Hallo liebe Eusozial Mitglieder und sonstige Vorbeileser,
ich würde allen gerne mal eine sehr tolle und extrem faszinierende Art vorstellen.
Es handelt sich dabei um Paratrechina longicornis.
Die Faszinierung und Begeisterung, die ich für diese Art habe begann schon vor 9 Jahren, als ich damals als noch etwas unerfahrener Halter die Art in der Natur in der Nähe des Strandes auf Gran Canaria beobachtete und sofort dachte es handelt sich um eine kleinere Cataglyphis Art. Jetzt frägt sich bestimmt ein Leser, wie ich diese Art mit Cataglyphis verwechseln konnte. Die Art die ich damals sah, bewegte sich mit einer extrem schnellen Geschwindigkeit und ihren langen Beinen in der heißen Sonnenhitze eines warmen Tages, wo es auch von Sand wimmelte und Steinen und mir fiel als ich versuchte sie zu bestimmen nichts ähnliches mir bekanntes ein außer Cataglyphis, die ich damals nur von Youtube Videos, Berichten und Fotos kannte sowie Informationen. Doch die kleine Größe der Arbeiterinnen und das nicht hochstrecken der Gaster gab mir Zweifel also forschte ich etwas im Netz nach und fand heraus, dass dies nicht Cataglyphis sondern Paratrechina longicornis ist. Ja damals vor 9 Jahren war ich echt ein Anfänger obwohl ich schon zuvor 2-3 Jahre Erfahrung in der Ameisenhaltung hatte. Ich versuchte die ganze Zeit den Ameisenstraßen zu Nestern zu folgen und die Art zu fangen doch 1 Woche Urlaub schien echt nicht genug zu sein um eine so schwer zu fangende Art zu ergattern, also flog ich enttäuscht nach Deutschland zurück. Im Jahre 2010 gings nach Teneriffa und dort traf ich ebenfalls auf diese interessante Art doch dieses mal wieder keinen Erfolg, andere Arten konnte ich ohne Probleme fangen. Ich versuchte also im Netz nach einem Verkäufer dieser Art zu suchen, doch ebenfalls keinen Erfolg. 2014 genau vor einem Jahr ging es nach Taiwan und dort traf ich auch auf diese Art und selbst 1 Monat Aufenthalt führte zu keinem Erfolg, ich lernte aber mehr über diese Art und ihre Nestweise kennen. Paratrechina longicornis bewohnt hauptsächlich Hohle Räume und Kanalisationen sowie hohle Steinmauern. Diese Art ist außerdem ein guter effektiver Jäger und geht koordiniert in Gruppen auf potenzielle Futtertiere los dabei, ist es ihnen egal ob diese noch leben oder tot sind. Ich konnte wieder nichts fangen, da die hohlen Bäume zu hart und hoch waren um irgendwie ranzukommen und ich eine kleine Angst hatte, von einer Vogelspinne oder Schlange gebissen zu werden, da man nicht in Löcher und sonstigen Hohlräumen langen soll egal ob dort Ameisen sind oder nicht, da es in solchen tropischen Regionen tödlich giftige Tiere gibt. Also ging es wieder nach Hause ohne Erfolg. Vor über 2 Wochen ging es nach Gran Canaria und ich hatte mir dieses mal ans Ziel gesetzt diese Art dort unbedingt zu fangen, sogar mit paar Tricks wenn es sein muss. Ich fand die ganze 1. Woche nichts bis auf 1 glücklichen Zufall bei dem ich zum ersten mal 1 Königin der Art sah, als diese beim Umzug in einen unterirdischen Schacht war, ich dachte mir dies wird extrem einfach werden und ich kann 1-2 oder mehr Königinnen von der Hand abgreifen und mithilfe eines Zuckerwasserköders fange ich mir an die 100 oder mehr Arbeiterinnen, damit die Königinnen ausreichend versorgt werden und es schon sehr bald viel Brut geben wird. Die Königinnen sind sowas von schnell und mit dem Auge kaum erkennbar langsamer als die Arbeiterinnen, ich hatte 3 Versuche nach einer Königin zu greifen oder ein Reagenzglas, Becher oder sonstiges drüber zu stellen, doch jedesmal war die so flink man hatte keine Chance beim einfangen vor allem, weil die Ebenen wo die umzogen extrem uneben waren und so ein Behälter niemals dicht aufliegen würde. Leider gab es wenige Umzüge ich sah maximal 2 während meiner Zeit dort und jedesmal gleiche Begebenheiten.
Die Situation änderte sich als ich in Gran Canaria, Maspalomas zu dem ehemaligen Ocean Park ging und hier eine sehr große Kolonie sah die eine Straße auf einen Baum hatten. Dieser Baum war merkwürdig, da ich ab 1.30 m eine Gabelung von dicken Ästen fand und aus einem mir bis heute unerklärlichen Grund einige faustgroße Steine vorfand und haufenweise Laub vermischt. Welcher normale Mensch legt einen Haufen von Steinen auf einen Baum? Waren das Kinder wo mal spielten? Die Kolonie schien in dem Stein und Laub Gemisch zu leben, hatte ich nun dieses mal doch eine Chance. Ich hatte zuvor eine größere Plastikflasche aufgeschnitten und mit Talkum bestrichen und griff nun in sekundenschnelle rein und legte einen Teil der Steine und Laub in diese Flasche, Juhuu dabei waren auch 5 Königinnen welche fast schon freiwillig in eine große TicToc Dose(rote) zogen, die ich zuvor mit einem Feuchten Taschentuch ausgestattet hatte. 2 Tage später fand ich noch so einen Baum, nicht mal 12 Meter daneben. Ich finde es echt komisch mit den Steinen auf den Baum und wie diese dort hoch kamen, die Ameisen waren das wohl nicht da diese Steine Faustgroß bis größer waren.
Fazit, ich besitze nun 2 Kolonien mit 1 mal 5 Königinnen und ca. 200 Arbeiterinnen und
eine mit 4 Königinnen und ca. 100 Arbeiterinnen.
Hier mal einiges Wissenswerte zu der Art:
Paratrechina longicornis:
Größe der Arbeiterinnen: 3-3.5 mm
Größe der Königinnen: 6 mm
Verbreitung: Kanarische Inseln, Afrika, Asien, Südamerika, Australien.
Temperatur: sollten wärmer gehalten werden 24-28 Grad empfiehlt sich, da diese Art nur in warmen Ländern vorkommt, welche auch im Winter noch tagsüber mit Sonneneinstrahlung das Nest auf über 20 Grad bringen.
Nestbau: Diese Art lebt in Hohlräumen und baut laut meinen langjährigen Beobachtungen keine Erdnester und selbst in der Haltung wird kein Erdnest gebaut, habe dies schon probiert, indem ich in die Arena Pflanzen+Erde und Humus gesetzt habe und dies komplett ignoriert wird und Reagenzgläser und ein Ytong Nest bevorzugt wird.
Winterruhe: Nein
Ernährung: Insekten, Zucker und Honigwasser.
Besonderheiten: Diese Art kann sich extrem schnell bewegen, es sieht manchmal so aus als würden diese über den Boden fliegen und nicht rennen da es so schnell und wild ist. Bei der Nahrungsbeschaffung, dient eine Gruppe als Nahrungsträger und Erleger, das heißt sie tragen und töten ihre Beute, während die anderen Arbeiterinnen das Futter umkreisen um vermutlich vor Nahrungsdieben zu schützen. Diese Art fugiert noch ab 20 Metern vom Nest entfernt, deshalb ist es oft schwer das eigentliche Nest zu finden.
Zum Diskussionsbereich geht es hier:
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=3573
Gruß,
Marcel