Einige Ameisen der Insel Djerba.

  • Hallo Leute,
    wieder mal war ich auf Djerba, um den schönen Cataglyphis dort meine Referenz zu erweisen. Ich war nun schon so oft dort, aber immer wieder begeistern mich diese eindrucksvollen Ameisen.
    Wir waren nur wenige Tage vor Ort, das Wetter war so schön, dass es kaum auszuhalten war. Jetzt im März schon knapp 30 Grad, pralle Sonne und kein Wind. Schon die Sonne des ersten Tages verbrannte uns Gesicht und Arme, leuchtendrot kehrten wir am Abend ins Hotel zurück. Wir hatten am Morgen vergessen, Sonnenschutz aufzutragen. Dumme Sache, es lagen noch weitere fünf Tage Sonnenschein vor uns.
    Wie gesagt, wunderschönes Wetter, der subtropische Sommer war hier bereits eingekehrt. Alles war staubtrocken, verbrannt, nur wenige Pflanzen blühten in der Steppe. Die Cataglyphis hatten bereits erste Generationen aufgezogen, in anderen Jahren waren sie an gleicher Stelle Ende April noch nicht so weit wie heuer im März.


    Bilder der Landschaft.




    Bilder der Cataglyphis bicolor, wahrscheinlich handelt es sich um Cataglyphis desertorum, einer Spezies der bicolor-Gruppe.



    Wunderschön, hellwach, aufmerksam und reaktionsbereit...





    Soviel erstmal, es folgen demnächst weitere Fotos von Cataglyphis cf. viaticus, Cataglyphis bombycinus, von Camponotus maculatus und anderen Camponotus-Arten sowie von Messor arenarius.


    LG, Frank.

  • Wenn Einer eine Reise tut!
    Nicht alleine das schöne Wetter, was mir heute schon reichen würde, nein auch noch Ameisen.
    Cataglyphis sind schon interessante Ameisen und dazu noch die Möglichkeit ihre Lebensweise in der Natur zu beobachten.
    Gelungene Bilder, freue mich schon auf Weitere, Frank.


    Grüße Wolfgang


    [Falls es noch einen Diskussion – Thread gibt, Post verschieben]

  • Einige Fotos von interessanten Rossameisen. Diese erste Art war eine der ganz wenigen Arten dieser Gattung, welche tagsüber aktiv waren. Ich habe ein Völkchen der Art vor einigen Jahren mitgebracht und einige Zeit gehalten, es zeigte sich, dass die Majore nur selten das Nest verlassen und überwiegend als Repleten im Nest dienen. Es waren immer diese grösseren Tiere, die mit vollen Kröpfen an den Decken der Nestkammern hingen. Die Art lebt in den Halbwüsten Nordafrikas, Speichertiere sind hier nichts Ungewöhnliches.
    Auf den Bildern sieht man Arbeiterinnen bei ihren Blattläusen, solche offensichtliche Trophobiose war selten zu beobachten. Sie ist aber bei den dort verbreiteten Dolichoderinen wie Tapinoma und anderen Camponotinen zu erwarten.



    Wie gesagt, bei dieser Art ein seltener Anblick, ein Major im Freien.



    Eine hier seltene Ameise, ich fand sie nur in der Nähe sehr alter Dattelpalmen. Offensichtlich bewohnte sie hier irgendwo hohle Blattstreben. Die kleinen Arbeiterinnen erinnerten an die bekannte Camponotus lateralis, die grösseren schienen mir für lateralis zu wuchtig zu sein. Sicher jedoch eine nahe Verwandte der Camponotus lateralis.



    Eine dritte Camponotus-Art, sie gehört zu den grössten und beeindruckendsten Ameisen in Nordafrika. Camponotus maculatus ist hier nicht selten, als einzige Camponotus-Art sogar sogar so etwas wie ein Kulturfolger. Furagierende Arbeiterinnen fanden wir auch im Hotelzimmer am Abend, wenn es dunkel wurde. Uns störte das wenig...
    Erstaunlich bei den schönen Königinnen die Varabilität in der Zeichnung. Einige sind hell gefärbt, andere etwas dunkler.




    LG, Frank.

  • Messor arenarius, die grössten, die ich kenne. Es gibt ja einige grosse Unterarten der Art, jedoch scheinen mir die tunesischen Vertreter die grössten zu sein von denen, die ich bisher sah. Einfach imposante, richtig bärige Ameisen. Interessant immer, dass invalide und alte, verletzte Tiere, die schon Gliedmassen verloren haben, die Nesteingänge bewachen. Offenbar sind sie nicht mehr gut zu Fuss und übernehmen so die Bewachung der Nesteingänge, eine Tätigkeit, die nicht ohne Risiko ist angesichts der hungrigen, überall herumstreunenden grossen Cataglyphis.
    Mehrmals beobachteten wir, dass bicolor-Jägerinnen solche arenarius anfielen und testweise in Kämpfe verwickelten. Stellten die Cataglyphis Schwächen fest wie etwa Verletzungen oder eine geringe Wehrhaftigkeit des Opfers, wurden die langsameren Ernteameisen kuzerhand gepackt und rasend schnell weggeschleppt.
    Es heisst, dass diese Art keine Strassen belaufen würde. Das ist nur zum Teil wahr. Tatsächlich gibt es keine dauerhaft belaufenen Strassen, die sich leergeräumt und wie gefegt über weite Strecken schlängeln, dabei immer eng und schmal wie beispielsweise bei Messor minor. Die arenarius jedoch belaufen auch Strassen, nur sind diese breit und provisorisch. Das können sie auch sein, denn die Art bewohnt die sandigen Dünen mit nur geringer Vegetation. Es ist nicht nötig, dauerhafte Transportstrassen anzulegen. Und so sind diese Strassen auch selten von grosser Dauer. Eine Arbeiterin, die verwertbares wie Samenstände an Pflanzen gefunden hat, rekrutiert im Nest und nun laufen viele Ameisen in breiter und loser Formation der Duftspur nach.


    Verlauf einer Strasse, von oberhalb des Nestes fotografiert.



    Beginn des Zuges am Nesteingang.



  • Zur Auflockerung einige Blicke auf die abendliche Hotelanlage. Es waren traumhafte Abende mit lauen Temperaturen, nach Stunden in der Sonne und den Streifzügen durch die Halbwüste schmeckte das durchaus gute tunesische Bier (Celtia :thumbup: ) wirklich hervorragend :beach: .
    Wirklich ein nettes Hotel, wir waren nicht zum ersten Mal dort und werden wiederkommen... :love:



    LG, Frank.

  • Fotos einer parasitischen Zehrwespe. Diese Wespe schlüpfte aus einer Geschlechtstierpuppe der Cataglyphis cf. desertorum. Kurz danach fand sie sich in einem Alkoholbad wieder... :twisted::roll:



    Solche Wespen parasitieren mit verschiedenen Arten weltweit unterschiedliche Ameisenarten. Ähnliche Wespen schlüpften vor einigen Jahren aus Myrmecia-Puppen, die mir ein Bekannter aus Australien mitgebracht hatte.


    LG, Frank.

  • Hallo Frank!


    Schön das du wieder da bist und uns diese tollen Eindrücke mitgebracht hast!
    Bin natürlich auf weitere Cataglyphis Bilder gespannt und freue mich auch auf andere Berichte!


    Nun aber erst mal zu deinen bisherigen Bildern.
    Die Cataglyphis sind echt Klasse und du hast sie auch echt gut getroffen. Schade das es schon so heiß war, wobei das für die Cataglyphis sicher schöner war. Bin mir da auch fast sicher das es sich dabei um Cataglyphis desertorum handeln könnte. Aber das können wir ja bei Gelegenheit genauer Bestimmen lassen.
    Die Camponotus finde ich sehr schick, die rote Variante sieht sehr bullig aus, die schwarzen haben etwas von Camponotus vagus, natürlich rein äußerlich. Bei den C. maculatus bin ich mir nicht sicher, die eine Gyne auf den letzten beiden Bildern könnte auch eine andere Art aus der C. maculatus Gruppe sein. Sie sieht ein wenig aus wie Camponotus sanctus, das kann ich aber nicht genau sagen. Dazu müsste man mal später schauen bis einige Arbeiterinnen vorhanden sind.
    Die Messor machen Ordentlich was her, sehen sehr schick aus. Aber ich bin ja hartnäckig und immer noch der Meinung das die Messor arenarius ratus aus Israel größer werden. Schau mal das Foto hier Frank:



    Oder auf diesem:


    Das Foto von der Wespe, das ist Irgendwie ekelig :sick: , was es alles gibt!


    LG, Mathias

  • Kann sein mit den Messor, Mathias, das Erleben ist immer subjektiv, vor Ort ist man immer überrascht von diesen grossen Ameisen und begeistert sowieso.. :o
    Camponotus maculatus, mehr würde ich mir da nicht zutrauen. Welcher Unterart diese hier nun angehören, weiss ich nicht. Diese Variabilität in der Färbung aber kommt bei den tunesischen Ameisen nach meinen Beobachtungen vor, in einer Art, sogar in einem Nest. Auch bei den Arbeiterinnen. Auch bei denen gabe es dunklere neben heller gefärbten Tieren schon in jungen Anfangskolonien, das Ganze bei etwa gleichgrossen und wahrscheinlich etwa gleichalten Ameisen, sonst wäre das ja nicht verwunderlich..:) Die grösseren Arbeiterinnen waren dabei aber durchweg dunkler gefärbt, bis zu den Majoren mit rotbraunen bis schwarzen Köpfen.


    LG, Frank.

  • Hallo Frank!


    Schau mal hier:


    Camponotus sanctus:


    Deswegen bin ich der Meinung das es sich dabei um C. sanctus handeln könnte. Das Bild ist aus Israel, die Ameisen sind nicht so häufig wie C. maculatus oder C. fellah, leben aber im selben Gebiet. Camponotus fellah gehört mit Camponotus sanctus in die Gruppe der Camponotus maculatus complex, sind also nahe mit einander verwandte Arten.


    LG, Mathias

  • He Mathias, das kann gut sein. Wenn ich hier von Camponotus maculatus schreibsel :), dann meine ich damit, dass die gezeigte Art zu dieser Gruppe gehört. Soviel ich weiss, gibt es Arten von Camponotus maculatus in den Tropen und Subtropen der Alten und auch der Neuen Welt.


    Das ist sowieso ein Kreuz, weil die Arten der nordafrikanischen Regionen trotz guter Beforschung schwer für uns taxonomischen Laien zu bestimmen sind. Da gibt es die Messor arenarius, die sind eindeutig, aber die diversen anderen Messor-Arten, naja, das ist Spekulation.


    Jahrelang glaubten wir, dass wir es bei den grossen Cataglyphis bicolor mit Cataglyphis viaticus zu tun haben und posteten unter diesen Artnamen viele Berichte im AF. In diesem Jahr habe ich Fotos von einer kleineren, grazileren Art gemacht, wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Art um Cataglyphis viaticus, bei den grossen bicolor dagegen um Cataglyphis desertorum. Du hast ja nun Tiere der Art, sicher kannst Du die mal bestimmen lassen.
    Jetzt mal ein paar Bilder der vermeintlichen Cataglyphis viaticus. Die sind sehr hübsch, fast possierlich, wie es der grosse Grzimek ausdrücken würde :). Sie sind ungeheuer aufmerksam, flink und scheu. Es war schwierig, die Tiere am Nesteingang zu knipsen.




  • Hallo Frank!


    Das sind sehr schöne Bilder und Eindrücke die du da mit uns teilst. Dafür mal ein Dankeschön, ich hoffe ich bekomme das im Sommer, wenn ich in die Ukraine fahre, auch so gut hin.


    Die Cataglyphis sehen auch gut aus, erinnern mich ein wenig an Cataglyphis rosenhaueri, auch wenn diese viel kleiner sind als die Cataglyphis cf. viaticus. Eins ist schon mal klar, die damals als vermeidlich als C. viaticus bezeichnete Art ist definitiv eher Cataglyphis desertorum oder C. bicolor. Genaueres wie gesagt eventuell in ein paar Wochen.


    Gemein ist eigentlich nur dein letzter Beitrag, so einen schönen Soldat habe ich bei meiner Kolonie noch nicht, und das wird auch sicher noch dauern bis das soweit ist. Zum aktuellen Stand und was so bei meinen Cataglyphis bombycinus passiert ist dann morgen oder am Sonntag mehr!


    LG, Mathias

  • Danke Leute.
    Leon, das ist nur der Hinterleib einer Biene, der Rest landete vllt. im Magen eines Bienenfressers. Ja, die glänzen immer so schön, Tim, das zeichnet diese Art ja aus. Das und der Umstand, dass bei dieser Art eben echte Soldaten vorkommen, neben einer schon für sich genommenen polymorphen Arbeiterinnenkaste.
    Diese Kolonie war sehr gross, Mathias, sie war die einzige Kolonie der Art, deren Nest ich teilweise geöffnet hatte. Nach meinen "Angriff" liefen mit vielen hundert Arbeiterinnen etwa 10 Soldaten herum.
    Auch bei dieser Art gab es jetzt schon im März Geschlechtstierpuppen, etwa vier Wochen vor der von mir erwarteten Zeit. Alle Ameisen waren schon weit vorangekommen im Brutgeschäft.
    Ein wohl ungewöhnlich warmes Frühjahr in Tunesien, erstaunlich bei unseren sehr kalten und langen Winter, nur wenige hundert Kilometer nördlich, jenseits des Mittelmeeres.


    LG, Frank.


    Mathias: Ich glaube, desertorum, niger, auch nodus (...als eine Art aus anderen Regionen) und einige weitere Arten gehören zum Komplex Cataglyphis bicolor. Alle Arten scheinen ja auch eng verwandt zu sein, es gibt viele Übereinstimmungen wie die stattliche Körpergrösse, die meist offensichtliche Zweifarbigkeit, der im Lauf hochgereckte Gaster, auch erwähnenswert, die eindeutige Dominanz in ihren Habitaten. Daneben gibt es wohl den Komplex bombycinus, albicans und weitere.

  • Hi Frank!


    So, jetzt bin ich hier endlich auch angekommen, hab den Thread erst gar nicht gefunden. Naja, wer lesen kann ist....


    Schöne Bilder hast Du da mitgebracht, die Camponotus gefallen mir. Auch die Bilder der Messor sind wirklich interessant. Selbst die Fotos übermitteln eine wuchtige Ameise.


    Tolle Eindrücke!


    LG Imago

    Ein weiser Mann vertraut einem Menschen nicht nur aufgrund seiner Worte. Genausowenig verwirft er Worte nur aufgrund des Menschen, der sie gesprochen hat.

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