*Plectroctena spec. aus Kenia

  • Hallo zusammen


    Vor 4 Monaten war ich mit meiner Freundin in Kenia am Diani Beach. Natürlich war ich immer mit offenen Augen unterwegs und endeckte diese grossen und schönen Ameisen:




    Sie sind ca. 2cm lang und haben goldene Haare an den Vorderbeinen. Die Mandibeln sind einzigartig geformt, so dass ich dachte, es sei eine Dracula Ant. Phil konnte mir aber sagen, dass es sich um Plectroctena sp handelt. Ich kannte die Gattung nicht und habe noch nie davon gehört. Habe die Bilder auf Google verglichen und kann bestätigen, dass es sich definitiv um diese Gattung handelt. Leider ist über die Gattung wenig bekannt und ich konnte wenig Infos finden.


    Die Ameisen fand ich so schön, dass ich am Nesteingang wartete und einzelne, die rausgekommen sind, einsammelte. Ich hab so ca, 30 Ameisen abgesammelt und sie mit in die Schweiz genommen. Das Nest hatte bestimmt 10 Eingänge und erstreckte sich auf ca. 5 Quadratmeter. Die Ameisen waren ziemlich geschickt und sobald sie meine Nähe spürten, verschwanden sie in den Löchern oder unter dem Laub. Wie z.B. Pachycondyla Arten waren auch nur vereinzelt einige unterwegs. Wer jetzt denkt, Afrika gleich Sand und trocken, muss ich jetzt korrigieren. Nahe dem Strand war eine Art Regenwald, einfach nicht ganz so feucht. Von den Pflanzen sah es aber genau gleich aus und alles richtig grün. Je nach Jahreszeit regnet es da auch oft. Viele dieser Ameisen sah ich in grünen regenwaldähnlichen Wäldern/Dschungel.


    Zurück in der Schweiz setzte ich die Ameisen in ein kleines Terrarium und kümmerte mich mäßig um die Ameisen. Laut Frank würden sie einige männliche Tiere aufziehen. Vor einigen Wochen bemerkte ich, dass die Kolonie wieder wie am Anfang in das Sichtnest gezogen war und staunte nicht schlecht, wie viele Eier und Larven sie hatten. Einige Wochen später gab es erste Larven. Recht klein waren diese, da ja männliche Geschlechtstiere eher kleiner sind als Arbeiterinnen. Die rechteckige Form der Puppen liess aber noch ein bisschen Hoffnung auf Arbeiterinnen. Vor einigen Tagen schlüpften 2 Puppen und ich konnte es nicht fassen :feiern::feiern: es sind keine Geschlechtstiere, sondern normale Arbeiterinnen.....
    Ich bin ziemlich froh, habe ich die Ameisen behalten und es hat sich anscheinend gelohnt. Wie das jetzt genau geht, weiß ich nicht. Frank meinte, die Königin kann man von Auge bei dieser Art kaum erkennen. Andere Theorie wäre, dass sich diese Ameisen selbstreproduzieren können oder eine Arbeiterin begattet wurde? Nur die Frage von wem... einfach gesagt, ich habe keinen Plan, was da genau los ist.
    Ich denke, es gibt keine Kolonien in der Haltung dieser Art und finde es wichtig, euch das mal mitzuteilen und werde hier weiter berichten. Evtl. gibts von eurer Seite auch einige Infos über die Art...? Ich werde keinen Diskussions-Thread starten, ihr dürft gerne hier reinschreiben.


    Momentan besteht die Kolonie aus 20 Ameisen, ca. 10-15 Larven, 10 Eiern und 5 Puppen. 2 Worker sind schon geschlüpft und sind noch leicht orange. Total seit den Ferien sind etwa 7 gestorben. Ich hoffe, da war nicht eine dabei, welche dafür verantwortlich ist, dass Arbeiterinnen schlüpfen.


    Im Moment sind sie immer noch in dem verdreckten Ytong, darum etwas schlechte Fotos... falls weitere Arbeiterinnen schlüpfen, bekommen sie ein besseres Becken.


    Infos über das Verhalten folgen...


    Grüsse, Cama




  • Geht doch, cama - ich hatte gehofft dass du einen Bericht verfasst...super! :)


    Ganz besondere Ameisen sind das, eigenartig dass Arbeiterinnen schlüpfen, obwohl du nur Arbeiterinnen von der Erdoberfläche eingesammelt hast.


    Bin gespannt ob das so bleibt. Ich meine mich entsinnen zu können mal über diese Gattung gelesen zu haben, dass es ergatomorphe Königinnen gibt; dass diese außerhalb des Nests unterwegs sind glaube ich aber eigentlich nicht. Ob sie wohl zur Thelytokie in der Lage sind?


    Danke für den Bericht!


    LG, Phillip :)

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hey,


    freut mich, dass sich tatsächlich Arbeiterinnen aus den Puppen entwickeln.
    Zur Art; Ich vermute es handelt sich um Plectroctena strigosa, die speziell für die Küstenhabitate Kenias beschrieben ist, oder um die sehr weit verbreitete P. mandibularis. Sicher kann ich es leider nicht eingrenzen.
    Jetzt mal allgemein zu Plectroctena; Es handelt sich wirklich um eine spannende Gattung, die übrigens gar nicht so unerforscht ist. Man findetdoch einiges an Informationen im Netz.
    Es gibt bei Pelctroctena sowohl Arten mit ergatoiden, flügellosen Königinnen als auch Arten mit normalen, alaten Tieren. Bei der häufigsten Art, P. mandibularis, wurde sogar die Koloniegründung untersucht (Villet, M.H. (1999): Reproductive behaviour of Plectroctena mandibularis F. Smith (Hymenoptera: Formicidae), a ponerine ant with ergatoid queens). Diese erfolgt eher untypisch für ergatoide Königinnen, diese entfernen sich für die Paarung weit vom Mutternest um dann selbstständig semiclaustral eine Kolonie zu gründen.


    Ebenfalls speziell für diesen Fall ist diese Arbeit: Peteers, C.W. & Crewe, R.M. (1998): Worker laying in the absence of an ergatoid queen in the ponerine ant genus Plectroctena
    Es wurden ein paar Kolonien ausgegraben, teilweise ohne ergatoide Königin, und dann einfach beobachtet was sich entwickelt. In den gynenlosen Kolonien wurden nur Männchen aufgezogen. Auch wurden in einigen Kolonien die Spermatheken von Arbeiterinnen untersucht, alle untersuchten waren unbegattet.


    Für Deine Kolonie gibt es drei denkbare Möglichkeiten, warum normale Arbeiterinnen und keine Männchen aufgezogen wurden:
    1) Du hast tatsächlich die ergatoide Königin gefangen
    2) In der Kolonie existierten neben der Gyne noch weitere begattete Tiere, die sich bereits in der Natur bei Anwesenheit der Königin trotzdem gepaart haben mit Männchen - das ist nicht so ungewöhnlich und kommt beispielsweise auch bei Harpegnathos saltator und weiteren Ponerinen vor.
    -> halte ich aber aufgrund den Erkenntnissen der letzten zitierten Arbeit für eher unwahrscheinlich, sofern die Erkenntnisse auf Deine Art übertragbar
    3) Von Phillip genannte Jungfernzeugung -> halte ich für noch weitaus unwahrscheinlicher, ist nur für einen ganz geringen Bruchteil bei Ameisen überhaupt bekannt. Allerdings ist ja bald Weihnachten, da sollen spontane, gottesgelenkte Jungfernzeugungen auch bei rein sexuell vermehrenden Lebewesen vorgekommen sein
    :tanne: :D


    Grüße, Phil

  • Hallo Phil danke für die Infos
    Seit ich sie eingefangen habe, sind mit 7 Tiere eingegangen. Ich hoffe schwer, dass da nicht die Gyne oder begattete Arbeiterin darunter war. Falls es so ist wie du schreibst, muss ich echt extrem Glück gehabt haben, dass ich da eine Gyne oder begattete Ameise an der Oberfläche erwischt habe. Ich muss auch noch sagen ,ich war jeden Tag a bei diesem Nest, bestimmt 4 Tage hintereinander, um 30 Tiere abzusammeln.
    Ich erwischte nur immer 2-5 Stück als spürten sie meine Anwesenheit. Ich hatte nur ca 1min Zeit bei jedem Versuch danach ließen sie sich nicht mehr blicken.

  • Die kleine Kolonie gibt richtig Gas. Die Ameisen sind ständig auf der Suche nach Proteinen. Ich füttere die erst 20 Ameisen grosse Kolonie täglich mit 2-3 Heimchen oder 1 Schabe. Das Meiste verputzen die geschätzen 20-25 Larven. Für die Futtersuche sind oft 3-4 Ameisen ausserhalb vom Nest und durchstreifen die Arena. Sie sind einzeln unterwegs, arbeiten aber gut zusammen. Sobald eine in einen Kampf mit einem Futtertier gerät, kommen weitere und helfen die Beute zu töten. Auch beim Eintragen sind sie sehr sozial und schleppen das Futter gemeinsam ins Nest. Manchmal beteiligen sich bis zu 6 Ameisen beim Eintragen grosser Beute. Sie verhalten sich von daher nicht wie z.B. Pachycondyla-Arten, welche oft die Beute alleine erlegen und eintragen, sondern handeln eher im Team, was ziemlich spannend ist.
    Das Gift vom Stachel scheint nicht sehr giftig zu sein und lähmt grössere Futtertiere nur sehr schwach. Sie haben da ihre eigene brutale Methode: sie halten die Beute fest und stechen einfach x mal zu bis das Insekt so schwach und verletzt ist, dass sie es eintragen können.
    Die Larven im Nest fressen viel und wachsen dementsprechend schnell. Für so primitive Ameisen ist die Brutpflege erstaundlich gut. Ständig werden die Larven mit kleinen Futterteilchen gefüttert oder es wird ihnen etwas auf den Bauch gelegt. Puppen und Larven werden immer schön feucht und trocken gelagert. Bei grösseren Futtertieren werden die Larven einfach rundherum gestappelt, damit alle fressen können. Sobald die Larven etwas grösser sind, erkennt man gut den langen dünnen Hals, welchen sie ganz schön strecken können, um an Futtertiere zu kommen. Verantwortlich für das schnelle Wachstum der Larven ist, denke ich, auch die gute Pflege von den Arbeiterinnen.
    Die Puppen haben etwas länger bis sie schlüpfen, dafür stapeln sie sich langsam schon im Nest :)


    Bis jetzt ist die Art realtiv einfach zu halten. Ob etwas trockener oder feuchter scheint keine Rolle zu spielen. Geht es so weiter, wird sich die Anzahl der Ameisen schon bald verdoppeln. Alles in allem eine sehr schöne und spannende Art, die lebhaft ist.
    Hier einige Bilder der Brut und vom Eintragen einer Waldschabe.









    Bis jetzt sind nur Arbeiterinnen geschlüpft und die vorhandenen Puppen haben alle dieselbe Form und Grösse. Nun stellt sich die Frage: hab ich evtl. eine oder mehrere Gamergates (begattete Arbeiterinnen durch Inzucht), welche ausschliesslich Eier legen und sich durchgesetzt haben? Ich kann leider nicht sehen, ob nur eine oder mehrere Tiere Eier legen. Es wäre spannend zu wissen, wieviele begattete Tiere da in der Kolonie wirklich leben. Einfach gesagt, müsste ich nur beobachten, welche Tiere genau Eier legen, soweit aber nur mal meine Theorie.... :alk:

  • Hier möchte ich mal einige Fotos zeigen in welchen die Ameisen besser zur geltung kommen. Die Kolonie lebt seit einigen Tagen in einem frischen Ytong und die Scheiben sind noch sauber. Durch diese Fotos kann ich euch zeigen wie die Ameisen in Live aussehen mehr als einfach eine schwarze Ameise. Die Details machen sie besonders.












  • Die in Kenia gesammelten Ameisen werden auch nicht jünger und es starben in letzter Zeit einige Ameisen. Doch zum Glück haben sich die ganzen Larven, die aufgezogen wurden zu Puppen entwickelt. Es sind momentan ca. 17 Puppen, 13-15 Larven und 20 Eier vorhanden. Die ca. 6 Tiere, die altersbedingt gestorben sind. wurden bereits durch frisch geschlüpfte Ameisen ersetzt. weshalb ich die Koloniegrösse von ca. 20-25 Tieren halten konnte.



    Die frisch geschlüpften Ameisen haben eine starke orange Färbung, die sehr lange anhält.




    Weiter ist mir aufgefallen, dass sich die frisch geschlüpften Tiere ständig an die Decke hängen und sich hauptsächlich die Gaster putzen.
    Dass sich Ameisen putzen ist normal, doch so auffällig oft und ständig in dieser Position ist mir bei anderen Arten nicht aufgfallen. 2-3 Tage nach dem Schlüpfen hängen sie täglich an der Decke und es schaut aus, als würden sie ein Ei legen.



    Ältere Tiere habe ich noch nie in dieser Position sehen können.


    Die Kolonie ist bis jetzt sehr pflegeleicht. Sie sind anspruchslos, brauchen jedoch für sich und die Brut sehr viel Protein. Täglich bekommen sie 2-3 Heimchen oder Schaben. Auch andere Futtertiere werden gerne angenommen. Tot oder lebendig, nix wird liegen gelassen.
    Sie mögen kein feuchtes Nest, aber auch kein ganz trockenes. Nach kurzer Zeit findet man einen Mittelweg und es läuft. Die Ameisen können nicht klettern und ein Deckel brauche ich darum nicht.


    Die Kolonie wird von mir ständig gut versorgt, weshalb sich die meisten Tiere auch im Nest aufhalten. Ansonsten wären sie ziemlich aktiv. Nach wenigen Tagen ohne Fütterung streifen sie ununterbrochen im Becken umher.
    Der Stachel ist sehr klein (1-2mm). Vermutlich hat sich dieser, wie auch das Gift, schon stark zurückgebildet. Bei grösserer Beute werden gerne andere Arbeiterinnen zur Hilfe gerufen und es kommen einige aus dem Nest und stürzen sich auf das Futtertier. Es wird extrem viel zugestochen, doch zeigt das Gift so gut wie keine Wirkung. Die Beute wird durch die vielen Stiche und Mandibeln-Hiebe verletzt und stirbt langsam... Da die Ameisen kräftig sind, tragen sie oft auch lebende Beute ins Nest.


    Hoffen wir mal, dass die begattete Arbeiterin nicht bald auch unter den Toten ist, wäre schade um die Kolonie.






  • Auch hier mal ein kleines Update.
    Die älteren Tiere sterben weiter und jetzt müssten wirklich langsam alle gesammelten alten Arbeiterinnen tot sein.
    Mitgenommen aus Afrika , hab ich um die 25 Tiere. Seit meiner Haltung schätze ich die toten auf die selbe Zahl. Weiterhin konnte die Kolonie diese Verluste ausgleichen und es sind über 30 Tiere geworden. Das Ytong Nest war oft zu trocken und die Larven verpuppten sich nicht mehr so gut, zudem fehlte ihnen Substrat zum verpuppen. Die Arbeiterinnen kümmern sich für solche primitive Ameisen doch sehr gut um die Brut aber schleppten sie nur grosse Dreckstücke in Nest, was für die Larven nicht sehr gut war. Mit feinen kleinen Teilchen verpuppten sie sich besser und eine gewisse Feuchte war dazu immer sehr hilfreich . Ich hab sie darum in ein 4cm breites Rg umziehen lassen. Gefüllt mit feuchter Erde und Wasstertank .
    Schnell verpuppten sich einige grosse Larven zu Puppen und alles nimt wieder seinen Lauf....


    Koloniegrösse ca 33 Tiere 1 Gamergate? 20-30 Eier 15 Larven 10 Puppen






    Hier noch ein kurzes Handy VIDEO https://www.youtube.com/watch?v=jQjam_tHzUo

  • Hallo Ramon.
    Wundert mich, dass dir die älteren Tiere so wegsterben. Ich glaube, diese Ameisen sind eigentlich recht langlebig. Ich hatte ja mal eine Gruppe dieser Ameisen oder einer nah verwandten Art von etwa 15 Tieren, mitgebracht von einen Freund ebenfalls aus Kenia und die lebten jahrelang in Gefangenschaft, erst bei ihm, später noch lange bei mir. Natürlich starben immer wieder einzelne Tiere, aber insgesamt lebten die letzten überlebenden Tiere dieser Gruppe sicher über mindestens zweieinhalb Jahre in Gefangenschaft. Und das, obwohl sie nie Nachwuchs bis zum Schlupf aufzogen, offenbar gab es kein begattetes Tier in der Gruppe. Es gab immer Larven, Eier und Puppen, aber leider schlüpfte nie etwas aus den Puppen.


    Aber es läuft ja trotz der Verluste der alten Tiere hervorragend bei deiner Kolonie, Glückwunsch. Das sind wirklich tolle Ameisen.


    LG, Frank.

  • Hi Frank


    Ja, ich weiss leider nicht viel über diese Art Ameisen und im Internet findet man auch sehr wenig. Ich habe die Tiere ausserhalb des Nestes eingesammelt. Es könnte schon sein, dass diese schon 1-2 Jahre alt waren, wer weiss. Die älteren Tiere (ich hoffe, es waren nur solche) sind über die Monate in meiner Haltung gestorben. Ansonsten scheinen sich die Ameisen wohl zu fühlen, bekommen alles und scheinen nicht zu kränkeln.
    Ja, wie du schreibst, konnte ich die Verluste immer kompensieren, weshalb ich mir keine grossen Gedanken mache. Im Moment sind nochmals 5 Puppen dazugekommen.
    Ich werde eine Ameise heute markieren, evtl. weiss ich in einem Jahr mehr über die Lebensdauer dieser Ameisen.

  • He Ramon, ich glaube, dass niemand wirklich viel weiss über diese Ameisen und über ihre Lebensweise und ihren Nahrungserwerb. Vielleicht ein paar Menschen, die in Kenia leben, aber die fragt ja niemand. Und die moderne Wissenschaft erschöpft sich ja heute meist mit dem Vermessen der Tiere...;)
    Insofern ist das, was du mit der Haltung und Beobachtung der Tiere machst, Grundlagenforschung, und zwar richtige. Versuche einfach weiter, alles zu dokumentieren.


    So meinte ich es auch nicht, Sorgen brauchst du dir nicht machen, du machst da natürlich alles richtig und die Kolonie ist ja super stabil.
    Hast du eigentlich mal Mehlwürmer angeboten? Meine Ameisen dieser Art fuhren auf Mehlwürmer richtig ab. Die mochten sie richtig gerne. Mit ihren sichelartigen Mandibeln scheinen die Ameisen bestens präpariert zu sein für die Erbeutung und das Festhalten solcher Käferlarven. Mir schien es damals auch, als ob die Jagd auf solche Larven und die Suche nach ihnen im Erdreich den Ameisen besonders lag und leichtfiel. So erklärte ich mir auch den starken Grabtrieb der Ameisen, bei mir waren die ständig am Buddeln.


    LG, Frank.

  • Nachdem wir uns am Treffen unterhalten haben, habe ich einige Mehlwürmer gekauft und verfüttert. Die Ameisen nahmen sie gerne an und verfütterten sie auch an die Larven. Ich habe im Moment keine mehr da, um nochmals genau zu beobachten, wie gut sie diese fangen und töten können. Das mit dem Grabtrieb ist wirklich so. Kaum ist der Boden etwas feuchter, wird gebuddelt was das Zeug hält. Ich komme auf dich zurück und lege mir nochmals einige Mehlwürmer zu und schildere dann meine Beobachtungen. Mehlwürmer kann ich sowieso auch für die anderen Ameisen gut gebrauchen.
    Die Plectroctena sind sonst sehr einfach, was das Futter angeht. Sie nehmen wirklich alles an, was zappelt oder Protein enthält.
    Danke für deine lobenden Worte. Ich versuche weiterhin die Kolonie zu beobachten um hier zu berichten ;)

  • Da die M.arenarius ein Erdnest bekommen haben, durften die Plectroctena das Nest beziehen. Die Anlage habe ich zuerst natürlich gereinigt und mit neuem Substrat befüllt. Zum Einsatz kommt wieder ein grabfähiges Substrat, welches sich feucht gut formen lässt und trocken ziemlich hart ist.
    Die Anlage habe ich ins Wohnzimmer gezügelt, unterhalb des Tv auf ein Sideboard. So habe ich die Einzelgänger immer im Blick.
    Da ich den Aussenbereich lieber trocken halten möchte, sind nur Kakteen in Frage gekommen. Das Nest habe ich etwas verkleinert. Mit Wattestücken habe ich einzelne Durchgänge versperrt. Die Kolonie ist noch zu klein für das ganze Nest und sie würden zuviel Müll im Nest verteilen.




    Von den Ameisen habe ich in letzter Zeit keine Fotos gemacht. Der Kolonie gehts gut und es sind über 30, genau habe ich sie nicht mehr gezählt.
    Brut ist seit Anfangs Haltung immer vorhanden. Ich muss zugeben, die Ameisen sind optisch sehr speziell, rein vom Verhalten aber ziemlich langweilig. Sie sind fast immer im Nest und kommen nur einzeln raus, um etwas Futter einzutragen. Die Kolonien bleiben auch in der Natur klein, doch wird bei 30+ Tieren sicher noch was gehen. Ich habe Geduld und bin gespannt, was noch kommt.


    @ Frank, ich habe wie versprochen einige Mehlwürmer besorgt und verfüttert. Sie scheinen mit ihren Mandibeln diese wirklich gut festhalten zu können. Sie werden grob zerteilt und an die Larven verfüttert. Leider fressen die Larven die Würmer schlecht aus und es bleiben immer viele Reste, weshalb ich von diesen Futtertieren wieder abgekommen bin. Rein fangtechnisch scheinen diese Ameisen aber schon gut auf solch Getier ausgelegt zu sein.

  • Hier möchte ich noch einige Fotos der Ameisen nachliefern. Bilder der Ameisen im Nest hab ich leider noch keine gemacht, da sie die Scheibe ziemlich verschmutzt haben.


    Die Einzeljäger brauchen mit ihren seltsam geformten Mandibeln oft 3-4 Anläufe um die Futtertiere richtig zu greifen doch einmal gefasst lassen, sie die Beute nicht mehr los und selbst eine grössere Schaben hat nicht die Kraft die Ameise fortzuziehen. Nach einigen Stichen wird die halbtote Beute in einem Stück abtransportiert.







    Die Kolonie besteht aus min 35 Tieren, Fotos vom Nest werde ich beim nächsten mal einstellen


    Grüsse Cama


  • Hier ist dringend ein Update nötig. Nun gibts es auch Fotos vom bewohnten Nest. So ein liegendes Nest, hat den Vorteil, dass die Sichtscheibe regelmässig gereinigt werden kann.


    Die Kolonie wächst eigentlich seit Beginn unproblematisch, jedoch relativ langsam, da die Entwicklungszeit ziemlich lange dauert und immer wieder Ameisen weggestorben sind. Die älteren Tiere scheinen alle gestorben zu sein, denn seit längerer Zeit, gibt es keine Toten mehr. Die im August 2013 gesammelten Tiere ( 25-30 ) waren warscheindlich schon älter und starben nach und nach bei mir in der Haltung. Die ganzen Verluste mussten natürlich kommpensiert werden weshalb, die Kolonie nicht so schnel lgewachsen ist. Da weiterhin Arbeiterinnen schlüpfen, muss die Gamergate noch am leben sein :ok:
    Da ich die Ameisen in Kenia nur von der Oberfläche am Nesteingang entnahm, könnte es sein, dass es mehrere begattete Arbeiterinnen in dieser Kolonie gab/gibt. Es macht für mich bis heute keinen Sinn, dass eine so wichtige Ameise das Nest verlassen hat und sich in Gefahr gegeben hat. Natürlich bin ich froh ansonsten könnte ich sie jetzt nicht halten :)
    Ich habe mir vorgenommen, die Kolonie noch etwas grösser zu ziehen um sie dann zu teilen. Evt hab ich Glück und es gibt eine 2 Kolonie daraus.


    Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Tiere samt Brut gezählt.


    Arbeiterinnen: 42
    Larven: 44
    Puppen: 17
    Eier: ca 40
    Gamergates: ??


    Die Kolonie wird in den nächsten Monaten ziemlich schnell wachsen ,da auch die Menge an Brut ,die sie gleichzeitig aufziehen einiges gewachsen ist.
    Das Fressverhalten ist gewaltig .Sie benötigen 2 mal täglich frisches Futter, im Schnitt sind es alle 24 Stunden 2-3 mittelgrosse Schaben ( 2-3cm ).
    Wie eine Maschine welche Treibstoff braucht. Morgens stehen die Ameisen still im Nest, die Larven liegen gelangweilt rum. Sobald ich in der Arena Futter bereitstelle, kommen 1-2 Arbeiterinnen aus dem Nest und ziehen die Schaben ins Nest. Ob kleine oder grosse Schaben sie werden in einem Stück davongezogen. Erstmal im ca 20cm weit entfernten Nest angekommen werden sie grob aufgeschnitten und an die Larven verfüttert. Oft nuckeln bis zu 5 Larven an einem Stück gleichzeitig. Die Ameisen sind in diesem Punkt sehr sozial und schauen immer gut darauf, dass die Larven ans Futter kommen.
    Die Larven werden richtig dick und haben im Verhältnis einen langen dünnen Hals. Sie erreichen so auch ohne Hilfe Futter ,welches in der Nähe rumliegt. Das fressen übernehmen sie selber und nehmen sich, was sie brauchen.
    Das eingetragene Futter ist sehr schnell verwertet und ich muss oder sollte wieder neues bereitlegen. Natürlich könnte auch gleich 5 Schaben aufeinmal verfüttern doch möchte ich vermeiden, dass etwas im Nest liegenbleibt. Auf den Fotos kann man aber gut erkennen, dass sie den Müll schön ordentlich in eine Ecke packen ,doch halte ich mit meinem Futterplan das Risiko von Milben und Schimmel klein. Die von mir ausgesetzen Springschwänze halten diesen Müll gut in schacht und es gab noch nie Schimmel oder Milben.


    Da man sich einiges besser mit Bildern oder Videos vorstellen kann. Hab ich noch was für eure Augen ;)


    Am besten natürlich beim Video auf HD klicken, für die Bildervergrösserung einmal draufklicken










    Die Ameisen sind nicht extrem aktiv doch macht ihr optisches und ihre Grösse das wieder gut.

  • 2 1/2 Monate habe ich nix mehr hören lassen von den Plectroctena. Grund war sicher auch, dass das Nest ziemlich zugemüllt war und ich kaum brauchbare Fotos machen konnte. Da das Nest halt immer noch etwas zu gross war, verscharrten sie Puppenhüllen und Futterreste überall in den Ecken.
    Zum Glück lassen diese Ameisen wenig organische Reste übrig. So schimmelte es nur wenig und ich musste nicht sofort reagieren.


    Hier mal Fotos, wie es die letzten Wochen aussah:





    Heute nahm ich mir Zeit und nahm das Becken wieder einmal auseinander, um es zu reinigen. Die Ameisen wurden in eine Box gesetzt und dabei konnte ich die Kolonie gleich noch durchzählen. Unglaubliche 95 Tiere sind es mitlerweile und es scheint noch weiter zu gehen. 30-40 Puppen sind konstant vorhanden und der Appetit ist so gross wie nie. Mittags und abends rund um die Uhr werden sie mit Schaben versorgt und in Rekordzeit fressen die Larven das Futter auf. Die Arbeiterinnen kümmern sich sehr gut um die Brut und legen immer schön jede einzelne Larve so ans Futter, dass diese es auch erreicht. Das schnelle Wachstum der Kolonie ist sicher auch meiner ständigen Fütterung zu verdanken. Natürlich können sie auch mal einige Tage ohne Futter auskommen, doch in letzter Zeit habe ich sie ziemlich gestopft :) .


    Das heute gereinigte Becken:






    Die Ameisen wurden nach der Putzaktion in der Arena ausgesetzt. Fotos vom Ameisen gefüllten Nest werde ich in den kommenden Tagen noch reinstellen. Im Moment sind sie natürlich etwas durcheinander und sie müssen sich wieder einleben. Die Brut habe ich bei der Putzaktion nicht berührt, sondern mit dem Staubsauger rundherum gesaugt.


    Was ganz neu und spannend ist: Einzelne Arbeiterinnen kommen 2-3 mal die Woche raus und suchen sich einen Kaktus, den sie erklimmen. Oben angekommen verweilen sie in einer bestimmten Haltung. Oft strecken sie ihre Gaster unten durch und fuchteln langsam mit dem Stachel im Gesicht rum. Die Ameisen sind eigentlich sonst nie draussen und dieses Verhalten zeigt sich erst seit die Kolonie gross geworden ist. An manchen Tagen sind bis zu 4 Kakteen von den Ameisen besetzt. Die Arbeiterinnen suchen sich auch immer den höchsten Punkt aus und verweilen einige Stunden bis sie wieder zurück ins Nest gehen. Soviel wie ich das beobachten konnte, sind es keine Zufälle mehr. Ich vermute fast, dass es Arbeiterinnen sind, welche sich begatten lassen möchten. Sehnsüchtig warten sie auf diesen Anhöhen auf fremde rumschwirrende männliche Geschlechtstiere. So würden weitere Gamergates entstehen, welche eine neue Kolonie gründen. Diese Theorie ist weit hergeholt, doch könnte ich mir das vorstellen. Was meint ihr, was machen diese Arbeiterinnen da wartend auf den Kakteen?!





  • Wie versprochen noch 2-3 Fotos der gesammten Kolonie. Nach dem Becken säubern, ist die Kolonie wieder eingezogen.
    Die Ameisen sind gerne nahe zusammen. Ich denke das Nest ist genug gross für 500 Tiere, doch schätze ich, werden sie bei 150-200 aufhören sich zu vermehren.







    Diese Arbeiterinnen leben getrennt von der Kolonie. Ich hab einige entnommen, um zu sehen ob diese ohne Gamergate Männer aufziehen , falls sie überhaupt Eier legen.
    Alle sind noch ganz orange ( frische geschlüpft ) so kann ich sicher sein, dass ich der eigentlichen Kolonie nicht die befruchtete Arbeiterin weggenommen habe.




  • Auch hier mal wieder ein Update.
    Nach 1 1/2 Monaten ist die Kolonie von 95 auf über 130 Arbeiterinnen gewachsen. Langsam ist es nicht mehr so einfach die Tiere zu zählen.
    Im letzten Beitrag konnte ich gute Fotos machen, da ich das Becken frisch geputzt hatte. Jetzt nach kurzer Zeit sieht das Nest wieder ziemlich zugemüllt aus.



    Dafür gibt's aber auch viel Nachwuchs.



    Wenigstens werfen sie den Hauptmüll, welcher aus Schaben-Resten besteht, aus dem Nest. Auch die toten Arbeiterinnen werden in der Arena entsorgt. Zum Glück sind das nur sehr wenige.


    Zum Glück sitzen die Ameisen gerne dicht zusammen und so ist im Nest doch noch relativ viel Platz vorhanden.



    Wie gross die Ameisen sind, soll das folgende Bild zeigen. Ich habe aus Spass mal alle toten Ameisen zusammengesammelt, welche ich noch so rumliegen hatte. Es wurden für das Foto keine Ameisen getötet. Einige sind auch schon älter und deshalb nicht mehr so in Form.
    Auch schön zu sehen wie unterschiedlich Ameisen aussehen können :)



    Links nach rechts: Neoponera apicalis Gyne, C.singularis Gyne, Pachycondyla impressa Arbeiterin,Plectrocentra Arbeiterin, Plectrocentra Larve, H.venator Arbeiterin, P.dives Arbeiterin, Pheidole spec


    Immer mehr Ameisen kommen am Morgen raus, suchen sich eine Erhöhung und fangen an männliche Geschlechtstiere anzulocken (lockstelzen).
    Es kommen manchmal bis zu 20 Arbeiterinnen raus und das sieht ganz schön eigenartig aus, wenn die da stundenlang gekrümmt rumstolzieren oder einfach nur verweilen.





    Im Nest gibt es nun richtig viele Kämpfe. Ich schätze mal, es sind Machtkämpfe. Evtl. wird bestimmt, welche der Arbeiterinnen draussen rumstolzieren dürfen?! Einzelne Ameisen attackieren andere und halten sie mit ihren Mandibeln fest. Es kommt auch vor, dass sie versuchen zu stechen. In keinem Fall wehrt sich aber die angegriffene Ameise, sondern sie duckt sich und zeigt auch mit ihren Fühlern deutliche Unterwerfung. Oft lassen die Angreifer ihr Opfer danach wieder ziehen. Die Kämpfe finden im Nest rund um die Uhr statt. Oft kämpfen 6 zweier Gruppen gleichzeitig. Selten kommt es auch vor, dass sich 3-5 Arbeiterin zusammen auf eine stürzen. Es wird zum Glück nie eine solange gestresst und gezwickt, dass eine stirbt.





    Oft kommunizieren die Ameisen beim Kampf mit sehr schnellen Fühlerbewegungen mit den umliegenden Ameisen, welche sich aus dem Kampf raushalten. Richtig aufgebracht werden einzelne danebenstehende Ameisen "betrommelt". Ich kann leider nicht genau sagen, was das für Kämpfe sind, doch sieht es sehr nach Machtdemonstration einzelner Arbeiterinnen aus.

  • Woow sind das schöne Tiere!
    Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Kolonie!
    Habe gestern beim Stöbern ein Bild dieser Art(oder einer ähnlichen) gefunden und war hin und weg!
    Zum Glück ernären die sich nicht nur von Tausenfüssler...
    Freue mich schon einen neuen Beitrag in deinem schönen und sehr interressanten Bericht zu lesen.


    Gruss Jan

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