemischt mit Sand/Lehm.
Das komplette Setup besteht aus einer 60x30x30 Arena und einem 40x30x30 Pilzbecken. Ein 30x20x20 Abfallbecken kommt noch. So aber nun zur Kolonie.
Was mir direkt positiv aufgefallen ist war die Menge an frischem Pilz und das es doch eher 100 Arbeiterinnen als 25-50 waren. Was mir eher negativ aufgefallen ist war die wenige Brut. Ich konnte nur ein paar kleine Puppen sehen. Für die Größe des Pilzes hätte das schon mehr sein müssen meiner Meinung nach. Ich hoffe wirklich das ich hier keine gepushte Kolonie oder sonstig unnatürlich zusammengestelle Kolonie gekauft habe. Den Pilz schätze ich auf Golfballgröße ein wenn er zusammengebaut wäre. Die Königin war wie für Atta cephalotes typisch inaktiv. Sie lebte aber definitiv und wanderte ein wenig auf dem völlig zerbrochenen Pilz rum. Sehr schön war zu sehen wie die kleinsten Arbeiterinnen auf der Königin reiten und diese immer pflegen. Tote gab es nur 2 kleine Arbeiterinnen.
Es hat nur eine Stunde oder so gedauert da haben sie auch schon den Invertzucker und Ahornsirup entdeckt. Direkt wurde eine Straße gebildet und fast die halbe Kolonie ist losmarschiert.
Haben Atta eigentlich einen Sozialmagen und können die süße Flüssigkeit teilen? Wäre froh wenn mir das jemand beantworten könnte.
Ich versuche die Temperatur im Pilzbecken konstant bei 25 Grad zu halten damit es eine Bufferzone nach oben gibt. Habe gehört der Pilz macht noch 28 Grad mit und ab 30 Grad stirbt er relativ schnell.
Die Luftfeuchtigkeit unter der Pilzabdeckung sollte eigentlich immer über 90% sein. Im Pilzbecken selber schwankt sie noch so um die 80%.
08.08.2019
So jetzt nach ein paar Tagen kann ich deutlich sehen wie sie den Pilz wieder aufbauen und neuer Pilz mit Haferflocken und den geschnittenen Blättern angebaut wird. Die Kolonie hat ein richtiges Blätterlager am Nesteingang angelegt und zieht sich die Blätter in das Nest so wie sie gerade benötigt werden. Auch wird viel mit der Erde gebaut, leider auch ein wenig die EInsicht blockiert. Bei meinen Acromyrmex war das nie so extrem und die hatten so ziemlich das selbe Setup.
Man hat aber eigentlich noch eine relativ gute Einsicht in die 0,5L Tupperdose die als Pilzabdeckung dient.
So das war es aber erst mal. Jetzt heißt es wohl beten und abwarten wie die Kolonie sich macht. Ich hoffe ja wirklich das die Natur mir gnädig ist und die Hitzewellen jetzt ein Ende haben. Das nächste Update kommt dann in ein paar Wochen.
Grüße
Formi