Kommentar- und Diskussionsthread zum "Bild des Tages"

  • Hi Frank Mattheis ,

    danke für deine Nachricht!
    Ein äußerst interessantes Phänomen, da hast du recht! Bisher hatte ich damit keinen Kontakt, außer dass ich schonmal davon gelesen habe...
    Davor hatte ich in meiner Gegend primär "normalgroße" Gynen gefunden, und die gefangenen waren auch zur selbstständigen Gründung in der Lage.

    Spannend vor allem, dass du schreibst, die Populationen seien voneinander getrennt, während die selbstständige Gründung bei den "kleinen fuscas" nicht möglich ist. Das würde ja implizieren, dass hier die Koloniegründung anders verläuft, zB über Kolonieabspaltung.
    Gibt es vielleicht auch schon Erfahrungswerte, ob bei den Mikrogynen auch die selbstständige Gründung in Pleometrose nicht klappt?

    Kann man denn so einfach die Königin in einer Kolonie ausfindig machen, dass man keinen massiven Schaden am Nest anrichtet? Grade bei monogynen Kolonien kann ich mir das schwer vorstellen... Weiß nicht ob das was für die Freizeitforschung ist ;)

    Liebe Grüße
    Gabs

  • Hallo Gabs.

    Hmm, ich habe eigentlich nicht geschrieben, dass diese kleineren Königinnen nicht zur selbstständigen Koloniegründung fähig seien, ich schrieb, dass ich noch keine von ihnen bisher bei solchen Unternehmungen gefunden hatte. Möglich wäre neben dieser selbstständigen Koloniegründung auch Koloniespaltung, Aufnahme der begatteten Jungköniginnen im Mutternest oder in Nestern der eigenen Art, das muss aber untersucht werden, es wäre zu spekulativ, das einfach zu behaupten.

    Weswegen ich das auch vermied und versuchte, im Ungefähren zu bleiben...


    Man müsste mit diesen kleineren, begatteten Königinnen zB. untersuchen, ob sie in der Lage sind, die Koloniegründung allein und selbstständig zu bewältigen. Interessant wäre auch, wie stark der Brutpflegeinstinkt vorhanden ist und ausgeprägt ist, das ließe sich (als Anfangsversuch) mit zugesetzten Larven oder Puppen der Art prüfen. Das wäre dann interessant und würde auf selbstständige Koloniegründung hindeuten. Aber nicht ganz ausreichend, denn die selbstständige Koloniegründung verlangt den Jungköniginnen einiges ab, weswegen die Tiere solcher Arten meist groß und kräftig sind und mit Reserven ausgestattet sind. Fraglich eben, ob diese kleinen, schlanken Königinnen der Art das schaffen können. Fraglich und vielleicht untersuchenswert.


    Beide Königinnengrößen, große wie kleine fand ich bisher nie zusammen in einem Nest. Das meinte ich mit Durchmischung (Temp. Sozialparasitismus oder die Entstehung einer Art mit solcher Lebensweise ist also kein Thema, auch wenn solche kleinen Königinnen darauf hindeuten können.). Trotzdem können Kolonien sicher nebeneinander existieren mit den unterschiedlichen Königinnen. Aber eben wahrscheinlich nur nebeneinander.


    Freizeitforschung. Natürlich. Gerade bei dieser Art lässt sich sehr leicht prüfen, welche Königinnen im Nest vorhanden sind. Zu bestimmten Zeiten im Jahr sind die Königinnen leicht in den freilebenden, nicht sehr volkreichen Kolonien zu finden. Sie befinden sich dann im oberen, warmen Teil der Nester, zB. unter Steinen, Holzteilen etc..Eine Öffnung der Nester ist dann mit nur geringer Schädigung verbinden. Ein Blick genügt dann. Eine Entnahme ist nicht nötig und ein Nest kann wieder zugedeckt und weitgehend repariert werden werden. Keine große Störung.

    Ganz ohne Eingriff geht es aber nun einmal nicht.

    Ob es Verpaarungen der Geschlechtstiere aus den Kolonien mit unterschiedlichen Königinnen gibt, kann ich nicht sage. Ich vermute aber, dass es die nicht gibt.


    LG, Frank.

  • Frank Mattheis Oh, du hast recht, das hab ich unsauber wiedergegeben... :sorry:
    Wollte natürlich sagen, dass die auf deinen bisherigen Erfahrungen basierende Hypothese, die kleinen Königinnen könnten/würden nicht selbstständig gründen, zu dem äußerst interessanten Schluss führen würde, dass die Koloniegründung durch bspw. Abspaltung geschehen muss (Adoption führt ja auch erst durch Abspaltung zu neuen Kolonien, sofern keine Super-Kolonie gebildet wird).

    Zum Thema Verpaarung wird das forschen schwerer denke ich :huh:
    Interessant wäre aber schonmal, ob man klar trennen kann zwischen "Makro-" und "Mikrogynen", oder ob der Übergang fließend ist.

  • Hey Mathias. Na die hat mich einfach (wieder) verzaubert.


    Eine Kolonie der Art hielt ich ja für kurze Zeit schon einmal, Pflegetiere von Roger, die er mir zum Beobachten überließ. Das ist einige Jahre her.

    Vielleicht liegt es einfach daran, wenn ich die Ameisen hier habe, dass diese Tiere in ihrem Verhalten so gar nicht an die uns bekannten Arten von Camponotus erinnern. Dies hier sind Ameisen, die dich regelrecht ansehen.

    Als mich die Königin bei Gerhard aus ihrem Reagenzglas ansah, war es passiert...:love:


    Selbst andere tagaktive Arten aus der Gattung wie die schönen C. cruentatus oder vagus (auch sehr schöne Tiere!) haben nicht dieses vielfältige Verhalten, das man bei diesen Arten hier beobachten kann. Dieser hervorragende visuelle Sinn, das Tandemlaufen und gleichzeitige Spuren, die Wendigkeit, Übersicht und Schnelligkeit. Vieles erinnert aber natürlich an die Ameisen der Gattung Cataglyphis. Manches aber, wie eben Spuren und Tandemlaufen, sind Verhaltensweisen, die die Cataglyphis nicht so drauf haben. Und wenn diese spuren oder markieren, dann nur in Nesteingangsnähe.


    Leider werden die Arbeiterinnen dieser Art hier nicht sehr alt, auch nicht in der Haltung. Anfangs starben mir innerhalb kurzer Zeit die vier der fünf Arbeiterinnen weg, die die Königin bei Gerhard schon aufgezogen hatte. Aber es wurden und werden ständig junge Arbeiterinnen aufgezogen.

    Das die Arbeiterinnen nicht sehr alt werden, hat mich früher sehr gestört. Aber was soll es, das muss man akzeptieren als eine Besonderheit der Art. Und jetzt, im Moment, sieht es sehr gut aus, es sterben keine Tiere, sind ja auch alle noch sehr jung und die Kinderstube ist mit Nachwuchs gefüllt.


    LG, Frank.

  • Hallo Frank!


    Stimmt, du hast sie ja schon mal gehalten, fiel mir jetzt auch gerade wieder ein.

    Die Camponotus fulvopilosus sind schon etwas Besonderes. Du hast es ja schon ganz gut beschrieben, ihre Größe machen das Beobachten auch leicht, ein Hingucker eben.


    Ich empfand die Kurzlebigkeit gar nicht so extrem wie du. Damals hatte ich ja auch eine Camponotus storeatus Königin mit Brut von den C. fulvopilosus gehabt. Diese Arbeiterinnen lebten 14 Monate in der Gründungskolonie, bevor ich sie nicht mehr ausfindig machen konnte. Man muss dazu sagen, die beiden waren so gut wie nie außerhalb des Nestes unterwegs, nur am Anfang. Sicher zahlen die Arbeiterinnen einen hohen Tribut für ihre Aktivität im Außenbereich. So erkläre ich mir das zumindest, weil bei meiner C. fulvopilosus Kolonie starben Anfangs auch einige Tiere mehr als es eigentlich üblich ist für Camponotus Arten.


    Grüße

    Mathias

  • Hi Gabs,

    toll präparierte Königin! Bei dem Label sollte unbedingt noch der Fundort drauf, und der Sammler (wobei das vielleicht da drauf ist aber du es wegeditiert hast?).

    Üblicherweise macht man zwei Label - eines mit Fundort, Datum, Sammler, (Weitere Angaben: Habitat, Höhe, Sammlungsmethode ... usw.) welches immer strikt mit dem Specimen assoziiert bleibt. Ein zweites Label nimmt man für den Artnamen, auf dem auch z.B. angeben angeben, wer es identifiziert hat und wann. Da sich Namen und Bestimmungen ändern können, kann man dieses in Sammlungen ggf. austauschen und updaten.

    Diese Informationen sind mindestens so wichtig wie das Specimen selbst, und so kann man auch in Zukunft genau nachvollziehen wo es herkommt - insbesondere für den Fall, dass du z.B. irgendwann mal deine Sammlung an ein Museum abgibst.


    Grüße, Phil

  • Hi Phil ,

    danke Dir! Fundort ist tatsächlich rauseditiert^^
    Das mit den Labels macht aber Sinn! Hab bisher hauptsächlich mit "einlabeligen" Tagfalter-Präparaten zu tun gehabt, wo die Bestimmung gar nicht dabeistand... hab mich immer gefragt warum nicht, und das bei meinen ersten Versuchen jetzt dazugeschrieben... aber so macht's natürlich Sinn, danke für die Ausführungen! Muss ich gleich nachholen, zum Glück erfahre ich das jetzt schon und nicht erst nach dem ersten Sammlerjahr ^^

    Liebe Grüße
    Gabs

  • Die Kolonie war ziemlich groß (mind. 500 Arbeiterinnen) und eindeutig keine L. emarginatus. Es gab vor Ort auch L. emarginatus, aber die sind schon einfach von den Lasius aus der alienus - Artgruppe zu unterscheiden (L. emarginatus am selben Standort siehe https://www.inaturalist.org/observations/80915409). Deswegen habe ich diese Art auch gar nicht in Betracht gezogen. Innerhalb der alienus-Gruppe hat meines Wissens nur L. psammophilus hellere Königinnen, deswegen hatte ich angenommen, dass es sich um diese handelt.


    Ich glaube aber inzwischen, dass die Königin tatsächlich eine L. emarginatus ist und die Arbeiterinnen einer anderen Art angehören. Auf einem der anderen Bilder, die ich gemacht habe, erkennt man wie die Königin scheinbar gebissen wird (leider unscharf https://inaturalist-open-data.…4/original.jpg?1622397094). Außerdem ist es ungewöhnlich, dass sie leicht ausgehungert aussieht, bei der großen Kolonie hätte ich ein eher dickes Weibchen erwartet da diese schon zahlreiche Eier produzieren. Das alles könnten also Hinweise sein, dass dieses Tier hier nicht in die Kolonie gehört...

    Gut erkannt jedenfalls, Gabs!


    Am naheliegendsten wäre, wenn es sich um eine der sozialparasitären Königinnen handelt, aber da passt der Körperbau irgendwie nicht....


    Grüße, Phil

  • Wegen der Königin. Ich habe via iNaturalist den Experten Rumsais Blatrix angefragt, welcher folgendes schrieb:

    https://www.inaturalist.org/ob…a8-4094-b46a-0688daabe958

    Zitat

    It is hard to tell. The colour of the queen is a bit weird, but I would not give too much credit to colours in the case of queens. I don't think it is emarginatus because I have the impression from the picture that the mesosoma is rather high, and emarginatus queens have a low mesosoma. Moreover, emarginatus queens have usually numerous long standing hairs projecting out of head sides. I cannot seen such hairs on the pictures. So my guess is that the queen is of the same species than the workers. I don't see any good reason to reject psammophilus. If you identified the workers as psammophilus (under the binocular, because from the pictures I am not sure we can safely tell the species), my guess it that the queen is also psammophilus.


    Übersetzung:

    Es ist schwierig zu sagen. Die Farbe der Königin ist etwas komisch, aber ich würde mich zu sehr auf die Färbung bei den Königinnen verlassen. Ich denke nicht, dass es sich um emarginatus handelt, da ich den Eindruck habe dass das Mesosoma recht hoch ist, und emarginatus Könginnen haben ein niedriges Mesosoma. Weiterhin, emarginatus Königinnenn haben normalerweise mehrere lange abstehende Haare an der Kopfseite. Ich kann keine solche Haare erkennen. Ich denke also die Königin gehört zur selben Art wie dei Arbeiterinnenn. Ich sehe keinen guten Grund, psammophilus auszuschließen. Wenn du die Arbeiterinnen als psammophlus besitmmt hast (unter dem Bino, weil mit dem Bilder bin ich nicht sicher ob man sicher die Art sagen kann), ist mein Verdacht, dass die Königin auch psammophilus ist.


    Grüße, Phil

  • Hi Phil,

    danke fürs Weiterleiten, sehr interessant!
    Die Thoraxhöhe ist auf den Fotos für mich nicht ganz nachvollziehbar, aber die abstehenden Haare an den Wangen/Kopfseiten sind tatsächlich auf einigen Vergleichsbildern im Internetz zu finden.
    Das ist jetzt suboptimal, dass dieses schöne Rotbraun bei einer claustral gründenden Gyne kein eindeutiges Merkmal für Lasius emarginatuszu sein scheint...
    Seifert schreibt aber ohnehin, dass die Färbung in S-Europa kein Bestimmungsmerkmal sei. Wird wohl in Zukunft eher die Thoraxhöhe herhalten müssen^^

    So oder so ein wunderhübsches Tier und nach den Fragen, die das Foto aufgeworfen hat, eine noch interessantere Aufnahme!

    Liebe Grüße
    Gabs

  • Wieder mal atemberaubende Fotos, Phil. ich schließe mich den Vorrednern an. Aber man kennt das ja von dir..:)


    Markant gefärbte Königinnen fand ich früher immer mal wieder. Einmal fand ich eine Raptiformica-Königin, die fast schwarz war. Sie war jedoch in eine Gruppe von Arbeiterinnen der gleichen Art geraten, die sie heftig und für einige Zeit attackierten. Vielleicht rührte die dunkle Färbung daher, vielleicht der Einfluss der Ameisensäure der angreifenden Arbeiterinnen.

    Jedenfalls lebte diese Königin, die ich damals für etwas besonderes hielt, noch einige Zeit bei mir, bis sie dann leider verstarb. Richtig fit war sie jedoch nicht mehr, die Angriffe waren zu heftig gewesen.


    Die von dir gezeigte Königin scheint mir auch keine emarginatus zu sein, die habe ich nach meiner laienhaften Einschätzung etwas schlanker und auch ein wenig graziler, langbeiniger in Erinnerung.

    Auf jedem Fall aber eine besonders schöne Königin von Lasius.


    LG, Frank.

  • Im Portal wird über Alterserscheinungen von Königinnen und Arbeiterinnen geschrieben. Auch ein Aspekt, der hier zu berücksichtigen ist. Tatsächlich scheint die Behaarung dieser Königin am Hinterleib abgewetzt zu sein. Mit solchen Abnutzungen geht ja auch oft ein "Farbwechsel" einher, meist werden diese Tiere dabei jedoch scheinbar dunkler, das ist besonders bei den Königinnen und Arbeiterinnen von Faltenwespen oder Hummeln zu beobachten. Obwohl diese Tiere bei weitem nicht das Alter von Ameisenköniginnen und nicht einmal das von vielen Ameisenarbeiterinnen erreichen, nutzt sich bei ihnen die Pubeszenz und auch die Beflügelung mit fortschreitendem Alter stark ab.

    Alte Tiere sind leicht erkennbar.


    Mir fällt gerade noch das Beispiel der Königinnen von Cataglyphis bombycinus ein. Alte Königinnen, die ich manchmal fand, war immer sehr dunkel gefärbt, Jungköniginnen dagegen eher hellbraun, fast goldfarben schimmernd.


    LG, Frank.

  • Hey Phil ,

    jedes mal bin ich auf's Neue von deinen Aufnahmen fasziniert, echt hammer!
    Du hast nicht zufällig schon irgendwo einen Thread über dein Equipment/dein Vorgehen beim Fotografieren gepostet?
    Ich bin mir sicher, das würde nicht nur mich brennend interessieren :)

    Liebe Grüße
    Gabs

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