Guten Morgen,
wie versprochen heute der Bericht über die gigas. Kurz an Skrillex und alle anderen: Ihr könnt hier gerne reinschreiben, sofern es um diese Art geht. Sowie ich es kann, beantworte ich gerne Fragen.
Die Pflanzen im Becken habe ich fast alle von Bens Jungle. Namen dazu müsste man sich dann erneut durch Bildervergleich heraussuchen. Kaufe das, was mir optisch gefällt und von Bedinungen und wuchs in die Becken passt.
Die angesprochene Pflanze mit den hellen Blattadern habe ich per Samen aufgezogen und diesen wiederrum habe ich vom Roger. Im Paraponerabecken habe ich eine weitere, die bereits größere ist und permanent blüht. Da sitzen dann die Meranoplus und Pseudomyrmex drin. Dadurch wird sie wohl besteubt und ab und zu habe ich weitere kleine Sprösslinge, die aber von den Ameisen schnell ausgerupft und vermutlich als Nestmaterial benutzt werden.
Anfänge und Haltungsart:
Angefangen habe ich wie der Vorhalter mit einem Korknest, was auch wunderbar funktioniert hat. Im großen Terrarium habe ich dann morsches Holz aus dem Wald angeboten und meine wunderschönen Korknetser. Genommen haben sie natürlich das Naturholz anfangs -.- Ich habe das getan, obwohl andere Halter ihre gigas an genau dieser naturnahen Haltung verloren haben (Pilz, Schimmel, Feuchtigkeit) und bin nicht enttäuscht worden.



Aktueller Stand:
Ich habe diese Kolonie ja im Januar 2015 bekommen und jetzt haben wir 15 Monate später. Die Kolonie wurde stets gut gefüttert und damit meine ich jeden Tag. Angefangen habe ich mit 3 Arbeiterinnen. Heute ist die Kolonie schätzungsweise 200 Arbeiterinnen groß! Es sind ständig, tag und nachts Tiere draußen. Manchmal sind nachts sogar nur sehr wenige Tiere draußen, während ich tagsüber eigentlich immer 10-20 zählen kann.

Platzbedarf:
Tja, sie sind ja halt sehr stark gewachsen. Anfangs waren sie nur in der Wurzel in der Mitte. Diese ist so dick wie ein Oberschenkel. Da haben sie sich gleich reingenagt. Im Laufe des Jahres konnte man immer wieder richtige "Nage-, Knabber"-Geräusche hören, wenn Sie die Wurzel weiter ausgehöhlt habe. Das ist schon interessant, weil ich das noch von keiner anderen Art gehört habe. Ich fand das natürlich etwas schade, denn ich hatte viel Zeit in die Außen(sicht)nester investiert. Und da ich im ersten Becken mit dem kleinen Korknest gesehen habe, wie lange die Brutentwicklung bei den gigas ist, dachte ich mir, dass ich die nächsten 2-3 Jahre nur Tiere im Außenbereich sehen würde. Trotzdem war immer mal die eine oder andere in den Sichtnestern unterwegs. Anfang April 2016 habe ich dann nach etlichen Wochen mal wieder einen Kontrollblick dort hinein geworfen und staunte nicht schlecht. Sie hatten einen Teil Ihrer Brut in das kleinste der Nester geschafft. Konkret waren das etwa 10-20 Tiere und genauso viele Larven. Ein paar Tage später kamen mehr dazu. Dann sah es so aus:


Weitere Tage später wurde auch das größte Nest bezogen und nochmal ein paar Tage später sah dieses dann bereits so gut gefüllt aus:

Die oberen 3 Kammern von schräg oben, damit ihr mal die Brut seht.



Was daran beeindruckend ist: im letzten April habe ich die gigas mit etwa 10 Arbeiterinnen und 10-20 Bruteinheiten ins Becken gesetzt. 12 Monate später seht ihr 200 Arbeiterinnen und nochmals 200 Bruteinheiten. Was wird im April 2017 sein???
Wer die Bilder genau anschaut, wird vergeblich die Königin suchen. Die hockt noch in der Wurzel. Bleibt die Frage, wieviele Arbeiterinnen da noch drin sitzen? Ich gehe davon aus, dass die Kolonie in diesem "kleinen" Becken nicht mehr lange haltbar sein wird.
Futterbedarf:
Sie verarbeiten das, was sie bekommen. Vielleicht habe ich auch "zu viel" gefüttert, dass sie so schnell gewachsen sind. Manchmal bekommen sie nur 5 mittlere Heimchen am Tag, manchmal 20. Das liegt an meiner Laune. Verarbeiten würden sie immer ALLES, auch wenn ich noch mehr geben würde.
Charakter:
Camponotus sind friedliche Tiere. Sie sind nur immer sehr durstig (absolute Zuckerwasserjunkies). Und sie sind ein guter Indikator, wann man das Zuckerwasser erneuern sollte, genau wie die Paraponera. Ist es älter als 4-5 Tage an der Luft, trinken sie es, aber nur noch etwas widerwillig. Flüssig und "süffig" muss es sein 
Sie sind unglaublich neugierig und stets fokussiert auf Futtersuche. Dabei gehen sie aber sehr vorsichtig vor. Ertasten sie ein totes Heimchen schnellen sie entweder vor, beißen kurz rein und ziehen sich dann wieder einen Zentimeter zurück und tasten alles ab oder sie rennen erst einmal weg, vor allem, wenn sich die Beute bewegt.
Es sind absolut nicht-agrressive Tiere, perfekt für Gäste oder Kinder, wobei die dann doch wieder Angst haben. Aber ich muss jeden Tag per Hand Tiere wieder ins Becken zurückbringen, die beim Füttern neugierig aus deroffenen Tür gestürmt sind. Denn das tun sie wirklich sehr oft und schnell. Ist schon schwer geworden. Oft lege ich einen Zuckerwasserstreifen über einen halben Meter auf der Kunststoffschiene vorne, unten am Terrarium. Die hält sie auf. Dann erst kann ich in Ruhe füttern. Ansonsten rennen sie raus, paar Zentimeter herunter und lassen sich dann fallen. Das ist ok, weil das höre ich. Schwieriger wirds, wenn sie am Rand direkt zu den Oecophylla nebenan rennen oder oben herum. Gigas haben wir eigentlich schon überall im Haus gefunden. Im Erdgeschoss, im Bad, im Schlafzimmer. Sie sind ja aber lieb und lassen sich problemlos mit der Hand einfangen, indem sie auf die Hand laufen und ich sie dann (sofern sie sich nicht erneut fallen lassen) nach Hause trage.
Andere Ameisenarten:
Pseudomyrmex maculatus ist im Laufe des Jahres zugezogen und entwickelt sich prächtig.

Sehr aktive Art, immer frecht und kleine Schisser. Natürlich sehen sie die RIESENHAND mit dem Heimchen und rennen erst einmal hinter den Baumstamm. Das meine ich aber nicht. Selbst wenn man ihnen ganz vorsichtig ein Mikroheimchen oder eine Fruchtfliege hin hält, beißen sie oft kurz rein und rennen wieder 1-2 Zentimeter weg. Manchmal stürmen sie aber auch wie Pachycondyla drauf zu, beißen und stechen zu gleich. Sind sehr aktive, intelligente Tiere.
Die Tiere rennen gerne auch mal außerhalb des Beckens herum. Irgendwo ist noch eine kleine Lücke
Man kann die Tiere recht problemlos mit den Hängen fangen. Nur bitte nicht zwischen den Fingern packen, stechen können sie dennoch. Aber sie laufen gerne auf die Hand und tun dann nichts.
Sie teilen sich den Lebensraum im oberen Bereich des Beckens mit einer Cataulacus. Diese sind noch deutlich zahlreicher geworden, wobei die Cataulacus noch zahlreicher draußen herum rennen. Habe meist 20 Tiere auf dem Becken. Dort liegen die benutzten Pinzetten und werden von ihnen abgenagt, denn meist sind noch Heimcheninnereien dran, die wir extra wegen der Kleinen dran lassen 


Der letzte Neuzugang stellen Myrmicaria arachnoides dar. Diese haben erst ohne Nest auf einem Baumstamm gewohnt, 2-3 Wochen später haben sie sich an einer Bromelie wie in der Natur ein Nest aus Pflanzenmaterial gebaut. Das Foto ist zeimlich cool, weil es die 3 kleinen Arten auf einmal zeigt. Unten links ist noch eine Cataulacus und in der Mitte eine Pseudomyrmex.

sonstige Mitbewohner/Störenfriede:
Anfangs hatte ich viele Spinnen durch das Holz aus dem Wald. Diese habe ich sukzessive gejagt und vernichtet. Jetzt sind fast keine Spinnen mehr da. Diese sind den gigas nämlich haushoch überlegen. Ich rede hier nicht vom Hausknecht, der auch ganz einfach Myrmecia kriegt, sondern von kleinen, 5-9mm Spinnen mit dickem Hinterleib und nur kleinen, verworrenen Netzen.
Asseln sind viele drin. Dadurch habe ich immer wieder Probleme bei den Pflanzen. Wenn ich mal welche sehe, kommt die starre Pinzette und...
Hunterfüßer sind leider auch etliche drin und vermehren sich derzeit gut. Die werde ich genauso wenig wie die Asseln bekämpfen können. Ab und zu sehe ich eine tote, ausgesaugte gigas. Da ich kaum noch Spinnen im Terra habe, denke ich, dass diese die gigas auch kriegen.
Majore?
Dies sind die derzeit größten Tiere, die ich sehen kann. Es sind keine großen Majore, aber kleine dennoch. Da die Königin noch im Baumstamm sitzt, werden dort auch die richtigen Brummer sitzen.



Zukunft:
Für mich als privaten Halter, werden diese Ameisen wohl nicht mehr SO lange zu halten sein. Der Platzbedarf übersteigt dann bald doch meine Möglichkeiten. Deswegen werde ich die Kolonie in ca. einem Jahr vermutlich abgeben. Sie ist auf jeden Fall denkbar einfach in der Pflege und durch die herausnehmbaren Nester wird ein Transport auch möglich sein, aber kein Versand.
Am ehesten sehe ich die Kolonie in einem Zoo und nehme auch gerne ab sofort Anfragen dafür an.
Wenn ein privater Halter Interesse an einer der größten Camponotus gigas Kolonien in der Haltung weltweit hat, so kann er sich natürlich auch melden. Aber wie gesagt: abgeben werde ich die Kolonie NOCH nicht.
Gruß
Stephan