Hallo!
Das hier wird ein etwas außergewöhnlicher Haltungsbericht, ich habe ihn jetzt mal hier unter andere Gattungen gesteckt, weil es um viele Arten gehen wird, und nicht nur um eine. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsbecken, welches ich schon seit letztem Jahr (genau: Seit dem 01.03.09) besitze. Der komplette Bericht findet sich hier: Klick Letztes Jahr lebten darin mehrere Völker Temnothorax sowie ein kleines Myrmica rubra Volk. Ich habe viele Experimente gemacht, u.a. Blattlaushaltung und Elaiosomenverfütterung. Im Herbst ist das Becken jedoch recht stark ausgetrocknet, und die Pflanzen litten ständig an einem Pilz. Videos zu dem Terrarium finden sich zusammengefasst hier: Klick
Aber nun gehört das letzte Jahr der Vergangenheit an, ich möchte auf das hier und jetzt zurück kommen. Bis vor kurzem befand sich das Terrarium noch draußen, damit es nicht vollregnete stand es unter einem Dach. Bei starken Schneefall jedoch gelangte auch in das Terrarium Schnee, es war eben alles sehr natürlich ausgerichtet. Ich beschloss nun, dass es endlich Zeit wurde, das Terrarium wieder hervorzukramen und auf Vordermann zu bringen. Leider hat keine der ursprünglichen Pflanzen überlebt, Gras, Brombeere, Lichtnelke das gesamte Moos - alle verstorben und wahrscheinlich aufgrund einer längeren Dürre im Herbst verstrocknet. Nur der Efeu lebt noch, was mich erfreut hat. Dann ging es in den Wald, und ich sammelte erstmal wieder etwas Moos, frisches Laub und altes Holz. Bevor ich alles neu einrichtete, wurde es erstmal kräftig geputzt, man konnte kaum durch die Scheiben hindruchsehen, so dreckig waren diese. Nachdem alles wieder glänzte, wurde alles alte kaputte verdorrte hinausgeworfen, und mit den neu gesammelten Utensilien wieder eingerichtet. Ich möchte an der Stelle mal erwähnen, dass ich nicht alle alten Dinge inausgeschmissen habe- ein Großteil von ihnen wurde schon von Würmern und alles zerfressen, dass sie in sich zusammenfielen. Auf jeden Fall ein neues Einrichten notwendig.
Draufsicht:
Seitlich:
Kaum stand das Terrarium im Warmen, begann das Leben. Die ersten die sich zeigten, waren die Nacktschnecken. Gut möglich, dass diese noch vom letzten Jahr stammen, damals haben die mich auch schon immer genervt. Trotzdem ein schöner Anblick, das kriechende Etwas, der erste erkennbare Bewohner.
Dicht gefolgt von Springschwänzen, diese sind sehr schnell wach und unterwegs. Dann tauchte eines nach dem anderen auf, ich saß gespannt mit der Lupe vor dem Terrarium. Natürlich war ich ganz scharf auf die ersten Ameisen, aber vorerst genügend mir die anderen Winzlinge dortdrin.
Es tauchten auch zwei größere Raupen auf, für die tut es mir Leid, denn diese hatten sicherlich nicht die richtigen Futterpflanzen im Terrarium. Interessanterweise machten sie sich sofort ohne Zögern am Efeu zu schaffen. Heute habe ich sie nicht wiedergesehen, sind wohl plötzlich verschwunden.
Es krabbelte nach etwa 3 Stunden so einiges umher, ein paar sehr kleine Käfer, die erwähnten Springschwänze und ein paar winzige Fliegen. Außerdem noch eine "alte Bekanntschaft", eine Zikadenlarve. Letztes Jahr hatte ich drei von ihnen, die erstaunlich lange drin blieben, ich kann mich erinnern sie wachsen gesehen zu haben, über mehrere Monate hinweg. Sie hatten sich immer von dem Saft der Lichtnelke ernährt, ich hoffe diesmal finden sie auch was zum saugen.
Die Zikaden ähneln Läusen, auch sie sondern süßen Honigtau ab, der aber in diesem Fall auf dem Boden tropft, und evtl. kleine Temnothorax ernährt.
Auch dieser kleine grüne Winzling ließ sich blicken, eine hübsche Spinne. Hoffe sie belibt noch einige Zeit bei mir, dann kann ich sie etwas füttern, wie ich es auch bei einer Listspinne (Pisaura mirabilis) im letzten Jahr getan habe.
Nun kommen wir aber mal zu den Ameisen! Endlich nach langem warten tauchte nämlich die erste Temnothorax auf. Ihr Nest befand sich in einem alten Ast. Im Laufe des Tages bzw bald des Abends wurden es immer mehr Temnothorax, es sind mindestens 3 Nester. Auch gerade jetzt wuselt es fast überall mit ihnen. Ich habe etwas Zuckerwasser ins Becken geträufelt, an manchen Stellen saugen sich die Temnothorax jetzt die Bäuche voll.
Mein persöhnliches Ziel ist es momentan, einen Schwarmflug zu beobachten und evtl. sogar zu züchten. Mal abwarten, ob was draus wird. Die Myrmica vom letzten Jahr leben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Schon Ende letzten Jahres machten sie sich sehr rar, beobachten konnte ich nur noch eine krüppelige Arbeiterin. Im Winter war auch das gesamte Becken durchgefroren, gut möglich dass sie dabei auch gestorben sind. Jedenfalls werde ich mir neue fangen.
Außerdem gibt es noch eine weitere Ameisenart im Terrarium: Leptothorax acervorum. Diese habe ich letztes Jahr mit Frank gefangen, sie leben nun in einem kleinen, hohlen Ast. Vereinzelt habe ich auch schon Arbeiterinnen furagieren gesehen, jedoch noch keine fotografieren können. Sie sind etwas größer als die Temnothorax, und fallen daher schneller ins Auge. Ich werde mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.
Bald wird das hier geupdated.
Zur Disskussion: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=443&p=3224#p3224
Grüße, Phil