Hallo,
damit Roger und Steffen nicht alleine stehen, sage ich auch ein paar Worte dazu.
Allgemein herrscht ja kein Kaufzwang. Besonders ist in dieser Diskussion scheinbar nur, dass das Selbstverständliche ausgesprochen wird. Würde man beispielsweise feststellen, dass ein Mercedes (zu) teuer ist, würde auch jeder sagen – was für eine bombastische Einsicht.
Andererseits gibt es speziell in Deutschland ein großflächiges Streben nach besonders preiswerten Produkten. Die Devise Geiz ist geil, beginnt beim Discounter (Merkt auf: Disco unter!!!), wo man sich auch fragen kann: Wer bekommt eigentliche welchen Cent eines verkauften Produktes?
Den Ameisenhändlern dagegen ist es teilweise gelungen, Preise zu erhalten und damit eine Signalwirkung für den Kunden zu etablieren. Wie bereits genannt, geht es um Exklusivität. Sie sollte nicht allein für den Kunden gelten sondern eben auch für den Händler und – kaum zu glauben – auch für die Ameisen. In unserer ultrakapitalistisch globalisierten Welt vergisst man schnell, dass der Preis für exotische Produkte grundsätzlich höher ist als der Geldwert. Konrad Lorenz würde von Werten sprechen, die nicht messbar sind. In Bezug auf den Kunden könnte man die Kommunikation des Geld-Codes auch dahingehend verstehen, dass gewisse Dinge vermieden werden. 150 € für eine (scheinbare) Jungkolonie der Bullet-Ant bietet zwar ein Potential für hohe Verkaufszahlen, erhöht aber auch das Risiko, dass es zu unüberlegten Käufen kommt und Kunden unangenehme Überraschungen erleben könnten. (Nur so als Tipp.)
An dieser Stelle wird doch auch deutlich, dass die „zu teuer“-Haltung mancher Konsumenten eine freimarktwirtschaftliche Antwort bekommt: Billigpreise. Man kann also tatsächlich selbst wählen. Es sind dann aber nicht nur die Preise, sondern auch die Notizen der Anbieter als Kommunikation zu verstehen.
Im konkreten Fall der afrikanischen Camponotus waren ja nicht nur wissenschaftliche Recherchen notwendig, sondern auch Kommunikation mit den Behörden. Beides ist zusätzlich mit dem Risiko eines Negativbefundes – die Art ist nicht zu finden – verbunden. Das Resultat einer Hand voll gesammelter Tiere ist dann eben Exklusivität, die sich absolut legitim im Preis niederschlägt. Schließlich wollen viele Sammler, Lieferanten und andere Anbieter auch noch in ein paar Jahren ihre Passion ausleben.
Paradox im Thread ist das Auseinanderstreben der Wahrnehmung der Beschaffungsreisen als Urlaub einerseits und andererseits die Annahme, es würde danach viel Geld mit Ameisen verdient werden.
Wenn es besonders ums Geld ginge, würde man doch keine Ameisen suchen und verkaufen sondern sein Angebot verringern um weniger Aufwand zu haben.
Peace