*Reisebericht Sri Lanka 2011/2012

  • Hallo liebe Leser,


    ich habe mich lange davor gedrückt, einen Reisebericht zu schreiben, aber jetzt ist es endlich soweit. Ich war zwei Wochen lang in Sri Lanka, über Sylvester. Deswegen im Titel 2011/2012 ;) Ich möchte nicht nur über Ameisen berichten, sondern auch etwas über das Land selbst und die Menschen dort. Ich mag fremde Kulturen, und ein Urlaub besteht nicht aus einem simplen gebuchten Luxushotel in dem man den ganzen Tag herumhängt, sondern aus Reisen zu Sehenswürdigkeiten und auch dem Aufenthalt außerhalb der typischen Touristengegenden.
    Sri Lanka war leider in dieser Hinsicht etwas enttäuschend, und ich möchte es nur bedingt als Reiseland weiterempfehlen. Das drumherum gehört dazu, deshalb werde ich auch darüber berichten. Ich habe leider recht wenig Bilder gemacht, weil mein Fotoapparat kurz vor dem Kaputtgehen war, und habe dafür sehr viele Videos gedreht, deren Bearbeitung wohl noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird.


    Die Reise habe ich, wie auch schon meine Thailandreise vor zwei Jahren, mit meinen Vater und einem guten Freund und Arbeitskollegen meines Vaters gemacht. Das hat zum einen den Vorteil, dass ich die Hotels und das Essen nicht selbst bezahlen musste :P , zum anderen natürlich bin ich noch unerfahren und noch nicht so ganz selbstständig, da sind mir Erwachsene mitreisende doch angenehm. Andererseits hatte es natürlich den kleinen Nachteil, dass ich mich nach ihnen richtete beim Reisen, und so weniger Zeit zum Ameisensammeln und Beobachten hatte. Aber es sollte ohnehin kein reiner Ameisenurlaub werden.


    Wie auch meinen Thailandbericht, werde ich diesen Bericht in Teile untergliedern, die nach und nach veröffentlicht werden.


    Teil 1 - Dambulla und Umland


    Karte von Sri Lanka (von Wikipedia), Dambulla wurde von mir reineditiert


    Die Hauptstadt Sri Lankas, Colombo, befindet sich an der südwestlichen Küste der Insel. Dort ist der größte Flughafen, und wir sind dorthin geflogen mit einem Zwischenstopp in Dubai (wo wir leider nicht aussteigen durften). Am Flughafen wurden wir von unserem ersten Fahrer erwartet, der zu dem Hotel gehörte, das wir die ersten zwei Tage gebucht hatten.
    Das Hotel befindet sich in der Stadt Dambulla, also ein paar Stunden von Colombo entfernt. Dambulla liegt relativ zentral in der Insel. Die Straßen an der Küste waren noch erstaunlich gut ausgebaut, zum Teil vierspurig aber das hörte dann auch relativ schnell auf. Die Asphaltstraßen sind größtenteils Zweispurig, und es herrscht sehr viel Verkehr. Unser Fahrer war ein wirklich schlimmer Raser, an die unglaublichen Überholmanöver musste man sich erstmal gewöhnen, es hatte teilweise was von Achterbahnfahren, nur mit mehr Nervenkitzel. Das ist eben typisch Asien, nur im Gegensatz zu Thailand erschienen sie uns viel hektischer und unfreundlicher (was aber nur an unserem Fahrer lag). Gehupt wird zu jedem Anlass, Begrüßung, vor einem Überholmanöver, weil ein Hund auf der Straße sitzt, weil dem Fahrer langweilig ist etc.. Das kennt man so auch in anderen asiatischen Ländern, oder aus Italien :P
    Dass seine Fahrweise nicht einmal für normale Sri Lankaner normal war, merkten wir bald. Auf der Fahrt zum Hotel wurde er tatsächlich zwei Mal von der dortigen Polizei angehalten, und das hat in Sri Lanka wirklich was zu bedeuten.


    Die Landschaft ist sehr von Ackerbau geprägt, vorwiegend Reis und Palmenplantagen. Alle kleineren Städte bestehen aus einer Häuserreihe entlang der Straße, es ist fast überall dreckig und stinkt. Aber hin und wieder erspähte man die Wälder, und die sahen schon vom Auto aus grandios aus. Es war recht schwül und nass, eben richtig feucht-tropisch.
    Das Hotel in Dambulla war recht neu, aber trotzdem ziemlich heruntergekommen. Für Sri Lankanische Verhältnisse dennoch in Ordnung. Es war nur klein, und wir waren die einzigen Gäste. Es gab einen kleinen Garten, in dem sogar manchmal Affen herumturnten, und natürlich für mich die ersten Ameisen ;)
    Hier ein Bild des Gartens, ein Ausschnitt:


    Überall präsent und dominant ist Anoplolepis gracilipes, umgangssprachlich die gelbe Spinnerameise. Eine kleine, gelbe Fomricine, die weltweit verschleppt und invasiv ist. Sie haben sehr viele Straßen, und legen viele Zweignester an. Man findet sie fast überall, in Kokosnüssen, unter Rindenstücken etc.. Es war gerade Regenzeit, und der Boden war nass, weshalb sie anscheinend keine tiefen Erdnester anlegten, und ihre Brut im Garten in Blumenkübel und ähnliches auslagerten.
    Aber sie waren natürlich nicht die einzigen Bewohner. Auf den vielen Pflanzen fand ich schnell eine ganze Reihe anderer Arten, hauptsächlich Camponotus. Eine gelblich-orangene Art, eine grau-silbrige Art (von der ich später noch mehr erzählen werde) und die bekannten Camponotus sericeus.





    Diese Arten waren eindeutig tagaktiv, während in der Nacht eine zierliche, gelbe Camponotus herumlief, die ich auch an anderen Orten in Sri Lanka immer nur des nachts angetroffen habe.
    Im Rasen erkannte man hin und wieder Pheidole sp., und auch kleinere Ponerinen, wohl Hypoponera oder Ponera sp.. Die waren nicht so leicht zu knipsen, hier mein bester Versuch.


    Ich habe natürlich einige Spaziergänge außerhalb des Hotels gemacht, zum Glück befand es sich nicht mitten in der Stadt. Die Städte selbst waren alle einfach nur furchtbar, dreckig, stinkig, und auch ansonsten einfach nur eklig. Hygiene ist leider ein Fremdwort für die Sri Lankaner, aber davon später mehr.
    Es gab einige Feldwege, die etwas in den Wald hinein führten. Aber es war kein richtiger Wald, weil wirklich überall alle paar Meter Häuser kamen, vieles war abgezäunt und wurde als Bananenplantagen und ähnliches von den Einheimischen genutzt. Sri Lanka ist sehr überbevölkert, und das merkt man leider ständig. Selten habe ich meine Ruhe gehabt, man wird fast immer beobachtet, oft angebettelt und das war insgesamt sehr unangenehm. Ich will ja eigentlich eher meine Ruhe haben, wenn ich nach Ameisen suche, ich denke, dass kennt jeder von Euch. So aber war die Ruhe meist nur von kurzer Dauer.
    Aber die Natur sah einfach großartig aus! Im Prinzip so, wie man sich einen tropischen Wald vorstellt, sehr feucht und überall wachsen wunderhübsche Pflanzen, überall sattes grün. Ein Bild von dem Dschungel um die Ecke, sozusagen;


    Dennoch drang überall der Lärm der Straße hin. Der Boden war häufig bedeckt von Mimosen, und neben Camponotus und Anoplolepis sah ich auch immer wieder Meranoplus, eine andere, etwas mehr orange gefärbte Art als die M. bicolor. Sie beliefen auch kleinere Blüten.
    In den etwas schattigeren Gebieten fanden sich vorwiegend Odontomachus sp., eine schwarze Art. Es dürfte sich um O. haematodes gehandelt haben. Die Nester dieser Odontomachus haben meistens größere Auswürfe, man erkennt sie mit einiger Übung recht schnell.
    Folgte man den Weg ein Stück nach oben, kam man zu einem tollen Tempel. Es war ein kleiner Berg, dort war es felsig und die Vegatation etwas trockener, hier fand ich auf den Bäumen mindestens zwei verschiedene Tetraponera Arten, eine davon die berüchtigten Tetraponera rufonigra, die ich bereits in Thailand gesehen hatte.
    Es ist immer ein großartiges Erlebnis, sie live zu erleben. Wenn man zurückdenkt hat man sie als groß in Erinnerung. Aber ich war dann tatsächlich nochmal baff, wie groß sie tatsächlich waren. Sie erinnern wirklich an Myrmecia, ihre Sehvermögen und ihre Schnelligkeit ist beeindruckend. Ich fand sie allerdings nur vereinzelt an großen Bäumen, in Thailand waren sie deutlich häufiger anzutreffen. Interessant war übrigens auch, dass ich in Dambulla keine einzige Diacamma sp. gesehen habe. Die Diacamma scheinen diese feuchteren Gebiete zu meiden, im späteren Verlauf traf ich sie in steppenartigeren Gegend an, aber dazu später mehr.


    Hier mal ein Bild von einem Felsen aus, Überblick über das Umland von Dambulla.


    Der wundervolle, buddhistische Höhlentempel:


    Die Felsen waren an ihrer schattigen Rückseite häufig sehr feucht, und von Farnen und Moosen bewachsen, was natürlich klasse aussah. Ich sah hier auch einemal eine Arbeiterin einer großen Polyrhachis sp. mit golden-glänzender Färbung, ein tolles Tier.


    Auf den gepflasterten Wegen in Tempel und stadtnähe waren vorwiegend die eingeschleppten Solenopsis geminata anzutreffen. Auch in Gärten, und manchmal ebenfalls auf Feldwegen im Wald. Hier wird ein Käfer von ihnen auseinander genommen.

    Auch stark polygyne Monomorium fand ich an öffentlichen Plätzen recht häufig. Sie hatten oft Straßen von Blumenkübel zu Blumenkübel, ähnlich wie die Anoplolepis. Mehrmals traf ich sie bei Umzügen an, vermutlich wechselten sie je nach Wetterlage den Neststandort (weil bei Regen der Boden zu sehr überschwemmt wurde).


    Mücken gab es tagsüber überraschend wenig, vor allem wegen der vielen Pfützen hätte ich mit mehr gerechnet. Außer man lief durch Gras, dann flogen stellenweise einige auf und man wurde stark belästigt. Erst in der Dämmerung ab 5 Uhr abends ging das nervige Surren los, und die Blutsauger kamen aus allen Himmelsrichtungen. Nur mit Antimückenmitteln waren sie zu ertragen, im Gegensatz zu mir waren die Einheimischen natürlich abgehärtet und störten sich kaum daran.


    Das Essen in Sri Lanka ist größtenteils nicht sonderlich gut. Ich weiß nicht warum, aber traditionell wird in Sri Lanka kalt serviert. Außer in den Gegenden mit Touristen bekamen wir unser Essen immer kalt serviert. Am Essen sollte man möglichst nicht riechen, denn der Reis hat überall einen sehr gammligen Geruch. Er schmeckt zum Glück nicht danach. Vermutlich kommt der gammlige Geruch durch falsche Lagerung zu Stande, jedenfalls gab es wirklich nirgendwo Reis zu essen, der nicht stank. Sonderlich abwechslungsreich war das Essen auch nicht, es gab meistens nur Reis mit irgendwas als Beilage. Reis mit Hühnchen, Reis mit Eiern, Reis mit Fisch... Irgendwann hängt das einem zum Hals raus. Aber wir essen natürlich gerne das traditionelle Essen, das gehört zum Urlaub dazu. Von der Schärfe her ging es meistens, da nahmen die Sri Lankaner Rücksicht auf uns Europäer. Nur am ersten Tag wollte ich natürlich meine Schärfefestigkeit bewesien und habe ein scharfes Essen bestellt, dass ich mit einiger Mühe sogar runterbekam: Brennender Durchfall und Bauchschmerzen waren in der Nacht die sehr unangenehme Folge. Tja :D Weil wir nicht nur in unserem Hotel essen wollten, gingen wir auch einmal in ein anderes Restaurant, auf der anderen Straßenseite. Was anderes konnten wir nicht finden. Dort gab es dann eine unglaublich große Auswahl, nämlich genau nur ein Essen. Aus dem Grund gab es nicht mal eine Speisekarte. Es gab dort Reis mit allen möglichen typisch Sri Lankanischen Gemüsen und sowas. Es hat uns eigentlich gefallen, weil man gut alles mal probieren konnte.


    Das Hotel war letztendlich in Ordnung, aber vergleichsweise teuer. In Thailand hätte man sicher für ein Drittel des Preises ein Luxushotel bekommen. Der Fahrer, den wir für unsere Ausflüge mieteten, war auch nicht gerade billig. Einer unserer Ausflüge ging zu dem berühmten "Singhiria", ein riesiger Felsen der plateauartig in die Höhe ragt, und auf dem sich oben eine alte Festung befindet. Das war wirklich sehr beeindruckend, auch wenn recht viel los war. Allerdings hauptsächlich einheimische Touristen.
    Der Aufstieg war sehr spannend, es gab unter anderem auch Fresken zu bewundern (die berühmten Wolkenmädchen), und am Ende wurde es mit einem großartigen Ausblick über die Landschaft belohnt.


    In der Mitte bin ich, im Hintergrund sieht man Sighirya.

    Hier kann man mich auch in der Menschenmasse erkennen ;) Das war beim Aufstieg.


    Und die Ameisen kamen auch nicht zu kurz. Auf den kleineren Bäumen, die oben wuchsen, lebten überall etwa 6 mm große, schwarze Tetraponera sp., die an diesem Tag sogar geschwärmt sind. Da es dort oben aber sehr windig ist, wurden fast alle alaten Geschlechtstiere weggepustet, häufig sogar in einem künstlichen Teich auf der Spitze. Ich hab natürlich vergeblich versucht, begattete Tiere zu finden...
    Hier ein Männchen der Tetraponera.


    Und überall waren Affen omnipräsent. Nach Bienen, Hornissen und Wespen habe ich die ganze Zeit vergeblich Ausschau gehalten, nirgendswo auf Sri Lanka habe ich auch nur eine soziale Wespe oder Hornisse zu Gesicht bekommen!
    Und das trotz dieser Warnschilder, die man hin und wieder sieht:


    Am Abend unter der Lampe beim Bierchen war es oft sehr spannend, weil ich dann nach schwärmenden Königinnen Ausschau halten konnte. Tatsächlich ließ sich hin und wieder ein Geschlechtstier erblicken, das dann aber hin und wieder als Futter für die Anoplolepis diente.
    Eine Camponotus Königin wird von Anoplolepis gefangen:

    Es schwärmte unregelmäßig immer mal wieder was, mehrmals fand ich auch beeindruckend große Termitenmännchen. Fast immer schienen Solenopsis geminata zu schwärmen, aber die meiste Zeit auch nur wenige Tiere, die vereinzelt am Abend aus dem Nest starteten.


    Oecophylla smaragdina gab es auch öfters, die orangene Form, allerdings nicht so häufig wie in Thailand, hatte ich zumindest das Gefühl. Überall in den Wäldern waren andere soziale Insekten sehr häufig, nämlich Termiten.
    Fast jeder auf dem Boden liegende Ast wird von ihnen zerfräst, und ihre Termitenhügel erreichen ziemlich gigantische Größen und man sieht sie fast überall. Hier ist so ein Hügel:


    Landet ein alter Ast auf dem Boden, wird häufig schnell mit Erde abgesichert, man erkennt so schon von weitem, dass darin Termiten zu finden sind.

    Ein Blick unter diesen Ast:


    Termiten sind wirklich allgegenwärtig, und ihre kleinen Erdtunnel reichen vom Boden bis in die obersten Spitzen der Bäume.
    Immer wenn ich im Umland von Dambulla unterwegs war, wurde ich von oben ständig beobachtet. Die Affen sind dort wirklich häufig gewesen, und auch kaum scheu, zumindest diese Art nicht.

    Am nervigsten waren allerdings, wie bereits erwähnt, manche der Sri Lankaner, die in uns Weißen immer eine Goldader sehen. Man kann sich fast nirgends in Ruhe bewegen, und das hat mich sehr genervt. Einmal wurde ich von einer kleinen Gruppe von Kindern verfolgt, die die ganze Zeit Bonbons haben wollten. Entlang der Tempelstraßen sind Bettler, und Schlangenbeschwörer - einmal kam mir einer entgegen, und wollte nicht eher gehen, bis ich seine Kobra gesehen habe. Ich konnte ihn nicht abwimmeln, sagte ihm, dass ich kein Geld dabei hatte. Er holte trotzdem seine Kobra heraus. Wie auch die anderen Schlangenbeschwörer schien er nicht sonderlich sorgfältig mit seiner Schlange umzugehen, sie tat mir leid. So wie er sie immer hielt, vermutete ich, dass er der Kobra die Giftzähne gezogen hatte oder ähnliches. Vor Bissen schien er jedenfalls keine Angst zu haben, ich also auch nicht, was ihn etwas verwunderte. Typischer Weise schrecken die Touristen immer ein paar Meter zurück, wenn ein "Schlangenbeschwörer" seine Kobra herausholte. Ich knipste ihn, mir tat die Schlange dennoch leid. Kaum hatte er sie wieder im Korb verstaut, streckte er mir seine Hand entgegen und verlangte Geld, obwohl ich ihm im vorne hinein gesagt hatte, dass ich keines bei mir trug.
    Er bettelte, erzählte mir Geschichten wie schwierig es wäre, davon zu leben und so weiter. Ich erklärte ihm abermals, dass ich kein Geld bei mir hatte. Er fragte weiter, auch nach Euros. Euros hatte ich in der Tat dabei, und weil ich mittlerweile Angst hatte, dass er irgendwem um Hilfe rufen würde oder so, steckte ich ihm einen Euro zu - was dort schon recht viel Geld ist.
    Anstatt mich in Ruhe zu lassen, verlangte er mehr. Ich erbarmte mich, und gab ihm noch 50 Cent, dann ließ er mich endlich in Ruhe. Ähnliche Geschichten bis hin zu wirklichen Betrug ereigneten sich leider noch mehr auf unserer Reise.

    Auch wenn es unangenehm ist, man wird quasi dazu gezwungen im vornehinein den Einheimischen zu misstrauen. Aber natürlich will ich mich auch nicht zu sehr darüber ärgern. Es ist einfach typisch für etwas ärmere Länder, und man kann es auch irgendwo verstehen. Allerdings war das ein großer Kontrast zu Thailand, wo ich außerhalb der Touristengebiete alle Leute als sehr höflich in Erinnerung hatte, und es insgesamt deutlich zivilisierter zuging.


    Der zweite Teil des Berichts folgt hoffentlich in Kürze.

    Grüße, Phil

  • Teil 2 - Kandy und das Hochland


    Nach zwei Tagen Aufenthalt beschlossen wir die Weiterreise nach Süden, Tagesziel war die Stadt Kandy, die als eine kulturelle Metropole in der Zentralprovinz von Sir Lanka angepriesen wird. Wir wollten unseren letzten Fahrer wieder mieten, ein anderer lies sich nicht auftreiben. Jedoch erzählte die Hotelbesitzerin, dass er Probleme mit der Polizei hat und irgendwie nur noch heute fahren dürfte. Also haben wir ihn nur für einen weiteren Tag gemietet, und in Kandy sollten wir dann an einen weiteren Fahrer vermittelt werden.
    Die Fahrt dauerte einige Zeit, die Straßen wurden immer schlechter, aber es ging noch. Nur kannte sich unser Fahrer nicht aus - wir mussten ihn, da wir zum Glück eine zuverlässige Karte hatten, öfter die korrekte Richtung zeigen. Notfalls wurde auch angehalten, und nach dem Weg gefragt. Karten lesen konnte unser Fahrer anscheinend auch nicht.
    Die Umgebung wurde immer bergiger, und auch die Temperatur fiel etwas, was natürlich sehr angenehm war. Unterwegs hielten wir auch einmal an einen Restaurant, und komischer Weise hatten sie keine kalten Getränke. Als wir welche bestellten, rannte der Kellner auf die andere Straßenseite in einen Laden, um dort kalte Cola für uns zu kaufen.
    In Kandy kamen wir gut an, und wir sammelten dann unseren neuen Fahrer auf, der zum Glück gut Englisch sprach. Er hatte einige Erfahrungen mit Touristen, das merkte man sofort, und er erzählte uns auch in Kandy angekommen einiges über Kandy selbst. Kandy liegt sehr bergig, und im Stadtzentrum befindet sich ein großer See, an dessen Seite sich eine sehr große buddhistische Tempelanlage befindet. Neben einen großen heiligen Baum wird in einem der Kloster angeblich ein Zahn Buddhas aufbewahrt.
    Uns war der neue Fahrer aber nicht so sympathisch, vor allem als wir begannen, über den Preis zu diskutieren, der ziemlich hoch war, er verlangte noch mehr als unser voriger. Nachdem wir an einem guten Hotel an einem der Berghänge in Kandy angekommen waren, diskutierten wir lange. Er ließ sich nur wenig herunterhandeln. Unser nächstes Ziel sollte Haputale werden, eine sehr hoch gelegene Stadt weiter im Süden, und es gab eine Bahn und Busverbindung dorthin. Wir fragten ihn also über Bahn und Busse aus, und er erklärte uns, dass die Bahn derzeit gesperrt sei, und für die Busse müsse man sich mehrere Tage vorher anmelden. Wir vertrauten ihn nicht ganz, und mieteten ihn dennoch nicht, obwohl er uns abermals erzählte dass er am billigsten war und wir keinen günstigeren Fahrer finden würden. Schließlich zog er etwas verärgert von dannen.
    In einem unbeobachteten Moment war dann auch plötzlich unser anderer Fahrer weg, obwohl wir ihn für den ganzen restlichen Tag noch bezahlt hatten. Wir hatten ursprünglich noch eine Stadtexkursion mit ihm eingeplant, und waren natürlich verärgert, dass er einfach so abgehauen war, nachdem er seine Bezahlung erhalten hatte.
    Das Hotel war zwar nicht sonderlich sauber, aber dafür trotzdem hübsch. Es stammte wohl aus der Kolonialzeit, es sah sehr hübsch Englisch aus. Und vor allem war der Hotelbesitzer sehr nett und sprach gut Englisch. Ihn fragten wir nach der Bahn und den Bussen, und tatsächlich hatte uns der Fahrer belogen; es wäre kein Problem, mit der Bahn oder mit dem Bus zu fahren. Allerdings hatten wir viel Gepäck, und wir machten ihm einen Preisvorschlag, und er organisierte uns dann tatsächlich einen Fahrer für diesen Preis für den nächsten Tag, an dem wir schon weiterreisen wollten.
    Eine reise in die Stadt unternahmen wir selbstverständlich auch zu den Tempeln, und auch in die Innenstadt. Am Tempel gab es Bombenkontrollen, wegen den Tamilen. Ansonsten waren sie sehr interessant und hübsch.
    Die Innenstadt war sehr enttäuschend. Kein unterschied zu den anderen Städten, es war dreckig, stank und überhaupt total überfüllt mit Menschenmassen. Ich wollte da nur noch weg, fand es furchtbar. Ich bin ohnehin schon kein Stadtmensch, aber die Zustände dort gaben mir den Rest.


    Das Hotel lag zum Glück etwas außerhalb, und hatte einen kleinen Vorgarten. Jetzt komme ich mal endlich zu den Ameisen ;) Was sofort auffiel, im Gegensatz zu Dambulla war es deutlich trockener, und es liefen sehr viele Diacamma umher.
    Bei den Diacamma handelte es sich meines Erachtens um die altbekannten Diacamma rugosum, jedenfalls sahen sie ihnen sehr ähnlich. Eine andere Diacamma Art habe ich nirgends angetroffen.

    Die Diacamma sind groß und flink unterwegs, nicht selten sah man die vorwiegend einzeln furagierenden Tiere Beutetiere umherschleppen. Fühlten sie sich beobachtet, dann hielten sie meist für einige Zeit still, was natürlich besonders praktisch war. Störte man sie erneut, flohen sie allerdings. Wie für die Art typisch haben sie einen nicht zu unterschätzenden Sehsinn.
    Anoplolepis waren hier seltener anzutreffen, umso häufiger waren die kleinen "dominant Dolichoderines" unterwegs, ich vermute es handelt sich um Tapinoma. Klein wie sind, waren sie mir zu schwer zum Knipsen, zumal man sie aufgrund des geringen Kontrastes kaum erkennt. Hier dennoch ein Versuch.


    Ich weiß nicht, ob sie eingeschleppt oder heimisch waren, ich vermute jedoch ersteres. Sie kamen natürlich eigentlich überall vor, nur hier waren sie besonders präsent, und auch in den Hotelzimmern in Massen unterwegs. Sie legen sehr viele lange Straßen an, die überall entlang führten.
    Zwischen den Pflastersteinen lebten große Kolonien von Solenopsis geminata, die immer am Abend anfingen zu schwärmen. Ein Nest der Solenopsis:



    Direkt neben den Solenopsis geminata lebten Meranoplus cf. bicolor, die tatsächlich unbehelligt von den dominanten Solenopsis dort lebten. Ihre Abwehr ist nicht zu unterschätzen. Die Meranoplus haben meistens nur einen Nesteingang, um den sich Kraterförmig Auswürfe türmen. In Thailand habe ich auch kleine, röhrenartige Nesteingänge bei ihnen beobachtet.



    Fast immer sind die süßen Ameisen damit beschäftigt, Substrat aus dem inneren nach oben zu schleppen. Die Meranoplus bevorzugen sonnige Habitate, in natürlichen Umgebungen vorwiegend steppenartige Landschaften, wo sie am häufigsten zusammen mit Diacamma vorkommen.
    An Wegrändern und in kleineren Büschen leben hier vorwiegend Odontomachus, die selbe schwarze Art die ich schon im ersten Teil vorgestellt habe. Diese sind immer unterwegs, nachts meines Empfindens aber am meisten. Ich staunte nicht schlecht, als ich etliche Königinnen vorfand, die einfach unter alten Laubblättern saßen. Ob sie erst kürzlich geschwärmt waren, weiß ich nicht. Häufig saßen Königinnen beisammen, und blieben interessanter Weise von Arbeiterinnen, die offensichtlich von den größeren Völkern stammten, unbehelligt, es gab keinerlei Aggressionen. Ich weiß es nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass die Kolonien polygyn sind.
    Neben diesen Arten gab es natürlich noch ein paar unscheinbare Arten von Camponotus, Pheidole und Crematogaster, zu denen ich jetzt nichts direkt zu erzählen habe.


    In der Nacht fand ich im Haus eine wundervolle und riesige Königin einer Myrmicaria, vermutlich Myrmicaria brunnea. Arbeiterinnen hatte ich bis jetzt aber nirgends gesehen. Die Königin war schon ca. 2 cm groß, also ein fetter Brocken.



    Am nächsten Tag machten wir uns bereits für unser nächstes Ziel, Haputale, weit oben in den südlichen Bergen. Wie verabredet wartete auf uns am Morgen der neue Fahrer. Er war etwas älter und uns sofort sympathischer. Wir fuhren also los, und nach einigen Stunden erreichten wir die nächste Stadt zum Mittagessen in einem großen Restaurant. Das Essen war gut, doch wir erlebten eine unangenehme Überraschung. Der Kellner brachte uns auch die Rechnung von dem Essen, das angeblich unser Fahrer gegessen hatte. Er hatte anscheinend enorme Mengen verputzt, der Preis für ihn alleine war so hoch wie der von uns drei zusammen. So was war nicht abgemacht gewesen. Wir zahlten, stellten ihn aber zur Rede. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal etwas gegessen, sondern eine Abmachung mit dem Restaurant gehabt. Typische Touristenabzocke. Nach einer Verwarnung versprach er uns dann aber, dass das nicht wieder vorkommen würde. Zumal er ja eigentlich verdammt gut an uns bediente, der Preis den wir für ihn zahlten war immer noch vergleichsweise hoch. Wir fragten ihn also, wie es mit der Bezahlung aussah, und erfuhren, dass nur 1/10 von dem Geld, was wir zahlten, tatsächlich bei ihm landete. Der Rest des Geldes musste er an seinen Arbeitgeber (von dem er das Auto hatte) abgeben.
    Derart unfaire Bezahlungen erlebten wir nachdem wir uns bei diversen Angestellten erkundigten immer wieder: Das ist die Erklärung für die wirklich teuren Preise überall, bei den Angestellten landet ein Hungerlohn, während der Arbeitgeber zum Millionär wird.
    In Thailand hatten wir uns auch damals erkundigt, wie es mit der Bezahlung aussieht (die Menschen sind in solchen Ländern oftmals sehr viel offener als bei uns), und dort gab es anscheinend nur selten derart unfaire Bezahlungen, und noch dazu war alles viel billiger für uns als Touristen.
    Über schlechten Service und Betrug braucht man sich hier kaum mehr Wundern.


    Je weiter ins Gebirge wir kamen, umso schlechter waren die Wege. Auf der Landkarte zwar als Straße der höchsten Kategorie bezeichnet, entpuppten sich die meisten Wege als löchrige, einspurige Asphaltstraßen. Entgegenkommenden Autos musste man immer Platz machten und an die Seite fahren, was zu riskanten Fahrmanövern führte.
    Dafür war die Aussicht großartig. Es gab weniger Wälder, vorwiegend Teeplantagen. Anstatt Urwaldriesen wuchsen hier Nadelbäume, es erinnerte fast schon an die heimischen Gefilde. Die Temperatur im Schatten war angenehm kühl. Aber es gab dann doch Probleme. Etwas stimmt mit dem Bremsen des Autos nicht (und das ausgerechnet im Gebirge!). Anfangs wollte es der Fahrer verbergen, vielleicht weil er fürchtete, wir würden dann auf einen anderen Fahrer umsteigen. Schließlich fuhr er jedoch sehr langsam, und nutzte die Handbremse mit.
    Eine Werkstatt in einem solchen Land? Gibt es! Wir hielten an einer sogenannten Werkstatt. Diese bestand aus einer baufälligen Hütte am Straßenrand.
    Hier mal die Vorderseite:


    Im Vordergrund unser Fahrer, links die "Werkstatt":


    Es wurde kurz diskutiert, geguckt, aber nichts weiter gemacht. Wir fuhren dann einfach so weiter, hielten an einem Laden, wo unser Fahrer Bremsflüssigkeit kaufte, und anschließend nachfüllte. Es schien nicht viel zu helfen, aber wenigstens etwas. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gab es ein Leck in dem Bremsflüssigkeitsschlauch.
    Jedenfalls fuhren wir dann weiter. Man mag es als lebensmüde bezeichnen, wir vertrauten aber dennoch unserem Fahrer - schlussendlich saß er ja mit uns "in einem Boot", und würde keine zu riskanten Fahrmanöver machen. Und natürlich war ich auch etwas stolz, ein kleines Abenteuer dort zu erleben ;)
    Wir hielten unterwegs auch an einer Teefabrik an, wo es kostenlos Tee und Touristenführungen gab. Die Leute dort waren sehr nett, und es war interessant die Fabrik zu begutachten.
    Unterwegs hielten wir an einem Weg, der zu einem Wasserfall führte. Wir gingen dort hin, es war eine gute Abwechslung zur anstrengenden Fahrerei, und der Ausblick lohnte sich wirklich.


    Hier gab es auch viele Ameisen, ganz andere Arten als im Flachland. Vorwiegend die großen Myrmicaria, die lange Straßen und auffällige Nester hatten.



    Auf dem Weg hinunter zum Wasserfall überquerte auch eine lange Straße einer kleinen Treiberameisenart, wohl Aenictus sp., den Weg. Die der Sonne abgewendeten Hänge waren sehr feucht und gut bewachsen, aber auch von Ameisen bewohnt. Hier ein Nest einer Pheidole sp., die direkt am senkrechten Hang lebten.


    Nach einiger Fahrt waren wir ganz oben angekommen, und dort war Haputale. Eher ein Dorf als eine Stadt. Es war kühl, und gegen Abend wurde es dort sehr neblig. Es gab nicht viele Hotels, und die meisten waren ausgebucht. Wir waren gezwungen, eines der billigsten zu nehmen, was eigentlich für die Einheimischen gedacht war. Die Besitzer waren sehr jung und freundlich, aber es war einfach furchtbar dreckig und eng. Das größte Problem waren die Bettlaken - wir durften ihren ganzen Vorrat durchwühlen, nicht ein einziges, dass sauber war. Auf einigen waren rote Flecken (Blutflecken?!), die meisten hatten Löcher und noch mehr waren mit Schimmel überzogen. Und stanken taten sie auch. Mir war es egal, aber einer meiner Mitreisenden hatte Angst vor Flöhen (sicherlich zurecht) und bestand auf ein sauberes Laken. Es war fast schon rührend, wie sich die Besitzer von dem kleinen Hotel abmühten - schließlich liehen sie welche aus einem der anderen Hotels.
    Es gab sogar warmes Wasser - aber zu welchen Preis. Der Duschkopf war ein elektrisches Etwas, dass das Wasser dort direkt erhitzt. Die Konstruktion mit dem Stromkabeln zu dem Duschkopf gefiel mir nicht, und tatsächlich war der Kopf kaputt und brummte komisch. Als ich daran fasste, bekam ich einen kleinen Stromschlag – im Nachhinein hätte ich das vllt. lieber nicht tun sollten, aber mir ist ja auch nichts passiert.
    Da die Anfahrt den ganzen Tag gedauert hatte, war es schon dunkel als wir mit dem Zimmerbeziehen fertig waren, und so konnte ich leider nicht nach Ameisen gucken, obwohl es sicherlich interessant gewesen war.
    Natürlich waren wir dann noch in der kleinen Stadt unterwegs, aber ich habe nirgends Ameisen gesehen. Wegen der Höhe war es deutlich kälter, und daher dürfte die Artenvielfalt auch nicht sonderlich hoch gewesen sein. Auch an den Lampen im Dunkeln fanden sich keine geschwärmten Geschlechtstiere.
    Haputale am Abend in einer Wolke:


    Der nächste Morgen war schön mit viel Sonnenschein, und wir fuhren gleich nach dem Frühstück weiter, in südliche Richtung. Unterwegs hielten wir noch öfters an, um den Ausblick zu genießen. Ich habe die Gelegenheit natürlich genutzt, um nach Ameisen ausschau zu halten. Es wuchs hier viel hohes Gras, die Landschaft war insgesamt eher steppenartig mit den typischen Bewohnern, hauptsächlich Diacamma und Meranoplus.


    Unser nächstes Ziel war das große Naturreservat Singharja Forest im Süden. Dazu im nächsten Teil mehr ;)


    Grüße, Phil

  • Teil 3 - Sinharaja Forest und die Südküste


    Unsere Reise führte uns weiter gen Süden, aus dem hohen Gebirge heraus eher in die nun mit viel Regenwald bewachsenen Ausläufer der letzten Berge. Unser Ziel, das zu erreichen uns einen kompletten Tag Autofahrt kostete, war die kleine Stadt Deniyaya, nordöstlich von der Küstenstadt Galle gelegen. Hier befindet sich der letzte Primärregenwald Sri Lankas in einem großen Schutzgebiet, dass relativ gut von der Kleinstadt aus zu erreichen ist. Der Sinharaja Forest ist ein Weltkulturerbe und hat eine sehr besondere Flora und Fauna, und ist sicherlich eines der wichtigsten Reservate in Sri Lanka.
    Die Autofahrt nach Deniyaya war gewohnt holprig, die Straßen sehr eng und löchrig, aber wir haben es ohne weitere schlimme Zwischenfälle dorthin geschafft. Deniyaya selbst ist ziemlich langweilig, eigentlich besteht die Stadt nur aus einer ein paar hundert Meter langen Hauptstraße, die links und rechts von Häusern gesäumt ist. Im Umland sind diverse Tee- und Reisplantagen, natürlich mit vielen Bauernhäusern. So sehr ich mich auch bemühte, nirgends fand man ein ruhiges Plätzchen ohne Einheimische.
    Jedenfalls, unser Hotel hatte eine super Lage, es war leicht außerhalb der Stadt auf einen kleinen Hügel, ein recht großes Anwesen, von dem man einen super Blick auf das Umland hatte - und nicht auf die Stadt. Außerdem gab es um das Haus herum viel grünes Gras mit zahlreichen Steinen, die von mir natürlich alle untersucht wurden. Auch in der Umgebung gab es zumindest einige Wege die durch den Wald führten, wo ich immer wieder mit der Kamera bewaffnet unterwegs war. Das Hotel selbst war nicht gerade sauber, aber durchaus in Ordnung. Das Essen war ebenfalls einigermaßen genießbar, und zufälliger Weise waren zu dem Zeitpunkt auch noch vier andere Gäste anwesend: Ein deutsches Paar, und ein niederländisches Lehrerpaar, die tatsächlich mit dem Fahrrad (!) in Sri Lanka unterwegs waren. Mit denen konnte man sich sehr gut unterhalten, das Lehrerpaar war vor allen an Vögeln interessiert und hatte deswegen diesen Ort aufgesucht.
    Von der Lage her auf jeden Fall das Highlight unter den bisherigen Hotels, hier fühlte ich mich richtig wohl. An diesen Abend noch organisierten wir uns Fahrer und Führer für eine mehrstündige Tour durch den Regenwald am nächsten Morgen. Nun aber zu den Ameisen. Am häufigsten waren hier die schwarzen Odontomachus, die man tatsächlich unter fast jeden Stein finden konnte. Nicht selten sogar Königinnen, die fast immer in Pleometrose gründeten.



    Ansonsten gab es auch wieder die üblichen Arten, einerseits war es an vielen Stellen in der Gegend recht trocken und steppenartig, andererseits war es an den schattigen Plätzen recht feucht. Entsprechend bestand die Ameisenfauna aus einer Art Kombination des Tiefland- und Gebirgswaldes, also viele Diacamma und Meranoplus, aber eben auch diverse Camponotus, Leptogenys, Myrmicaria (zwei versch. Arten) und sogar kleine, schwarze Polyrhachis, die in der Erde nisteten. Und sehr viele Solenopsis geminata, die sich selbst bekämpften - direkt vor dem Balkon war ein riesiges Schlachtfeld.
    Hier gab es eine schwarz-gräuliche Camponotus Art, die ich auch schon zuvor an verschiedenen Stellen gesehen hatte, aber nie richtig beobachtet hatte. Jetzt hatte ich Gelegenheit dazu, auffällig war, dass sie "Jagdgruppen" bildeten, also meistens in Gruppen von 5 bis 20 Tieren umherliefen. Diese Camponotus war tagaktiv, in der Nacht war nichts mehr von ihnen zu sehen - stattdessen lief dann eine andere Art, eine gelbe Camponotus, überall umher, die ich am Tage nie zu Gesicht bekommen habe. An den Stellen mit niedriger Vegetation waren die Meranoplus, wohl M. bicolor, sehr häufig, fast alle paar Meter war eines ihrer Nester sichtbar. Die nur etwa mittelgroßen Nester haben immer nur einen Eingang, um den herum sich meist der kleine Aushub befindet.




    Die Diacamma liefen zwar oft herum, aber ihre Nester sind unauffälliger und schwerer zu finden. Einmal fand ich ein Nest unter einem Stein, besonders interessant war der Aushub davor. Darin lagen die Überreste von allen möglichen Insekten, die bei den Diacamma als Futter endeten. In erstaunlicher Anzahl türmten sich auch tote Arbeiterinnen von Odontomachus davor, weshalb ich vermute, dass die Diacamma tatsächlich Odontomachus erjagen, oder zumindest öfters Konflikte mit ihnen austragen.
    Wie überall in Sri Lanka waren hier auch viele Hörnchen unterwegs, hier ist es mir gelungen ein Bild von einem zu machen.


    Sonstige Hautflügler wie Wespen oder Bienen sah ich fast gar nicht, nur am Haus flog häufig eine große, schwarze Biene umher, ich vermute es handelt sich um eine Holzbienenart.


    Deniyaya selbst war so dreckig wie alle anderen Städte auch, dennoch unternahmen ich natürlich zu Fuß einen Ausflug in die Stadt. Ein Fluss fließt mitten durch die Hauptstraße und wird von einer Brücke überquert, und wenn man von der Brücke in den Fluss blickte, wurde einem doch bewusst, in welch wundervoller Natur man sich befand, trotz des tönenden Lärmes. Das Bild wurde am Abend geschossen, daher etwas dunkler.



    Am morgen des nächsten Tages ging es sehr früh los bei Sonnenaufgang, auf zwei kleinen TucTuc's ging es richtig Singharja Forest, meist auf ziemlich schlammigen Feldwegen, neben der Straße passierten wir etliche Reisfelder. Die Berge, die man bald am Horizont erspähen konnte, waren über und über mit Regenwald bewachsen, es hingen noch einige Wolken tief an diesen Morgen. Der Eingang bestand aus einem Restaunrant mit absolut überteuerten Preisen, und einer kleinen Hütte mit Infostand. Unser Führer war recht jung, er verteilte an uns etwas Salz, dass wir uns auf die Schuhe kippen sollten. Das Salz sollte gegen Blutegel helfen. Ich hatte bis dahin noch keinen Blutegel gesehen, und konnte mir kaum vorstellen, dass im Wald viele unterwegs waren. Ich hatte daher als einziger kein festes Schuhwerk an (na gut, der Führer auch nicht), in Sandalen läuft es sich bei dem warmen Wetter doch bequemer.
    Das erste Highlight bevor es hinein in den Wald ging war dieser riesige Schmetterling, der allerdings halb tot auf dem Boden herumlag.


    Kurz bevor der Wald begann war eine riesige Nephila Radnetzspinne zu sehen. Wir knipsten was das Zeug hält, aber ich habe sie nie mit dem Foto scharf bekommen. An einer kleinen Mauer im Wald war ein sehr seltsamer Nesteingang einer kleinen Ameisenart zu sehen, der für sie überdimensioniert schien. Ich glaube, es handelte sich um eine Pheidole, bin mir da aber nicht sicher, weil mir die Ameisen tatsächlich erst im Nachhinein auf dem Foto aufgefallen sind, weil sie so klein waren im Vergleich zu dem riesigen Aushub.


    Dann ging es in den Wald hinein. Und wir waren sehr froh um das Salz auf den Füßen - ganze Armeen von Blutegeln krochen aus allen erdenklichen Richtungen auf uns zu, sie hatten eindeutig Witterung von uns aufgenommen. Das einzige was half war ständig in Bewegung zu bleiben, sobald man etwas zu lange an einer Stelle stand, krochen sie über einem. Ich zupfte mir die Blutegel immer wieder vom nackten Fuß, ich hatte keine Angst, aber so ganz angenehm war es dann doch nicht. Glücklicherweise saugte sich während der ersten 2 Stunden durch das "Blutegelland" keine an mir fest. Während wir dem Pfad im Dschungel folgten, bewies unser Führer, dass er sich wirklich auskannte. Er hatte wirklich Adleraugen, keine Echse, kein Affe oder Schlange schien er zu Übersehen. Wir sahen also überraschend viel, deutlich mehr als damals in Thailand.
    Ein Blick hinauf ins Kronendach, richtige Urwaldriesen gab es leider nicht.


    Die "Hump nosed Lizard", Lyriocephalus scutatus, floh nicht wenn man sich ihr näherte, sondern wurde aggressiv. Das perfekte Fotomodell.


    Ameisen gab es im schattigen Urwald nicht viele, hauptsächlich nur Odontomachus. Aber bei der Wanderung hatte ich nicht viel Zeit nebenher nach Ameisen zu suchen, der Pfad war doch recht anstrengend. Nach den ersten zwei Stunden hörte die Blutegel-Flut plötzlich auf, unser Führer meinte, dass hier so wenig Menschen entlanglaufen und daher so wenig Geruch dort ist, um sie anzulocken. Es wurde auch etwas trockener, nach ein paar weiteren Stunden erreichten wir unser angesteuertes Ziel, einen tollen Wasserfall im Regenwald, bei dem man sogar schwimmen konnte.


    An dem Ufern liefen viele Myrmicaria umher, und die Bäume waren fast alle mit Oecophylla smaragdina bewohnt. Es ging dann weiter, bis wir erneut an einen Fluß kamen. Hier knallte die Sonne schön ans Ufer, auf dem Boden liefen etwas größere, schwarze Polyrhachis sp. herum, die ich nur dort an dieser einen Stelle gefunden habe.


    An den Bäumen lebten auch sehr kleine, etwa 5 mm große Polyrhachis. Diese hatten ihre Webnester an Blattunterseiten.


    Dann ein weiterer Höhepunkt, eine "Green Vine Snake", Ahaetulla nasuta (oder ne ähnliche Art...). Weil sie so flink wegzischte, hat sie der Führer kurz eingefangen. Sie wollte nicht stillsitzen, war schlecht zu fotographieren...


    Im Wald selbst begegneten wir sehr häufig solchen riesigen Tausendfüßlern, die ich auch in der Nähe unseres Hotels später noch ein paar Mal eintraf. Es schien sich immer um die selbe Art zu handeln.


    Der Ausflug in diesen Wald war wirklich großartig, insgesamt haben wir rund 8 Stunden dort verbracht, und waren am Tagesende auch ziemlich ausgepowert von der langen Wanderung. Aber es hat sich gelohnt, und sollte ich Sri Lanka jemals wieder besuchen, werde ich auf jeden Fall wieder diesen Ort aufsuchen.
    Übrigens sollen dort die berühmten seltenen Aneuretus simoni vorkommen, eine kleine Ameisenart die als einzig lebender Vetreter die Unterfamilie der Aneuretinae bildet. Ihr Stilchenglied sieht aus wie bei einer Myrmicine, nur dass es ein- anstatt zweigliedrig ist. Mehr Infos und auch Bilder finden sich hier im sogar recht guten Wikipediaartikel: http://en.wikipedia.org/wiki/Sri_Lankan_relict_ant
    Ich habe nicht wirklich nach ihnen gesucht, und sie daher auch nicht gesehen. Sie stehen selbstverständlich unter Naturschutz.


    Nach einem weiteren Tag Aufenthalt schließlich machten wir uns auf nach Süden, Richtung Küstenstadt Galle. Wir blieben dann dort eine Woche, aber ameisentechnisch war sehr enttäuschend. Ich hatte jetzt zwar viel Zeit zum Ameisensuchen, fand aber deutlich weniger als anderswo in Sri Lanka. Nicht mal Odontomachus Königinnen konnte ich hier mehr ausfindig machen. Pheidologeton waren hier etwas häufiger, ebenso Oecophylla, aber ansonsten war es doch sehr enttäuschend. Auch die Sache mit den Hotels und den Preisen besserte sich nicht, obwohl wir in das teurste Hotel umgezogen sind. Hier war trotzdem alles recht heruntergekommen, und das Bad wurde von gewaltigen Kakerlaken bewohnt.
    Kulturell war es natürlich etwas besser, so besichtigten wir das alte Fort in Galle, und das Essen war deutlich besser. Allerdings zog ich mir eine Magenverstimmung zu, was mich zwei Tage ins Bett mit Erbrechen und Durchfall beförderte. Es gibt noch weitere Geschichten zu erzählen, aber weil darin keine Ameisen vorkommen, verkürze ich den Rest des Urlaubs an dieser Stelle mal stark, ich hoffe das stört nicht weiter.
    Übrigens gab es sogar in Städten recht viele Warane, die anscheinend trotz der stinkenden Wasserkloaken hier recht gut lebten, und überhaupt nicht scheu waren.


    Bei einem Mittagessen viel plötzlich eine Cataulacus sp. Arbeiterin auf unseren Tisch. Die Art habe ich natürlich versucht zu finden, allerdings waren sie nicht häufig, und auf keinen der Bäume, die ich "auseinander genommen" habe, zu finden. Hätte ich mal vorher Bäume untersucht und nicht erst an der Küste, hätte ich sie sicherlich häufiger angetroffen.


    Ständige Mitesser und überall zu finden waren Monomorium, nichts spektakuläres, aber sie haben zumindest eine Erwähnung hier im Bericht verdient.



    Zum Abschluss Bilder einer kleinen gelben Camponotus Art, die ich versucht habe aus einem Baum heraus zu pulen. Leider vergeblich, ich hatte nur ein Zweignest erwischt. Äußerlich erinnern sie ein wenig an unsere heimischen C. truncatus, sind aber eindeutig dennoch keine Colobopsis.



    So, das war der letzte Teil des Berichts. Ich hoffe, es hat Euch einigermaßen gefallen ;)


    Grüße, Phil

  • Hallo,


    wie Euch vllt. aufgefallen ist, habe ich nicht so arg viele Bilder gemacht. Dafür aber umso mehr Videos, ich habe rund eine halbe Stunde Videomaterial von Ameisen.
    Meine Frage an Euch: Wie soll ich die Videos veröffentlichen? Als drei große Teile geordnet wie der Bericht, oder nach Art geordnet, oder so Stück für Stück ohne wirkliche Ordnung?


    Grüße, Phil

  • Hallo Phil,


    das war ein sehr schöner Bericht, in dem du uns auch etwas vom Leben und den Eigenheiten des Landes, seiner Menschen und seiner Natur mitgeteilt hast. Ich bin ja ein Freund solcher Berichte und habe deinen Bericht gern gelesen.
    Ich weiss nun, dass ich mir bei meinen nächsten Reisebericht auch etwas mehr Mühe geben könnte und etwas mehr ins Detail gehen sollte.
    Dankeschön für diesen Einblick, nach dem Lesen scheint es fast so, als wäre man selbst bei der Reise dabeigewesen.


    LG, Frank.

  • Ich hab' fast vergessen, dass ich hier noch eine ganze Latte an Videos hochladen wollte. Also weiter gehts, diesmal eine Pheidologeton sp..
    Man achte am Ende darauf, wie auch Samen umher getragen werden. Pheidologeton sind wirkliche Allesfresser, und nehmen im tropischen Asien durchaus die Rolle von Ernteameisen ein.



    Grüße, Phil

  • Hallo Phil,


    dankeschön für diesen hervorragenden Bericht und die viele Arbeit die du dir damit gemacht hast!!! :) Habe ihn wirklich sehr sehr gern gelesen und anfangs nur nichts geschrieben, damit zumindest die drei Teile mit Text und Bildern schön beisammen bleiben. Das jetzt auch noch Videos kommen: :ok:


    LG
    Marcel

  • Von denen habe ich doch gar keine alaten Tiere gefunden. Habe ich nirgends geschrieben? Ich schrieb, dass ich nur ein Zweignest gefunden hatte, ohne Königin.


    Und weil ich heute etwas mehr Zeit habe, gibts heute noch ein Video. Extra für Camponotus-Fans ;) Diese Kolonie war unter einem großen Stein, ich habe nur kurz gefilmt und sie dann in Ruhe gelassen.


    Vielleicht kann man sie sogar bestimmen? Ich vermute die gehören zum Subg. Tanaemyrmex.



    Grüße, Phil

  • Zitat

    Ich meinte, Alate insgesamt, nicht auf die Camponotus bezogen.


    Du bringst mich ganz durcheinander :crazy: Ich nehme an, Du meinst ob ich (begattete) dealate (also unbeflügelte) Königinnen gefunden habe? Ja, das habe ich. Bei mir selbst habe ich keine mehr von Sri Lanka, übrig ist davon nur noch eine Odontomachus und eine Polyrhachis, die ich an den tuffi abgegeben habe, der Rest ist verkauft.


    Grüße, Phil

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