Infos zur Haltung von Gnamptogenys (aus Malaysia)

  • Bau eines kleinen Beckens mit integriertem Nest für Gnamptogenys spec.


    Hallo ihr,
    diesen Nachmittag habe ich damit verbracht, ein kleines Becken für meine Gnamptogenys Kolonie aus Malaysia vorzubereiten. Nach ein paar Stunden Rumwerkeln, hauptsächlich am Ytong, konnte die Kolonie nun einziehen. Das Becken hat eine Grundfläche von 20x20cm und eine Höhe von 10cm und sollte für diese etwas über einen Zentimeter großen Urameisen dauerhaft oder zumindest für lange Zeit ausreichend sein.


    Als Nest dient ein Ytong, den ich zunächst mit einer Fuchsschwanzsäge zurechtgesägt und ihm an der Rückseite eine steinartige Struktur verpasst habe. Danach kam die Arbeit, die immer am längsten dauert: das Aushöhlen der Kammern. Ich plane die Kammern immer sehr dicht nebeneinander, um keinen Platz zu verschwenden und um auf möglichst kleinem Nestvolumen viel Nestfläche bieten zu können. Ein Bild vom Anfang, die Kammern zeichne ich immer grob mit einem Bleistift vor und arbeite sie mit einem Schraubenzieher heraus:


    Vor der Bearbeitung mit dem Schraubenzieher lasse ich den Ytong sich immer gut mit Wasser vollsaugen, denn das erleichtert die Bearbeitung erheblich; es staubt nicht und außerdem brechen nicht so schnell größere Stücke heraus, da der Porenbeton im nassen Zustand etwas weicher ist:


    Nachdem ich fertig war und den durch die Arbeiten entstandenen Staub gründlich abgewaschen habe, ging es mit dem Bemalen weiter. Ich habe dazu Naturlehm in Pulverform mit kochendem Wasser angerührt und das Nest mehrmals komplett damit eingepinselt. Zwischendrin muss der aufgepinselte Lehm immer erst ein wenig trocknen, sonst pinselt man ihn bei der nächsten Schicht wieder weg. Auch dunkler, grober Humus für den nächsten Schritt steht schon bereit:


    Mir gefällt es immer einen leichten Kontrast zwischen Kammern und den Trennwänden zu haben. Daher habe ich, nachdem das ganze Becken mit dem hellbraunen Lehm eingestrichen war, den flüssigen Lehm mit dem Humus vermischt und alles außer den Kammern dunkler angestrichen:


    Anschließend musste ich die Kammern noch einmal hell nachmalen; fertig ist das neue Nest:


    Als Bodengrund dient etwas Lehm mit Kokoshumus, nur etwas Deko fehlt noch - das Nest gefällt mir schonmal richtig gut:


    Eine hübsche Wurzel, ein sehr kleinbleibender Klee und etwas Moos bilden die schlichte Einrichtung für das kleine Becken:


    Nachdem die Einrichtung fertig war, habe ich noch einen Glasrahmen als Ausbruchsschutz mit durchsichtigem Aquariensilikon angebracht, ich hatte ihn mir extra getrennt vom Becken schicken lassen, damit ich den Ytong ins Becken hineinbekomme:


    Damit ist das kleine Formicarium auch schon fertig, die Gnamptogenys spec. aus Malaysia können ihr neues Zuhause beziehen:


    Falls Interesse besteht, kann ich gerne ein wenig über die Haltung dieser zu Unrecht nur wenig bekannten Gattung berichten.


    LG, Phillip :wave:

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hi Phillip,


    auch von mir ein Lob für das grandiose Becken.
    Man sieht, du machst das nicht zum ersten mal!
    Vor allem finde ich gut, dass du die Arbeit recht detailliert beschreibst.
    Da kann man echt noch etwas lernen.


    An einem Haltungsbericht bin ich auch immer interessiert!
    Ich denke alles an Informationen, was man zu Ameisenhaltung sammeln kann, sollte man auch sammeln.
    Wer weiß wann es jemand brauchen kann.


    LG
    Denjo

  • Hey ihr zwei, danke für die Rückmeldungen! :)


    Gnamptogenys sind wirklich unkomplizierte Ameisen in der Haltung. Sie tragen alles an kleineren Insekten ein, sind recht aktiv - in die Arena gelegte Futtertiere verschwinden meist innerhalb der nächsten Minuten im Nest - und bisher entwickelt sich die Kolonie auch ziemlich gut. Es sind leider mit der Zeit einige Arbeiterinnen gestorben, das ist aber denke ich zum Einen darauf zurückzuführen, dass es sich ja bereits in der Natur um eine größere Kolonie handelte, die Arbeiterinnen also schon teilweise recht alt sein dürften und auch auf die Veränderungen, auf die manche Ponerinae manchmal etwas empfindlich reagieren können. Einen wirklichen Grund zur Sorge sehe ich in der anfänglichen Sterblichkeit aber nicht, in den letzten Wochen sind nur noch zwei oder drei Arbeiterinnen gestorben.


    Interessanterweise hat die Kolonie weiterhin zwei Königinnen, diese sitzen oft auch direkt nebeneinander, es handelt sich scheinbar um eine zumindest schwach polygyne Art, nicht ganz untypisch für Urameisen. Brut gibt es ordentlich, einige Puppen, eine ganze Menge Larven und auch Eier. Da die Kolonie dazu neigt, sich eng auf einem Haufen in einer Kammer des Nestes aufzuhalten, ist davon auf den Fotos aber nicht viel zu sehen.


    Neben Futtertieren nehmen sie auch gerne Zuckerwasser an, ich gebe ihnen nur ab und zu welches, aber dann sitzen auch gerne mal 10-12 Arbeiterinnen daran und nehmen die süße Flüssigkeit auf. In der Natur waren Gnamptogenys oft auf Blättern und in den Büschen zu beobachten, wahrscheinlich jagen sie nicht nur andere kleine Insekten, sondern haben eventuell ähnlich wie die Ectatomma aus Südamerika kleine Nutztiere, etwa Blattläuse, deren Ausscheidungen sie aufnehmen.


    Heute gab es bei den Gnamptogenys etwas zu sehen, was mich richtig glücklich macht; die erste Arbeiterin ist geschlüpft! Sie ist noch ganz hell gelb; es wird einige Tage dauern, bis sie die rotschwarze Färbung der anderen Arbeiterinnen vollkommen angenommen hat und nicht mehr zu unterscheiden ist. Hier ein paar Bilder der ersten bei mir geschlüpfte Arbeiterin und ein paar anderer an einem frischeingetragenen Heimchen:


    Ich freue mich auf die weitere Entwicklung der Kolonie, sind schöne Ameisen.


    LG, Phillip :)

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hey, diese Gnamptogenys sind typische Bewohner des südostasiatischen Regenwaldes. Sie legen ihre Nester direkt im Lehmboden an, bevorzugt in Hanglage - der Boden im Regenwald ist dauerhaft feucht, derartige Lehmböden speichern natürlich sehr viel Wasser. Diese Art ist auch tatsächlich ziemlich empfindlich gegen Trockenheit, es sterben dann schnell viele Tiere weg. Ein Reagenzglas mit Wassertank langt nicht unbedingt, lieber sollte das ganze Becken leicht feucht gehalten werden; Tropenklima eben.


    Dementsprechend sind auch die Temperaturen zu wählen, im mittleren bis oberen Bereich der 20er sollte diese tagsüber idealerweise schon liegen.


    LG, Phillip :wave:

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

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