Solenopsis invicta - Diskussion

  • Hallo Patrick,
    auch wenn du in deinem HB gleich von vornherein in Verteidigungsstellung gehst und Argumente gegen eine Haltung dieser Art schonmal selbst vorbringst und auch gleich irgendwelche Beschimpfungen vorwegnimmst, ich kann dich beruhigen, das wird dir hier so nicht geschehen. Kann sein, dass mancher user diese Art für ungeeignet hält und ihre Haltung für riskant, das aber gibt niemanden das Recht zu unsachlicher und beleidigender Kritik.
    Sachliche Kritik dagegen ist ja sicher erwünscht und du kannst ihr mit ebenso sachlichen Argumenten begegnen.


    Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück und viele interessante Beobachtungen mit dieser Art und immer ein ausbruchssicheres Terrarium.
    Übrigens sind hungrige Ameisen besonders ausbruchswillig. Also lieber immer reichlich füttern und das dadurch entstehende Koloniewachstum dann dadurch beschränken, indem man ab und zu einen Teil der Kolonie, also der Arbeiterinnen entnimmt. Ich denke, das kann man bei solchen Arten machen, die ziehen ja sehr schnell wieder viele neue Arbeiterinnen auf.


    LG, Frank.

  • Man kann auch übertreiben... In den USA werden die Solenopsis invicta auch ganz gerne gehalten (siehe antfarm forum). Natürlich kann es sehr unangenehm werden, wenn sie ausbrechen - versteht mich nicht falsch, ich will das Risiko nicht herunterreden, aber ganz ehrlich, wenn man manchmal in Foren darüber ließt bekommt man das Gefühl als würde ein Weltuntergang ausbrechen wenn man diese Art hält.
    Dennoch, die Motivation dahinter, unbedingt solche kleinen, lästigen Biester zu halten kann ich nicht ganz nachvollziehen (auch wenn Du sie schön erklärt hast :)) - aber wie Frank schon sagte, beleidigen wird Dich hier niemand deswegen, und gerade so ein Haltungsbericht ist immer nützlich.


    Grüße, Phil

  • Wer spielt nicht gerne mit Feuer(ameisen)?


    Was ist denn eigentlich deine Motivation diese Ameisen zu halten? Immerhin sind sie ja nicht sooo selten, wie du auf der Weltkarte sehen kanst: http://www.ars.usda.gov/Research/docs.htm?docid=9168&page=1 (global range expansion of the invasive fire ant) zudem sind sie auch schon in den Niederlanden gesichtet worden http://www.eis-nederland.nl/pdfs/Noordijk_2010.pdf, so daß es vermutlich auch nicht mehr allzu lange dauern wird, bis sie in Deutschland einmarschieren.


    Ein weiterer Punkt, was mich stoeren wuerde ist die theoretische Koloniegroeße. Die Viecher nehmen sicher mehr Platz weg, als eine Atta species, bei massig Fuetterung usw. Mir waere es ja zu Schade in ferner (naher?) Zukunft die eigenen Tiere auch toeten zu muessen, nur um Herr der Lage zu bleiben, oder wie siehst du das? <- Das korreliert mit meiner Eingangsfrage.


    Ich kann die Faszination verstehen, wenn man bedenkt, wie gierig und effizient der Superorganimus wirkt. Dahingehend freue ich mich, daß du ein Haltebericht gestartet hast und uns an den Vorgaengen teilhaben laeßt. Neugierig bin ich ja nun schon.


    Viel Erfolg und weiterhin festen Schlaf wuensche ich.

  • Zitat von "myrmikonos"

    Was ist denn eigentlich deine Motivation diese Ameisen zu halten? Immerhin sind sie ja nicht sooo selten, wie du auf der Weltkarte sehen kanst: http://www.ars.usda.gov/Research/docs.htm?docid=9168&page=1 (global range expansion of the invasive fire ant) zudem sind sie auch schon in den Niederlanden gesichtet worden http://www.eis-nederland.nl/pdfs/Noordijk_2010.pdf, so daß es vermutlich auch nicht mehr allzu lange dauern wird, bis sie in Deutschland einmarschieren.


    Solenopsis invicta ist eine tropische bzw. suptropische Art, ihre invasive Ausbreitung ist vor allem klimatisch begrenzt. Wenn sie könnte, wär sie schon hier - wahrscheinlich gab es sie auch schon in dem oder Gewächshaus, in das sie per Blumentopf eingeschleppt werden, wie die meisten typischen weit verbreiteten Arten die man auch schon in D antrifft. Eine Besiedelung des Freilands in Deutschland ist sehr unwahrscheinlich, bzw. nur temporär im Sommer möglich.
    Steht so auch in der verlinkten Arbeit über die Niederlande:

    Zitat

    It is unlikely that fire ants can establish themselves in the outdoor environment of the Netherlands. A published model study shows that the climate in the Netherlands is too cold for successful reproduction in S. invicta


    Selbstverständlich ist das kein absolutes Urteil, man kann keine 100% sicheren Angaben machen- und als Hausschädlinge können sie dennoch auftreten und damit äußerst lästig werden.


    Und eine Etablierung im Freiland selbst ist erst der erste Schritt zu einer invasiven Art; sie muss sich auch gegenüber den dominanten, heimischen und damit sehr gut angepassten Arten wie Lasius niger durchsetzen können. Das hat meines Wissens bisher nur eine Art geschafft, die auch noch Lasius niger zum verwechseln ähnlich sieht, nämlich Lasius neglectus. Das ist aber wieder eine andere Geschichte, zeigt aber, dass die potenziellen Invasoren eher aus klimatisch ähnlichen Gegenden kommen.


    Grüße, Phil

  • Hallo,


    meine Motivation diese Art zu halten - das ist eigentlich eine gute Frage, auf die ich keine 100 %ige Antwort finde. Die Art gefällt mir in ihrer unkomplizierten Haltung, abgesehen von den Schwierigkeiten, die auftreten können, wenn etwas nicht bedacht wird. Ihr schnelles Koloniewachstum, aber auch ihr dominates, immer präsentes Auftreten. Ich war schon immer fasziniert von Pheidolen, und Solenopsis verbindet alle Eigenschaften einer Pheidole, nur alles nochmal etwas stärker bzw. ausgeprägter. Vielleicht ist es auch der Reiz, dass sie so unbeliebt und verachtet sind. Das soll aber bitte nicht in die unverantwortungsvolle Schiene rutschen. Natürlich machte ich mir meine Gedanken, bevor ich mir diese Art anschaffte. Durchaus bin ich mir auch bewusst, dass ich die Kolonie nicht dauerhaft pflegen werde, eben wegen ihrer enormen Koloniegröße, welche diese Art mit Sicherheit ziemlich erreichen kann. Jedoch ist dies kaum möglich. Wer hat schon die Möglichkeit, eine 50.000-100.000 ( was noch klein für Solenopsis ist ) große Kolonie zu pflegen, bzw zu füttern. Vorallem, verglichen mit Atta, ist dies bei Solenopsis kaum bis garnicht möglich, eben auch, da Solenopsis, doch schon etwas anders ist wie Atta. Klar ist es schade, diese Kolonie irgendwann einmal dann zu überbrühen. Natürlich interessiert mich auch ihr soziales Leben, ihr überaus, wie Du sagtest, effizienter Superorganismus.


    Ein etablieren einer solchen tropischen, bzw. subtropischen Art, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Wie ich schon sagte, werden etliche Kolonien oder Gynen nach Deutschland eingeschleppt, ebenso, wie auch andere Tiere. Oft durch Pflanzen, aber auch Früchten. Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber für mich ist kein Fall bekannt, in der sich eine Solenopsis invicta, dauerhaft irgendwo in Deutschland, oder ähnlichen Klimas angesiedelt haben. Wie Phil schon sagte, spielen viele Aspekte eine große Rolle, die dies verhindern. Natürlich gibt es Haussschädlinge wie Monomorium pharaonis, aber da gibt es auch Differenzierungen. Als Hausschädling kann wohl möglich auch Solenopsis invicta auftreten. Um eine Etablierung einer Art ebenso zu gewährleisten, reicht nicht nur eine Kolonie. Das müssen schon mehrere Kolonien sein, die ausschwärmen und in unmittelbarer Nähe sind. Aber bevor dies passiert, müssen sie sich warscheinlich erst mal dem Klima in einem fremden Klima etablieren. Selbstverständlich möchte ich damit kein Urteil fällen, und keine 100 % Sicherheit darauf geben.


    Wenn man ins Internet schaut, findet man eine Menge berichte, dass eine invasive Art es in unsere Breitengrade geschafft hat. Natürlich, aber man muss auch unterscheiden, ob sich das alles im Freiland abspielt, oder eben in Gewächshäusern, in denen genau passende klimatische Bedingungen herrschen. In einigen Zoos in Deutschland konnte ich schon einige Schadameisen beobachten. Dies vorweg.

  • Hallo paty,


    ich finde es gut und mutig, dass du über deine Solenopsis invicta berichten willst. Wenn schon jemand die Haltung einer solchen Art versucht
    ist es doch absolut sinnvoll wenn andere an den Erfahrungen teilhaben können. Es wird so oder so immer wieder Leute geben,
    die das Gleiche vorhaben und dann ist es gut wenn Informationen zu dieser Art zu finden sind, unabhängig davon ob die Haltung positiv oder negativ verläuft. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück!


    Zitat von "myrmikonos"

    was mich stoeren wuerde ist die theoretische Koloniegroeße. Die Viecher nehmen sicher mehr Platz weg, als eine Atta species


    Mehr Platz als eine große Atta Kolonie braucht diese Art nicht, trotzdem ist es nicht zu leugnen, dass die Kolonien recht groß werden.
    Das ist allerdings weniger ein Problem wenn man von vorneherein damit rechnet und dementsprechend die Anlage plant.
    Dazu gehört natürlich auch, dass entsprechende finanzielle Mittel vorhanden sind, um ein ausreichend großes und vor Allem auch auf längere Zeit ausbruchssicheres Becken zur Verfügung zu stellen. Man darf halt nicht eine kleine Kolonie in eine Plastikdose setzen und denken man würde damit dauerhaft auskommen.


    Im Süden der USA konnte ich Solenopsis invicta natürlich massenhaft beobachten, und so riesig werden die Kolonien was die Nestgröße angeht nun auch nicht. Man überschätzt das vielleicht aufgrund der angegeben Anzahl der Arbeiterinnen, der Großteil derer ist jedoch winzig klein (die kleinsten 2-3mm), sodass ein einzelner Nesthügel meistens kaum größer als ein großer Maulwurfshügel ist. Ist allerdings gut möglich, dass einige der Kolonien polydom waren, also insgesamt doch mehr Platz in Anspruch genommen haben.


    Für problematischer als den Platzbedarf noch halte ich die Versorgung mit Futter, eine große Kolonie wird wahnsinnig viele Proteine verlangen.
    Ich kann die Faszination an dieser Art allerdings gut verstehen, wer sie einmal in echt gesehen hat muss schon zugeben dass sie rein optisch etwas hergeben und für Wuselfaktor ist allemal gesorgt.


    Zitat von "paty"

    Die Art gefällt mir in ihrer unkomplizierten Haltung


    Woher hast du diese Information, die Haltung sei völlig problemlos? Ich muss auch zugeben, dass ich während des Aufenthaltes in Amerika zwei Kolonien gefangen habe. Die große Überraschung: beide Kolonien der so invasiven Art zeigten sich als enorm empfindlich und verstarben ohne sichtbaren Grund über Nacht. Am nächsten Morgen lagen im Reagenzglas ein paar hundert tote Arbeiterinnen und mehrere Königinnen, nichts lebte mehr.


    Ich habe mich zwischenzeitlich mit zwei Amerikanern ausgetauscht, die schon mehrmals die Gründung bei dieser Art versucht haben.
    Immer wieder sind Königinnen oder sich gut entwickelnde Kolonien von einem Moment auf den anderen komplett weggestorben.


    Ich drücke dir, paty, also die Daumen dass es bei dir besser läuft und natürlich, dass du die Oberhand behältst und dein Ausbruchsschutz hält. ;)


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hallo Phillip,


    die Erfahrungen, dass diese Art unkompliziert in ihrer Haltung ist, habe ich sammeln können, als ich diese Art schon mehrere Male pflegte. Erstens haben sie eine 2 wöchige Reise ohne jegliche Verluste ausgehalten, und auch zu Hause konnte ich beobachten, dass es ihnen eigentlich egal ist, ob sie jetzt bei Zimmertemperatur gehalten werden, oder auch mit Wärmelampe. Im Nest hatten sie genauso wenig Ansprüche auf Feuchte oder auch nicht. Natürlich entwickelte sich die Kolonie besser bei Wärme und entsprechender Nestfeuchte. Warscheinlich gab es irgendeinen Faktor, der deine Kolonien damals zum Tod brachten. Jedoch muss ich auch zugeben, dass 2-3 Gynen damals auch in der Gründung ohne jeglichen Grund eingingen. Jedoch passiert das auch bei Lasius niger, oder sonstigen Arten, die eigentlich leicht zu halten sind.



    Ja, wie Phillip schon sagt, wird warscheinlich nicht der Platz eine große Rolle spielen, da eine Atta schon enorm viel Platz einnehmen kann, und diesen auch brauch. Eine Solenopsis wird zu einem großen Problem, wenn man ihren täglichen Bedarf an Proteinen nicht mehr decken kann, da nutzt auch keine große Anlage. Aber dies könnte man auch durch mehrmaliges Auflesen gewisser Mengen von Arbeiterinnen steuern, um jedenfalls zu versuchen, die Kolonie in Schach zu halten. Aber irgendwann wird auch dies nicht mehr möglich sein. Natürlich gestaltet sich die Haltung ab diesem Stadium weniger einfach, wie noch am Anfang.


    Ich konnte eben mit einem Bekannten aus Shanghai reden, der mir erzählte, dass Solenopsis invicta dort zu einer richtigen Plage wird, und selbst Solenopsis geminata vertreibt, und andere sesshafte Arten. Die Regierungen versuchen zur Zeit alles mögliche, um die Ausbreitung dieser Art dort zu minimieren, aber dies ist schwer, ohne irgendwelche Gifte einzusetzen, und damit die Artenvielfalt und jegliche andere Insekten zu toeten.

  • Zitat von "Paty"

    Zu sehen ist, dass nach 22 Stunden immer noch ein Schmerz zu verzeichnen ist. Direkt nach dem Stich brennt es wie Feuer, klingt aber relativ schnell ab. Dann kommt aber der Schmerz einer leichten Entzündung.
    Der Stich ist nicht so ohne. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es ist, in ein solches Nest zu treten irgendwo im Freien.


    Kann es sein, dass du recht empfindlich auf Insektenstiche reagierst? Ich musste die Stiche einfach ausprobieren und habe deshalb
    einmal meine Hand in ein Nest gesteckt und natürlich wurde ich auch beim Fotografieren später immer wieder gestochen,
    bei mir waren die Stiche immer nur als kleine rote Punkte sichtbar, für circa eine halbe Stunde ein deutliches Brennen,
    aber dann auch gar kein Schmerz mehr und bis zum nächsten Tag waren die Stiche nicht mehr zu sehen.
    Nun muss ich auch sagen dass ich sehr unempfindlich gegenüber Stichen bin, aber dass es nach 22 Stunden immer noch schmerzt
    finde ich doch erstaunlich.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Naja, eigentlich bin ich nicht empfindlich gegen Stiche - Allergien habe ich auch keine.
    Der Schmerz triit auch nur auf, wenn ich die Stichstelle berühre. Eben wie ein Pickel, ein leichtes Ziehen. Zu sagen ist aber, dass ich ca. 20 Stiche bekommen habe beim Umsetzen. Nicht alle sehen so aus. Höchstens 3-4 zeigen sich mit der Rötung und dieser Pustel.
    Die Anderen klingen nach einer halben Stunde auch ab, und es war nichts mehr zu sehen.

  • Ich hab in der Natur schon mehrfach in Nestern von S. geminata rumgewühlt, und etliche Stiche abbekommen, die ich mit Myrmica rubra Stichen vergleichen würde (ich weiß allerdings nicht inwiefern die Stiche von S. geminata mit denen von S. invicta vergleichbar sind).
    Wie schon gesagt wurde, auf Ameisenstiche reagiert jeder anders, es ist schwer eindeutige Aussagen zu treffen. Am besten ist es natürlich trotzdem, Stiche zu vermeiden, besonders wenn eine Allergiegefahr besteht.
    Übrigens noch ein paar Anmerkungen, da hierzu wohl doch einige Gerüchte kursieren: Es gibt zwei verschiedene Varianten von S. invicta, eine polygyne und eine monogyne Form, die sich auch durch unterschiedliche Vermehrungsformen auszeichnen. Bei der polygynen Form finden vor allem Begattungen innerhalb des Nestes statt (=intranidal), diese Form bildet auch die "Superkolonien" aus. Die monogyne Form macht eigentlich nur Schwarmflüge. (Quelle: Ant Ecology)
    Wie genau das bei S. geminata ist weiß ich nicht, es gibt wohl Völker mit mehreren Königinnen, aber die Nester sind wohl vorwiegend monogyn. Auch die invasiven Völker dieser Art z.B. im tropischen Asien bekämpfen sich anscheinend gegenseitig recht häufig und bilden keine Superkolonien aus (selbst beobachtet).


    Grüße, Phil

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