*Harpagoxenus sublaevis, Haltung und Diskussion.

  • Hallo Ameisenfreunde.


    Seit einiger Zeit befindet sich hier bei mir eine kleine Harpagoxenus-Kolonie. Die seltenen Ameisen hat mir der Phil von einer Reise nach Tirol mitgebracht.
    Die kleine Kolonie lebt zusammen mit einer Leptothorax-Kolonie und weiteren Temnothorax-Kolonien in den "höheren" Regionen des Terrariums, das von meinen Cataglyphis bombycinus bewohnt wird. Die Cataglyphis als ausschliesslich bodenlebende Ameisen besetzen hier den Sandboden, die kleineren baum- und holzbewohnenden Arten leben im Ast- und Zweigwerk, dass ich etwas höher im Terrarium platziert habe. Das Ganze ist nicht ganz stilgerecht, diese Cataglyphis werden nie im Freiland mit diesen Harpagoxenus, Leptothorax und Temnothorax Kontakt haben, aber aus Platzgründen muss ich solche Kompromisse machen.
    Das Zusammenleben ist an sich friedlich, die grösseren Cataglyphis beachten die kleineren Arten nicht, selbst wenn sich Individuen dieser mal auf den Sandboden wagen.
    Das Zusammenleben von Harpagoxenus und Leptothorax ist naturgemäss weniger friedlich, als sklavenhaltende Raubameise ist Harpagoxenus ständig dabei, nach Nestern der Leptothorax zu suchen und diese auszuräumen. Also kann sich keines der Leptothorax acervorum-Völkchen auf Dauer halten, ich muss ab und zu für Nachschub sorgen.
    Gebe ich ein solches Nest mit Leptothorax ins Terrarium, dauert es nicht lange und ein erster Scout der Harpagoxenus hat es entdeckt. Als erstes wird meist der Holzspänchenauswurf unterhalb eines Nesteinganges entdeckt und untersucht, manchmal wird dann versucht, allein ins Nest einzudringen. Gelingt das nicht, führt der Scout mühevoll und einzeln im Tandemlauf seine Kriegerkollegen zum Ort des Geschehens. Sind dann nach einiger Zeit etwa mindestens fünf Arbeiterinnen der Harpagoxenus hier versammelt, dringen sie bald gewaltsam ein und es dauert nicht mehr allzu lange, dass verstümmelte und verletzte Leptothorax-Arbeiterinnen panisch aus dem Nest flüchten. Aber auch die Harpagoxenus haben mitunter Verluste und Verletzungen bei ihren Kämpfen. Um diese zu minimieren, setze ich nur kleine oder zahlenmässig geschwächte Leptothorax-Völkchen ins Terrarium.
    Die Harpagoxenus sind eigentlich ständig am Umherstreifen und Suchen. Neue Nistmöglichkeiten werden schnell entdeckt und untersucht. Sie könnten ja von Leptothorax bewohnt sein... Einen solchen Arbeiter habe ich in einem Holznest fotografiert, weitere beim Tandemlauf. Die Tiere sind recht klein, etwa 4 bis 5,5 mm Körperlänge. Leider sind die Bilder nicht so scharf, wie ich mir das wünschen würde. Auch hatten es die tandemlaufenden Tiere recht eilig, sie waren auf dem Weg zu einem Leptothorax-Nest ;).




    Wie man vllt. sieht, sind das sehr schöne und zudem hochinteressante Ameisen. Extrem solide gebaut, mit kräftigen Gliedmassen und Körpern. Sie gehören zu den wenigen obligatorischen Duloten, den sklavenhaltenden Ameisen, die in ihrem Überleben auf ihre Hilfsameisen angewiesen sind.


    LG, Frank.

  • Eine der zuletzt zugesetzten Leptothorax-Kolonien hat sich nach einen Angriff der Harpagoxenus wieder zusammengefunden und bewohnt nun das Beobachtungsnest aus Fichtenrinde, dass ich eigtl. für die Harpagoxenus-Kolonie vor drei Tagen installiert habe.
    Die kleine Kolonie hat fast die gesamte Brut bei den Überfall verloren, sie hat noch wenige Eier und Larven. Aber sie ist ansonsten noch intakt, eine Königin ist vorhanden, sie ist auf dem letzten Bild zwischen den Arbeiterinnen zu sehen.

    Nachdem die Harpagoxenus zwei kleine Raubzüge unternommen haben in den letzten Tagen, herscht bei ihnen nun Ruhe. Nur ihre Hilfsameisen verlassen zur Zeit deren Nest, das sich noch in einem Zweig befindet, um Wasser, Zucker oder Eiweis einzutragen.
    Vermutlich werden die Harpagoxenus jedoch in den nächsten Tagen auch den Rest der Brut "abholen" aus dem hier gezeigten Nest der Leptothorax und dann wird es wohl um diese kleine Leptothorax-Kolonie geschehen sein. Ich hoffe, dass dann die Harpagoxenus-Kolonie dieses Beobachtungsnest beziehen wird, tut sie es nicht, werde ich etwas nachhelfen. Für den Moment jedoch ist es erfreulich, dass die Leptothorax-Kolonie das Nest erst einmal bezogen hat und ihm so sicherlich eine gewisse Attraktivität für die Raubameisen verleiht. Diese haben dieses neue Nest aber wahrscheinlich bisher noch nicht entdeckt, denn wenn der erste Scout es ausfindig gemacht hat, wird der nächste Überfall nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Hoffentlich bin ich dann daheim und bemerke es, so dass ich dann weitere Fotos machen kann.
    Hier nun Fotos vom Nest und den derzeitigen Bewohnern.




    Interessant ist die gewisse Ähnlichkeit zwischen den Leptothorax acervorum und den Harpagoxenus. Natürlich sind die Raubameisen grösser und kräftiger, jedoch ähneln sich die Arten bis zu einem gewissen Grad. Das ist für mich ein Indiz für die nahe Verwandschaft der Arten. Gleichzeitig scheint es darauf hinzuweisen, dass Harpagoxenus ein noch relativ junger, noch wenig spezialisierter Dulot ist, der sich vor erdgeschichtlich nicht allzu langer Zeit von Leptothorax abgespalten hat. Ein weiterer seit langem bekannter Hinweis ist, dass diese Raubameisen nicht nur Puppen rauben, wie es zB. Polyergus tut (...und was wohl auch die "ökonomischste" Variante ist, müssen doch Puppen nicht mehr gefüttert werden), Harpagoxenus raubt dagen alle Brutstadien, zumindest Larven und Puppen, manchmal wohl sogar junge, unausgefärbte Arbeiterinnen der Hilfsameise.
    Ebenso wie Polyergus ist Harpagoxenus jedoch immerhin bereits ein obligatorischer Dulot, d.h., auch wenn die Arbeiterinnen von Harpagoxenus bis zu einem gewissen Grade selbsständig sind und sogar selbstständig Nahrung aufnehmen können, sich an gewissen Nestarbeiten beteiligen und an Kolonieumzügen, ist die Art doch bereits völlig auf ihre Hilfsameisen angewiesen.
    Immerhin jedoch unterscheidet Harpagoxenus diese zwar eingeschränkte, jedoch noch fragmentarisch vorhandene Selbstständigkeit bei manchen Tätigkeiten von anderen pbligatorischen Duloten wie Polyergus. Die Arbeiterinnen der Polyergus sind zu keinerlei kolonienützlichen Tätigkeiten mehr fähig, ausser zur Veranstaltung ihrer Kriegszüge, diese jedoch organisieren sie perfekt.
    Harpagoxenus wie auch Polyergus sind als Raubameisen mit ihren jeweiligen Hilfsameisen verwandt. Beide jedoch sind vllt. in einigem auf der Stufe stehen geblieben, auf der sie sich von ihren Verwandten getrennt haben, um fortan von der dulotischen Ausbeutung dieser zu leben. Während die Raubameisen sich also kaum verändert haben und lediglich ihre Waffen und ihr kriegerisches Verhalten weiterentwickelten und perfektionierten, mussten die Hilfsameisen, die ja i.a.R. selbstständig leben und sich selbst versorgen müssen, sich den wechselnden Bedingungen anpassen und sich hier viel umfassender und universeller weiterentwickeln. Sie mussten zB. Strategien und Verhalten weiterentwickeln, um zu überleben, um erfolgreich zu jagen, Feinden und Konkurrenten auszuweichen bzw. diese zu vernichten, Trophobiose betreiben und Nester zu errichten. Man könnte also annehmen, dass die hochspezialisierten Duloten fast und bis zu einem gewissen Grade einem "Urtyp" jener nah verwandten Arten ähneln, die ihnen als Hilfsameisen dienen. Körperliche und andere Merkmale, die weniger wichig waren, wurden nicht weiterentwickelt oder verändert. Betrachtet man also eine Arbeiterin von Polyergus, könnte man in ihr ein Ebenbild der frühen Vorfahren einer modernen Serviformica sehen. Natürlich aber vefügten diese jedoch nicht über die sichelförmigen Mandibeln und anderen modernen Waffen und Kommunikationsfähigkeiten, die Polyergus in der Zeit seines Daseins als Dulot an dieses Dasein entwickelt hat.
    Nichts anderes wird für Harpagoxenus gelten, nur dass hier die Spaltung von den Verwandten wahrscheinlich weniger weit in der Vergangenheit zurückliegt. Dafür sprechen wie o.g. die weniger spezialisierten Raubzüge und das unspezialisiertere Raubverhalten sowie die relative, grössere Ähnlichkeit mit der Hilfsameise Leptothorax.


    LG, Frank.

  • Hallo Frank!


    Hut ab, das ist ein echt schöner und vor allem informativer Bericht. Man merkt beim Lesen das du dich intensiv mit diesen Arten auseinandergesetzt hast. Deine Beobachtungen und deine daraus gezogenen Informationen sind schlüssig und ich denke dass man es nicht besser hätte vermitteln können. Muss das hier ganz klar mal so sagen!


    Viel Erfolg weiterhin, hoffen wir du bist Daheim wenn sich wieder was tut.


    LG, Mathias

  • Danke Mathias.
    Die Haltung dieser kleinen und interessanten Ameisen ist nicht sehr schwierig oder aufwendig, man kann diese Arten ebenso wie Temnothorax spec. gut gemeinsam mit grösseren anderen Arten zusammenhalten. Einzige Bedingung, ein ausreichend strukturiertes und mit Stöckchen und Ästen eingerichtetes Terrarium, in dem diese kleineren Arten unauffällig fouragieren können und auch ihr sonstiges Tagewerk verrichten können. All diese Arten sind in dieser Beziehung in ihrem Verhalten gut angepasst und weichen grösseren und stärkeren Ameisenarten durch Wegducken und unauffälligem Verhalten gut aus. Sie leben ja auch im Freiland gemeinsam mit Camponotus-, Lasius- oder Formica-Arten in den entsprechenden Habitaten. Nahe Verwandte wie die Gastameise Formicoxenus lebt sogar in den Nestern der Waldameisen und versteht es, sich hier in den Futterfluss der Waldameisen einzuschalten.
    So kommen meine Harpagoxenus, Leptothorax und Temnothorax hier auch gut mit den Cataglyphis aus, die sie meist nicht einmal bemerken.


    Das einzige Problem, dass ich zur Zeit jetzt im Frühjahr natürlich habe, besteht darin, dass die Harpagoxenus-Kolonie nach ihrer sehr kurzen Winterpause natürlich einen gewissen Entwicklungsvorsprung hat gegenüber den Leptothorax-Kolonien, die ich im Moment im Freiland finde. Bei denen beginnt die Saison ja erst und so haben sie erst Larven. Die Harpagoxenus-Kolonie dürfte jedoch bereits Puppen im Nest haben. So wird es noch ein Weilchen dauern, bis die Kolonie der Harpagoxenus verstärkt werden kann durch nachwachsende Arbeiterinnen der Hilfsameise.


    LG, Frank.

  • Die kleine Leptothorax-Kolonie kann sich im Moment behaupten und bewohnt noch immer das Rindennest. Die Harpagoxenus zeigen im Moment überhaupt kein Interesse an dieser Kolonie, die ja nur einen Rest einer ehemals grösseren Kolonie darstellt. So ziehen die Leptothorax fast ungestört ihren Nachwuchs auf. Früher oder später werden sie auch diesen an die Harpagoxenus verlieren, da kann man wohl sicher sein.
    Im Moment jedoch sehe ich nur selten eine oder zwei umherstreifende Arbeiterin der Harpagoxenus. Kein Vergleich zu jenem "Auflauf", den die Harpagoxenus veranstalteten, als ich die erste Leptothorax-Kolonie vor einigen Wochen in das Terrarium gab. Da waren immerhin fünf Arbeiterinnen gleichzeitig unterwegs. Sozusagen die Streitmacht der Raubameisen-Kolonie.
    Jedenfalls beobachte ich im Moment keine Auseinandersetzungen zwischen den Angehörigen der verschiedenen Kolonien, deren Arbeiterinnen sich natürlich ständig treffen an den Wasser- und Zuckertränken der bombycinus. Hier treffen die Leptothorax-Arbeiterinnen der Harpagoxenus-Kolonie auf die Arbeiterinnen der "freien" Leptothorax-Kolonie sowie auf Arbeiterinnen verschiedener Temnothorax-Kolonien. Es kommt dabei nie zu ernsten Zwist, es ist erstaunlich, wie man versucht, einander zu übersehen und sich auszuweichen.
    Die Harpagoxenus, die im Terrarium manchmal wie zum Zeitvertreib umherstreifen und das Revier kontrollieren, sind sowieso im Moment friedlich aufgelegt und verfolgen nie fremde Leptothorax bei Begegnung mit ihnen. Ihr mörderisches Verhalten wird erst durch den Raubzug am Nest der Hilfsameise aktiviert.
    Hier zwei aktuelle Bilder aus dem einsehbaren Beobachtungsnest der raubameisenfreien Leptothorax-Kolonie. Sie zeigen nur Ausschnitte des kleinen Nestes.



    LG, Frank.

  • Heute ist die Harpagoxenus-Rasselbande mal aktiv geworden.
    Am Wochenende war ich in der Eifel unterwegs und sammelte eine kleine Leptothorax-Kolonie für einen befreundeten user (Leider habe ich zu Hause festgestellt, dass gerade diese Kolonie ohne Königin war, die hab ich wohl beim Einsammeln verloren. Nächstes WE fahr ich nochmal hin... :sorry: und sammel eine andere Kolonie für ihn). Ausserdem erleichterte ich einige weitere Kolonien der Art um etwas Brut. Die kleine weisellose Kolonie mit nur wenigen Arbeiterinnen bezog nun gestern ein kleines, holzgefülltes Schlauchnest mitsamt der gesamten Brut. Heute gab ich dieses Nest in das Terrarium. Nach kurzer Zeit hatte der erste Scout der Harpagoxenus das Nest entdeckt und begann nun, andere Harpagoxenus und auch Hilfsameisen seiner Kolonie zu rekrutieren und für den Überfall am Hilfsameisennest zusammenzuführen. Es herschte bald ziemliche Aufregung, die gesamte "Heerschar" von 7 bis 8 Harpagoxenus und einigen Sklavenameisen war bald auf den Beinchen und und räumte das zugesetzte Nest aus. Die wenigen Hilfsameisen des fremden Völkchens waren nun längst geflohen, die "Kampfhandlungen" verliefen ohne grössere Gewalt und ohne Verluste.
    Ich habe einige wenige Fotos gemacht. Nicht besonders scharf und ziemlich in Eile, aber sie dokumentieren den Vorgang. Auf den ersten Bilder Kommunikation am Heimatnest der Raubameisen, Tandemlauf, eine Raubameise führt eine Hilfsameise zum überfallenen Nest.
    Auf den letzten Bildern unscharfe Einblicke in das Beobachtungsnest der zugesetzten Hilfsameisen, es sind darin nur noch Raubameisen und Larven von Leptothorax zu sehen, die Leptothorax-Arbeiterinnen sind geflohen.




    Vor über zwanzig Jahren, Anfang der 90er habe ich mich zuletzt mit dieser Art beschäftigt und sie in der Haltung beobachtet. Damals habe ich die Tiere in der Slowakei, Hohe Tatra, selbst gesammelt. Diese hier stammen, wie bereits erwähnt, vo Phil, der sie aus Südtirol mitbrachte.
    Ich bin recht froh, diese Ameisen nun wieder hier zu haben, sie sind einfach hochinteressant.


    LG, Frank.

  • Hallo Ameisenfreunde,


    ich hab ja einige Zeit nicht über die Harpagoxenus berichtet, aber das hatte nur Zeitgründe. Die Kolonie gedeiht und wird von ab und zu mit Hilfsameisen verstärkt. Es gibt sie also noch und es geht ihnen sehr gut. Eine Ameise mit hochinteressanter Lebensweise, die man in solchen Terrarien gut halten kann..:)
    Mehr als die gelegentliche Verstärkung mit Brutstadien der Hilfsameisen, die übrigens recht langlebig sind, gibt es bei diesen kleinen Räubern nicht zu tun, alles andere erledigen dann die fleissigen Hilfsameisen der Harpagoxenus. Diese Leptothorax sind gewandt genug und hervorragend in der Lage, sich selbst im Gigantiops-Becken durchzusetzen und die Kolonie mit allem Nötigen zu versorgen. Sie holen Zuckerwasser an der Tränke, oft einträchtig neben den Gigantiops, die sie zwar bemerken, jedoch schon lange kein Interesse mehr an den kleinen, stark gepanzerten Myrmicinen zeigen. Die Leptothorax besuchen zudem die Nektarien der Pflanzen. Ausserdem sind die Leptothorax stark und geschickt genug, Springschwänze und sogar Drosophila aktiv zu erjagen.


    Vor ein paar Tagen war ich mit Phil in der Eifel. Es war ein interessanter Ausflug, Phil zeigte mir einige Myrmica-Arten und konnte sie bestimmen :clap: . Für mich ein Buch mit sieben Siegeln, nur bei leicht erkennbaren Arten wie Myrmica schenki bin ich mir halbwegs sicher.
    Ausserdem fanden wir natürlich hier, in den höheren Lagen an den Übergängen des Rheintals zur Eifel, Leptothorax acervorum. Eine kleine Kolonie nahm ich in einem kleinen, hohlen Holzstück mit nach Hause. Heute nun wurden die Leptothorax im Terrarium von den Harpagoxenus entdeckt und sofort beraubt. Besonders freut mich, dass diese heute aktiven Harpagoxenus in der Mehrzahl recht junge Arbeiterinnen waren, sie waren noch etwas blass und noch nicht völlig ausgefärbt. Es geht also voran in der Kolonie und es schlüpfen in ihr nicht nur junge Leptothorax aus den geraubten Brutstadien, sondern auch in der Haltung aufgezogene Individuen der Raubameisenart.


    Leider ist es schwierig, im Terrarium zu fotografieren. Deswegen bitte ich um Entschuldigung für die Unschärfe des ersten Fotos, es zeigt jedoch den wichtigsten Nesteingang in einem Nussbaumzweig, zwei Tiere halten sich in der Nähe auf, eine Leptothorax- und eine Harpagoxenus-Arbeiterin. Danach ein Foto des "Bodendschungels" ( ein Suchbild :wtf: , im Dickicht findet sich eine beutebeladene Harpagoxenus-Arbeiterin), anschliessend Fotos von Scouts und erfolgreichen Räubern der Harpagoxenus.




    L, Frank.

  • Ich habe grad gesehen, auf dem vierten Bild der Serie im vorhergehenden Beitrag sieht man sogar einen heimischen Springschwanz, eine etwas grössere Collembolen-Art, Körperlänge etwa drei Millimeter.
    Finde ich einfach Klasse 8-) , diese Tiere haben neben anderen Collembolen wirklich eine kleine, aber stabile Population in diesem Terrarium.


    LG, Frank.

  • Liebe Ameisenfreunde.


    Natürlich gibt es die Harpagoxenus-Kolonie noch. Auch wenn es ihr in der letzten Zeit sicher an einigem fehlte.
    Schwierig ist hier an der Mosel die Beschaffung der Hilfsameisen, der Leptothorax. Hier im Westen Deutschlands findet man Kolonien der Art nicht allzu häufig, in den Flusstälern von Mosel und Rhein gar nicht. Selbst in den mittelgebirgsartigen Ausläufern von Hunsrück und Eifel sind die Leptothorax erst in grösserer Höhe und auch dort nur spärlich vertreten.
    Alles kein Vergleich zur Häufigkeit von Leptothorax acervorum und L. muscorum im Osten Deutschlands, in Brandenburg bilden die Arten dichte Populationen mit hoher Nestdichte in den lichten Kiefernmischwäldern.


    Gestern sah ich eine Harpagoxenus-Arbeiterin am Zuckernäpfchen (Foto), die Arbeiterin kam mehrmals hierhin zurück und trug so Nahrung für die offenbar schwindende Kolonie ein. Offenbar waren die Sklaven der Kolonie fast völlig verschwunden, kein Wunder, haben es die kleinen Ameisen auf die Dauer doch nicht ganz leicht neben den räuberischen Gigantiops und Pseudomyrmex im Terrarium.
    Also bin ich in den Hunsrück gedüst und habe gestern und heute nach einer Leptothorax-Kolonie gesucht. Heut fand ich glücklicherweise eine, der ich einiges an Brut und einige Arbeiterinnen entnahm.



    Das zweite Bild ist unscharf, zeigt aber deutlich, dass es sich um eine Harpagoxenus-Arbeiterin handelt. So untypisch und wenig bekannt dieses Verhalten der Harpagoxenus ist, so interessant ist die Beobachtung, dass diese hochspezialisierten Raubameisen in der Lage sind, sich halbwegs selbst zu versorgen. Oft werden ja solche permanent dulotische Ameisen als für solches Verhalten zu "degeneriert" beschrieben. Es gibt jedoch Reste solchen Arbeiterinnenverhaltens bei vielen Duloten, auch wenn die im Normalfall unbedeutend sind und nur rudimentär. Die Möglichkeiten aber, die diese Reste sinnvollen Arbeiterinnenverhaltens bieten, können einer solchen Ameise oder einer Kolonie einer solchen Art in Notzeiten vllt. manchmal das Überleben sichern.


    LG, Frank.

  • Ich belebe diesen ausgezeichneten Bericht mal mit ein paar aktuellen Bildern. Kürzlich ging der Frank in Tschechien Harpagoxenus sammeln, und hat mir freundlicherweise eine Kolonie überlassen. Ich werde hier gegentlich über das wohlergehen der Kolonie berichten. Ich habe sie in einem kleinen Terrarium (20x30er), und als Bodengrund nutze ich etwas Erde und Streu von einem Kiefernwald, der hier ganz in meiner Nähe wächst. Als Nest habe ich ein Stück Totholz angedacht, dass mithilfe eines Astes an die Scheibe gepresst wird; dort erwärme ich etwas mit einer Lampe.


    Hier ein paar Bilder der hübschen Tiere.
    Harpagoxenus sublaevis Harpagoxenus sublaevis Harpagoxenus sublaevis


    Grüße, Phil

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