Im Dezember 2017 erhielt ich eine Tetraponera schulthessi Kolonie aus Südafrika. Die Ameisenart gehört zu der Unterfamilie der Wespenameisen, der Pseudomyrmecinae. Die Königin wurde mit ca. 40-60 Arbeiterinnen in einem trockenen Waldstück am Rande einer Savannenlandschaft gesammelt.
Die Kolonie lebt auf einem Bambusgeflecht, welches durch eine Passiflora sp. berankt ist und die Bambusstäbe werden dabei als Nest von den Ameisen bewohnt. Bei Bedarf nach mehr Platz zur Aufzucht von Brut öffnen sich die Arbeiterinnen einfach weitere Kammern in den Bambusstäben.
Leider wurde bei dem Transport die Passiflora verletzt und in der Folge starb ein großer Teil der Pflanze dann ab. Gefangen hat sie sich schnell und ist nun gut am Wachsen.
Die Arbeiterinnen können mit ihren großen, schwarzen Augen sehr gut sehen und reagieren schnell auf Bewegungen in ihrem Umfeld. Ihr Körper ist orangefarben und schlank, lediglich die Spitze der Gaster ist deutlich dunkler in ihrer Färbung und die Ränder der Mandibeln sind schwärzlich. Der Kopf kann manchmal in der Färbung ein wenig rötlicher ausfallen. Die Größe der Arbeiterinnen liegt bei neun Millimeter, die Königin bei elf Millimeter. Sie besitzen an ihrem ganzen Körper eine kurze Behaarung (Pubeszenz), welche den Arbeiterinnen in ihrem Erscheinen eine gewisse Mattheit verleiht.
Die Arbeiterinnen haben sich in den letzten dreieinhalb Monaten an die neue Umgebung bei mir gewöhnt.
An der Futterstation gibt es Erfrischungen!
Systematik
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Teilordnung: Stechimmen (Aculeata)
Überfamilie: Vespoidea
Familie: Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie: Wespenameisen (Pseudomyrmecinae)
Gattung: Tetraponera
Art: Tetraponera schulthessi (Santschi, F., 1915)
Hier verlässt eine Arbeiterin das Nest.
Die T. schulthessi Arbeiterinnen sind sehr neugierig und suchen systematisch ihr Refugium nach Fressbarem ab. Im Angebot sind Invertzucker im RG und der Nektar der Passiflora sp. (Kohlenhydrate) und frische Schaben (Eiweiße). Wasser bot ich die erste Zeit nicht an, steht jetzt aber ständig zur Verfügung und wird regelmäßig angenommen.
Hier haben sich einige Arbeiterinnen zum Fressen versammelt. Ab und zu füttere ich direkt auf dem Bodengrund und es kommen neuerdings bis zu acht Arbeiterinnen zusammen. Die (sichtbare) Aktivität der Kolonie ist erfreulicherweise steigend und der Proteinbedarf ist zur Zeit sehr hoch, wahrscheinlich ziehen sie fleißig Brut auf. Grundsätzlich versuche ich den Tieren die Möglichkeit zu geben, sich relativ natürliche Nestbedingungen zu schaffen und manchmal habe ich das Glück dann auch Einblicke in das Nestgeschehen zu erlangen. Dies schließt sich bei Bambusstäben in dieser Form leider aus, aber ich bereue es nicht, denn es sieht nach meinem Empfinden sehr schön aus und bietet eine faszinierende Direktheit in der Beobachtung, ohne Glasscheibe oder andere Gegenstände, die die Einsicht stören.
Mit den Futtertieren habe ich einiges ausprobiert, die Schabenart Blaptica dubia wird besonders gut angenommen. Meiner Vermutung nach hätte die T. schulthessi kleinere Schabenarten bevorzugt, dem ist aber nicht so: Blaptica dubia ist für meine Kolonie die absolute Wahl und die Größe nur bedingt ausschlaggebend. Die B. dubia verfüttere ich nicht als adulte Tiere, sondern biete die deutlich kleineren Nymphen an.
Interessanterweise ist mir aufgefallen, dass das frisch angebotene Futtertier häufig für einen halben Tag nicht beachtet wird und erst dann als Futterquelle genutzt wird. Woran mag das wohl liegen? Zu frisch? Noch zu lebendig? Eine Vorliebe für Aas?
Bald geht es weiter! Anmerkungen, Überlegungen und auch Kritik zum Haltungsbericht bitte hier äußern: Diskussionsthread
Gruß, Olaf