Major Tom Student
  • Member since Feb 23rd 2017

Posts by Major Tom

    Mit Sicherheit eine der am schwierigsten zu fotografierenden Ameisenarten, denen ich hier in Australien bisher begegnet bin: diese goldene Polyrhachis sp.

    Polyrhachis sp. aus Australien

    Die Tiere bewegen sich ungeheuer schnell, sodass mir nur dieses eine Bild gelang, und das auch nur, weil ich dieses kleine Volk offenbar beim Umzug erwischte, und das tragen einer Puppe die Arbeiterin deutlich ausbremste.

    Aber selbst mit Gepäck bewegen sich diese Ameisen noch mit einer ziemlichen Geschwindigkeit durchs "Unterholz". Aufgenommen etwas nördlich von Kalbarri, WA.

    Iridomyrmex sp. in der Gründungskammer


    Eine Iridomyrmex cf. bicknelli Königin mit einem ersten Eipaket in ihrer Gründungskammer unter einem Stein.

    Gefunden habe ich die Kleine nahe des Kalbarri National Parks in Western Australia.
    Diese Art ist insbesondere im südlicheren Australien enorm häufig, und selbst jetzt im Winter, bei Tagestemperaturen von etwa 20 Grad Celsius und Nachttemperaturen, die deutlich in den einstelligen Bereich gehen, sind noch regelmäßig Schwarmflüge zu beobachten.

    Die Tiere haben eine ähnliche Größe wie Lasius niger, und dürften auch eine ähnliche ökologische Nische besetzen wie Lasius niger in Mitteleuropa. Im urbanen Raum habe ich sie, neben den invasiven Pheidole megacephala,als eine der häufigsten Ameisenarten erlebt.


    LG

    Letzte Woche konnte ich erneut einen Myrmecia Schwarmflug beobachten, der diesmal sogar bei Tag stattfand.

    Gegen Nachmittag war ich gerade bemüht Fotos eines im Nesteingang sitzenden Myrmecia cf. gratiosa Männchens zu schießen, als das Tier urplötzlich aus dem Fokus verschwunden war.

    Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass der "kleine" Kerl (gut 2cm) zügig das Nest verlassen hatte und im Begriff war abzuheben. Ich schaute ihm noch eine Weile hinterher, bis er in den Baumkronen der Eukalyptusbäume verschwunden war.

    Wenige Kilometer weiter entdeckte ich dann einige Männchen, die im Suchflug kleine Sträucher und Bäume umschwirrten und immer wieder für einige Sekunden im Laub verschwanden. Ob die Junggynen etwa dort sitzend auf die Männchen warten? Sehen konnte ich keine, das Verhalten der Männchen ließe sich aber durchaus so deuten.


    Gegen Abend waren dann endlich auch (dealate) Gynen zu sehen, die den sandigen Boden nach geeigneten Nistmöglichkeiten absuchten.


    Myrmecia cf. gratiosa


    Beobachtet im John Forrest National Park, einige Kilometer östlich von Perths Innenstadt.


    LG

    Eine alate Myrmecia cf. desertorum auf der Nullarbor Plain in Western Australia.

    Myrmecia cf. desertorum

    Nach einem trockenen und heißen Sommer war, vermutlich zum ersten mal seit langem, ein heftiges Gewitter aufgezogen und hat reichlich Regen gebracht.


    Nach dem Regen, bei noch etwa 22° C, erwachte die Wüste mit Einbruch der Dunkelheit dann plötzlich zum Leben. Überall tauchten Tiere auf, von Skorpionen über gigantische Skolopender bis hin zu allerlei schwärmenden Ameisen (mehrere Camponotus und Iridomyrmex Arten)

    Nach einer Weile entdeckte ich neben einem kargen Busch ein reges Treiben auf dem Boden einer ganz gewöhnlichen "Truck Resting Area" am Straßenrand. Dutzende agressive Myrmecia-Arbeiter machten in einem Radius von deutlich über drei Metern den Wüstenboden unsicher. Bei genauerem Hinsehen wurde auch klar, warum.

    In der Mitte des Getümmels befanden sich einige Löcher in einem flachen Hügel von etwa 60cm Durchmesser im Boden, die in ihrer Größe stark an Eingänge eines Mäusebaus erinnerten. Aus ihnen strömten einige Alate herbei und machten sich offenbar zum Abflug bereit.

    Das rege Treiben der aggressiven Arbeiter ließ mich leider nicht allzu nah an das Geschehen herankommen, wollte ich keinen der heftigen Stiche riskieren. Für einige (mittelmäßige) Fotos hat es jedoch dennoch gereicht :)


    Zu meiner Verwunderung fand ich am nächsten Morgen im Abstand von weniger als einem Meter zum Nesteingang der M. desertorum mehrere, sehr kleine Eingänge einer weiteren, kleinen Myrmecia-Art, die dort offenbar auf kleinem Raum mehr oder weniger friedlich mit ihren großen Verwandten koexistiert. Es schien sich um eine Art aus dem M. chasei Komplex zu handeln.

    Beide Arten entdeckte ich interessanterweise häufiger in der Gegend um Caiguna, in welcher auf AntMaps meines Wissens keine oder kaum Arten der Gattung verzeichnet sind.


    Viele Grüße nach Europa, hoffe ihr kommt gut durch diese schwierige Zeit!

    Tom

    Myrmecia nigriscapa vor dem Nesteingang (Victoria, Australien).


    Myrmecia nigriscapa


    Die Kolonie schien schon größer zu sein, dennoch dauerte es eine gute halbe Stunde, bis ich das Nest ausmachen konnte - obwohl der Eingang direkt neben einem Wanderweg lag.


    Zunächst waren mir mehrere Arbeiter dieser hübschen Art auf einer Strecke von wenigen Metern begegnet, sodass ich stutzig wurde. Bisher fand ich Myrmecia-Arbeiter immer nur recht vereinzelt.


    Da die Tiere aber ein sehr gutes Sehvermögen besitzen und somit schnell mitbekommen wenn sie beobachtet werden, war es schwierig ihnen unauffällig bis zum Nest zu folgen. Erst indem ich immer wieder länger still hielt, und mich so Stück für Stück vortastete, fand ich schließlich den Eingang. Gut versteckt unter einem umgefallenen Baumstamm, konnte man einen leichten Krater erahnen, in dem ein kleines Häufchen aus zusammengetragenem Allerlei aufgehäuft war; Laub, kleine Äste und Steine.
    Irgendwo in diesem Haufen dürfte der Eingang gelegen haben, da hin und wieder Arbeiter mit Beute darin verschwanden und meine Anwesenheit bald einige neugierige, aber wenig aggressive Tiere hervorlockte.

    Myrmecia cf. forficata im „Ocean Grove Nature Reserve“, ein Naturschutzgebiet im Süden des australischen Bundesstaates Victoria.


    Myrmecia cf. forficata


    Die Art gehört zu den größten Myrmecia spp., und war nur eine von insgesamt 5 Arten der Gattung, die ich, trotz der kühlen Temperaturen von maximal 20 °C in der Gegend, in den letzten Tagen beobachten konnte.



    Grüße
    Tom

    Einblick in das ganz alltägliche Nestleben einer Lasius (Chthonolasius) cf. sabularum Kolonie.
    Lasius (Chthonolasius) cf. sabularum
    Trotzdem eine erfolgreiche Artbestimmung bei dieser Untergattung teilweise ja beinahe unmöglich ist, versuchten Phil und ich vor einiger Zeit mit dem Bestimmungsschlüssel aus dem „Seifert“ (2007) unser Glück.
    Wir konnten immerhin auch viele Arten ausschließen, und nach einigen weiteren Stunden vor dem Mikroskop denke ich nun, dass eig. nur noch Lasius sabularum infrage kommen dürfte - allerdings treffen selbst hier nicht alle Merkmale zu 100% zu.
    Das legt wohl die Vermutung nahe, dass es sich um einen Hybrid zwischen zwei Chthonolasius-Arten handelt.



    LG
    Tom

    Am 29. Juni konnte ich gegen Mitternacht zahlreiche Colobopsis truncata Gynen beobachten, die vom Licht auf der Terasse angelockt wurden.


    Auch in den darauffolgenden Nächten (einmal auch am Tag) fand ich in der Umgebung von Darmstadt (Südhessen) noch vereinzelt Geschlechtstiere; es scheint in dieser Gegend erfreulicherweise eine relativ große Population der Art zu geben.
    Aufgrund der arboricolen Lebensweise gehören Schwarmflüge wohl zu den wenigen Gegebenheiten, bei denen sich C. truncata ohne größeren Aufwand relativ gut finden und beobachten lässt.


    Colobopsis truncata Gyne



    LG

    Gigantiops destructor mit „erbeuteter“ Kurzflügelgrille (Gryllodes sigillatus).


    Gigantiops destructor mit Gryllus sigillatus


    Da die lebendigen Grillen wohl nicht so leicht zu erjagen sind, biete ich sie tot mit der Pinzette an.
    Durch leichtes Bewegen des Futtertiers lässt sich so ebenfalls eine Art „Jagd“ simulieren.


    Es handelt sich i. Ü. um die Kolonie von Phil, die sich aktuell bei mir zur Pflege befindet.



    Grüße
    Tom

    Hi,


    Ein sehr interessanter Bericht, vielen Dank!


    Ich hoffe es ist in Ordnung hier direkt zu schreiben, einen Diskussionsthread konnte ich leider nicht finden.


    Es kam zwischenzeitlich aufgrund der Aussenaktivität der Chthonolasius sp. kurz die Sprache auf meinen Bericht im Ameisenforum, worauf ich nochmal kurz eingehen möchte.
    Grund war ja, dass die Chthonolasius aus dem Bericht hier wenig bis keine Aussenaktivität zeigten, während meine Tiere häufiger in der Arena unterwegs waren und auch noch sind.
    Mittlerweile, bei über 200 Chthonolasius und knapp 40 L. cf. niger sind sogar fast ausschließlich die Sozialparasiten unterwegs, die Wirte sind nur vereinzelt in der Arena, hängen zumeist im Nest herum und kümmern sich etwas um die Brut.
    Ich glaube eher nicht, dass dies an der Entfernung des Nestes zur Arena liegt, da meine Chthonolasius nun, mit etwas größerer Arena als zuvor, immernoch das gleiche Verhalten zeigen und auch weiter entfernt vom RG fouragieren, dabei keinesfalls zurückhaltend oder ängstlich wirken.
    Vielmehr wäre meine Vermutung, dass der Grund für das unterschiedliche Verhalten entweder in der Art der beiden beteiligten Spezies, oder aber der Menge der Wirtsarbeiter zu suchen ist.
    Denn mit etwa 40 Wirtsarbeitern sind diese bei meinen Kolonien deutlich in der Unterzahl, während sie hier vermutlich immernoch die Mehrheit ausmachen. So könnte ich mir vorstellen, dass die Sozialparasiten gezwungen sind, ebenfalls in großer Zahl zu fouragieren, um die Gyne ausreichend zu versorgen, während das hier auch noch von der Wirtsart alleine zu schaffen ist.
    Das ist nun natürlich eher Spekulation, um etwas Klarheit zu schaffen wären sicher weitere Gründungsversuche in diesem Bereich sehr interessant.


    Soweit mal meine Gedanken dazu, ich bin gespannt auf das nächste Update hier im HB!


    Viele Grüße