Hallo liebe Leser,
ich habe mich lange davor gedrückt, einen Reisebericht zu schreiben, aber jetzt ist es endlich soweit. Ich war zwei Wochen lang in Sri Lanka, über Sylvester. Deswegen im Titel 2011/2012 Ich möchte nicht nur über Ameisen berichten, sondern auch etwas über das Land selbst und die Menschen dort. Ich mag fremde Kulturen, und ein Urlaub besteht nicht aus einem simplen gebuchten Luxushotel in dem man den ganzen Tag herumhängt, sondern aus Reisen zu Sehenswürdigkeiten und auch dem Aufenthalt außerhalb der typischen Touristengegenden.
Sri Lanka war leider in dieser Hinsicht etwas enttäuschend, und ich möchte es nur bedingt als Reiseland weiterempfehlen. Das drumherum gehört dazu, deshalb werde ich auch darüber berichten. Ich habe leider recht wenig Bilder gemacht, weil mein Fotoapparat kurz vor dem Kaputtgehen war, und habe dafür sehr viele Videos gedreht, deren Bearbeitung wohl noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird.
Die Reise habe ich, wie auch schon meine Thailandreise vor zwei Jahren, mit meinen Vater und einem guten Freund und Arbeitskollegen meines Vaters gemacht. Das hat zum einen den Vorteil, dass ich die Hotels und das Essen nicht selbst bezahlen musste , zum anderen natürlich bin ich noch unerfahren und noch nicht so ganz selbstständig, da sind mir Erwachsene mitreisende doch angenehm. Andererseits hatte es natürlich den kleinen Nachteil, dass ich mich nach ihnen richtete beim Reisen, und so weniger Zeit zum Ameisensammeln und Beobachten hatte. Aber es sollte ohnehin kein reiner Ameisenurlaub werden.
Wie auch meinen Thailandbericht, werde ich diesen Bericht in Teile untergliedern, die nach und nach veröffentlicht werden.
Teil 1 - Dambulla und Umland
Karte von Sri Lanka (von Wikipedia), Dambulla wurde von mir reineditiert
Die Hauptstadt Sri Lankas, Colombo, befindet sich an der südwestlichen Küste der Insel. Dort ist der größte Flughafen, und wir sind dorthin geflogen mit einem Zwischenstopp in Dubai (wo wir leider nicht aussteigen durften). Am Flughafen wurden wir von unserem ersten Fahrer erwartet, der zu dem Hotel gehörte, das wir die ersten zwei Tage gebucht hatten.
Das Hotel befindet sich in der Stadt Dambulla, also ein paar Stunden von Colombo entfernt. Dambulla liegt relativ zentral in der Insel. Die Straßen an der Küste waren noch erstaunlich gut ausgebaut, zum Teil vierspurig aber das hörte dann auch relativ schnell auf. Die Asphaltstraßen sind größtenteils Zweispurig, und es herrscht sehr viel Verkehr. Unser Fahrer war ein wirklich schlimmer Raser, an die unglaublichen Überholmanöver musste man sich erstmal gewöhnen, es hatte teilweise was von Achterbahnfahren, nur mit mehr Nervenkitzel. Das ist eben typisch Asien, nur im Gegensatz zu Thailand erschienen sie uns viel hektischer und unfreundlicher (was aber nur an unserem Fahrer lag). Gehupt wird zu jedem Anlass, Begrüßung, vor einem Überholmanöver, weil ein Hund auf der Straße sitzt, weil dem Fahrer langweilig ist etc.. Das kennt man so auch in anderen asiatischen Ländern, oder aus Italien
Dass seine Fahrweise nicht einmal für normale Sri Lankaner normal war, merkten wir bald. Auf der Fahrt zum Hotel wurde er tatsächlich zwei Mal von der dortigen Polizei angehalten, und das hat in Sri Lanka wirklich was zu bedeuten.
Die Landschaft ist sehr von Ackerbau geprägt, vorwiegend Reis und Palmenplantagen. Alle kleineren Städte bestehen aus einer Häuserreihe entlang der Straße, es ist fast überall dreckig und stinkt. Aber hin und wieder erspähte man die Wälder, und die sahen schon vom Auto aus grandios aus. Es war recht schwül und nass, eben richtig feucht-tropisch.
Das Hotel in Dambulla war recht neu, aber trotzdem ziemlich heruntergekommen. Für Sri Lankanische Verhältnisse dennoch in Ordnung. Es war nur klein, und wir waren die einzigen Gäste. Es gab einen kleinen Garten, in dem sogar manchmal Affen herumturnten, und natürlich für mich die ersten Ameisen
Hier ein Bild des Gartens, ein Ausschnitt:
Überall präsent und dominant ist Anoplolepis gracilipes, umgangssprachlich die gelbe Spinnerameise. Eine kleine, gelbe Fomricine, die weltweit verschleppt und invasiv ist. Sie haben sehr viele Straßen, und legen viele Zweignester an. Man findet sie fast überall, in Kokosnüssen, unter Rindenstücken etc.. Es war gerade Regenzeit, und der Boden war nass, weshalb sie anscheinend keine tiefen Erdnester anlegten, und ihre Brut im Garten in Blumenkübel und ähnliches auslagerten.
Aber sie waren natürlich nicht die einzigen Bewohner. Auf den vielen Pflanzen fand ich schnell eine ganze Reihe anderer Arten, hauptsächlich Camponotus. Eine gelblich-orangene Art, eine grau-silbrige Art (von der ich später noch mehr erzählen werde) und die bekannten Camponotus sericeus.
Diese Arten waren eindeutig tagaktiv, während in der Nacht eine zierliche, gelbe Camponotus herumlief, die ich auch an anderen Orten in Sri Lanka immer nur des nachts angetroffen habe.
Im Rasen erkannte man hin und wieder Pheidole sp., und auch kleinere Ponerinen, wohl Hypoponera oder Ponera sp.. Die waren nicht so leicht zu knipsen, hier mein bester Versuch.
Ich habe natürlich einige Spaziergänge außerhalb des Hotels gemacht, zum Glück befand es sich nicht mitten in der Stadt. Die Städte selbst waren alle einfach nur furchtbar, dreckig, stinkig, und auch ansonsten einfach nur eklig. Hygiene ist leider ein Fremdwort für die Sri Lankaner, aber davon später mehr.
Es gab einige Feldwege, die etwas in den Wald hinein führten. Aber es war kein richtiger Wald, weil wirklich überall alle paar Meter Häuser kamen, vieles war abgezäunt und wurde als Bananenplantagen und ähnliches von den Einheimischen genutzt. Sri Lanka ist sehr überbevölkert, und das merkt man leider ständig. Selten habe ich meine Ruhe gehabt, man wird fast immer beobachtet, oft angebettelt und das war insgesamt sehr unangenehm. Ich will ja eigentlich eher meine Ruhe haben, wenn ich nach Ameisen suche, ich denke, dass kennt jeder von Euch. So aber war die Ruhe meist nur von kurzer Dauer.
Aber die Natur sah einfach großartig aus! Im Prinzip so, wie man sich einen tropischen Wald vorstellt, sehr feucht und überall wachsen wunderhübsche Pflanzen, überall sattes grün. Ein Bild von dem Dschungel um die Ecke, sozusagen;
Dennoch drang überall der Lärm der Straße hin. Der Boden war häufig bedeckt von Mimosen, und neben Camponotus und Anoplolepis sah ich auch immer wieder Meranoplus, eine andere, etwas mehr orange gefärbte Art als die M. bicolor. Sie beliefen auch kleinere Blüten.
In den etwas schattigeren Gebieten fanden sich vorwiegend Odontomachus sp., eine schwarze Art. Es dürfte sich um O. haematodes gehandelt haben. Die Nester dieser Odontomachus haben meistens größere Auswürfe, man erkennt sie mit einiger Übung recht schnell.
Folgte man den Weg ein Stück nach oben, kam man zu einem tollen Tempel. Es war ein kleiner Berg, dort war es felsig und die Vegatation etwas trockener, hier fand ich auf den Bäumen mindestens zwei verschiedene Tetraponera Arten, eine davon die berüchtigten Tetraponera rufonigra, die ich bereits in Thailand gesehen hatte.
Es ist immer ein großartiges Erlebnis, sie live zu erleben. Wenn man zurückdenkt hat man sie als groß in Erinnerung. Aber ich war dann tatsächlich nochmal baff, wie groß sie tatsächlich waren. Sie erinnern wirklich an Myrmecia, ihre Sehvermögen und ihre Schnelligkeit ist beeindruckend. Ich fand sie allerdings nur vereinzelt an großen Bäumen, in Thailand waren sie deutlich häufiger anzutreffen. Interessant war übrigens auch, dass ich in Dambulla keine einzige Diacamma sp. gesehen habe. Die Diacamma scheinen diese feuchteren Gebiete zu meiden, im späteren Verlauf traf ich sie in steppenartigeren Gegend an, aber dazu später mehr.
Hier mal ein Bild von einem Felsen aus, Überblick über das Umland von Dambulla.
Der wundervolle, buddhistische Höhlentempel:
Die Felsen waren an ihrer schattigen Rückseite häufig sehr feucht, und von Farnen und Moosen bewachsen, was natürlich klasse aussah. Ich sah hier auch einemal eine Arbeiterin einer großen Polyrhachis sp. mit golden-glänzender Färbung, ein tolles Tier.
Auf den gepflasterten Wegen in Tempel und stadtnähe waren vorwiegend die eingeschleppten Solenopsis geminata anzutreffen. Auch in Gärten, und manchmal ebenfalls auf Feldwegen im Wald. Hier wird ein Käfer von ihnen auseinander genommen.
Auch stark polygyne Monomorium fand ich an öffentlichen Plätzen recht häufig. Sie hatten oft Straßen von Blumenkübel zu Blumenkübel, ähnlich wie die Anoplolepis. Mehrmals traf ich sie bei Umzügen an, vermutlich wechselten sie je nach Wetterlage den Neststandort (weil bei Regen der Boden zu sehr überschwemmt wurde).
Mücken gab es tagsüber überraschend wenig, vor allem wegen der vielen Pfützen hätte ich mit mehr gerechnet. Außer man lief durch Gras, dann flogen stellenweise einige auf und man wurde stark belästigt. Erst in der Dämmerung ab 5 Uhr abends ging das nervige Surren los, und die Blutsauger kamen aus allen Himmelsrichtungen. Nur mit Antimückenmitteln waren sie zu ertragen, im Gegensatz zu mir waren die Einheimischen natürlich abgehärtet und störten sich kaum daran.
Das Essen in Sri Lanka ist größtenteils nicht sonderlich gut. Ich weiß nicht warum, aber traditionell wird in Sri Lanka kalt serviert. Außer in den Gegenden mit Touristen bekamen wir unser Essen immer kalt serviert. Am Essen sollte man möglichst nicht riechen, denn der Reis hat überall einen sehr gammligen Geruch. Er schmeckt zum Glück nicht danach. Vermutlich kommt der gammlige Geruch durch falsche Lagerung zu Stande, jedenfalls gab es wirklich nirgendwo Reis zu essen, der nicht stank. Sonderlich abwechslungsreich war das Essen auch nicht, es gab meistens nur Reis mit irgendwas als Beilage. Reis mit Hühnchen, Reis mit Eiern, Reis mit Fisch... Irgendwann hängt das einem zum Hals raus. Aber wir essen natürlich gerne das traditionelle Essen, das gehört zum Urlaub dazu. Von der Schärfe her ging es meistens, da nahmen die Sri Lankaner Rücksicht auf uns Europäer. Nur am ersten Tag wollte ich natürlich meine Schärfefestigkeit bewesien und habe ein scharfes Essen bestellt, dass ich mit einiger Mühe sogar runterbekam: Brennender Durchfall und Bauchschmerzen waren in der Nacht die sehr unangenehme Folge. Tja Weil wir nicht nur in unserem Hotel essen wollten, gingen wir auch einmal in ein anderes Restaurant, auf der anderen Straßenseite. Was anderes konnten wir nicht finden. Dort gab es dann eine unglaublich große Auswahl, nämlich genau nur ein Essen. Aus dem Grund gab es nicht mal eine Speisekarte. Es gab dort Reis mit allen möglichen typisch Sri Lankanischen Gemüsen und sowas. Es hat uns eigentlich gefallen, weil man gut alles mal probieren konnte.
Das Hotel war letztendlich in Ordnung, aber vergleichsweise teuer. In Thailand hätte man sicher für ein Drittel des Preises ein Luxushotel bekommen. Der Fahrer, den wir für unsere Ausflüge mieteten, war auch nicht gerade billig. Einer unserer Ausflüge ging zu dem berühmten "Singhiria", ein riesiger Felsen der plateauartig in die Höhe ragt, und auf dem sich oben eine alte Festung befindet. Das war wirklich sehr beeindruckend, auch wenn recht viel los war. Allerdings hauptsächlich einheimische Touristen.
Der Aufstieg war sehr spannend, es gab unter anderem auch Fresken zu bewundern (die berühmten Wolkenmädchen), und am Ende wurde es mit einem großartigen Ausblick über die Landschaft belohnt.
In der Mitte bin ich, im Hintergrund sieht man Sighirya.
Hier kann man mich auch in der Menschenmasse erkennen Das war beim Aufstieg.
Und die Ameisen kamen auch nicht zu kurz. Auf den kleineren Bäumen, die oben wuchsen, lebten überall etwa 6 mm große, schwarze Tetraponera sp., die an diesem Tag sogar geschwärmt sind. Da es dort oben aber sehr windig ist, wurden fast alle alaten Geschlechtstiere weggepustet, häufig sogar in einem künstlichen Teich auf der Spitze. Ich hab natürlich vergeblich versucht, begattete Tiere zu finden...
Hier ein Männchen der Tetraponera.
Und überall waren Affen omnipräsent. Nach Bienen, Hornissen und Wespen habe ich die ganze Zeit vergeblich Ausschau gehalten, nirgendswo auf Sri Lanka habe ich auch nur eine soziale Wespe oder Hornisse zu Gesicht bekommen!
Und das trotz dieser Warnschilder, die man hin und wieder sieht:
Am Abend unter der Lampe beim Bierchen war es oft sehr spannend, weil ich dann nach schwärmenden Königinnen Ausschau halten konnte. Tatsächlich ließ sich hin und wieder ein Geschlechtstier erblicken, das dann aber hin und wieder als Futter für die Anoplolepis diente.
Eine Camponotus Königin wird von Anoplolepis gefangen:
Es schwärmte unregelmäßig immer mal wieder was, mehrmals fand ich auch beeindruckend große Termitenmännchen. Fast immer schienen Solenopsis geminata zu schwärmen, aber die meiste Zeit auch nur wenige Tiere, die vereinzelt am Abend aus dem Nest starteten.
Oecophylla smaragdina gab es auch öfters, die orangene Form, allerdings nicht so häufig wie in Thailand, hatte ich zumindest das Gefühl. Überall in den Wäldern waren andere soziale Insekten sehr häufig, nämlich Termiten.
Fast jeder auf dem Boden liegende Ast wird von ihnen zerfräst, und ihre Termitenhügel erreichen ziemlich gigantische Größen und man sieht sie fast überall. Hier ist so ein Hügel:
Landet ein alter Ast auf dem Boden, wird häufig schnell mit Erde abgesichert, man erkennt so schon von weitem, dass darin Termiten zu finden sind.
Ein Blick unter diesen Ast:
Termiten sind wirklich allgegenwärtig, und ihre kleinen Erdtunnel reichen vom Boden bis in die obersten Spitzen der Bäume.
Immer wenn ich im Umland von Dambulla unterwegs war, wurde ich von oben ständig beobachtet. Die Affen sind dort wirklich häufig gewesen, und auch kaum scheu, zumindest diese Art nicht.
Am nervigsten waren allerdings, wie bereits erwähnt, manche der Sri Lankaner, die in uns Weißen immer eine Goldader sehen. Man kann sich fast nirgends in Ruhe bewegen, und das hat mich sehr genervt. Einmal wurde ich von einer kleinen Gruppe von Kindern verfolgt, die die ganze Zeit Bonbons haben wollten. Entlang der Tempelstraßen sind Bettler, und Schlangenbeschwörer - einmal kam mir einer entgegen, und wollte nicht eher gehen, bis ich seine Kobra gesehen habe. Ich konnte ihn nicht abwimmeln, sagte ihm, dass ich kein Geld dabei hatte. Er holte trotzdem seine Kobra heraus. Wie auch die anderen Schlangenbeschwörer schien er nicht sonderlich sorgfältig mit seiner Schlange umzugehen, sie tat mir leid. So wie er sie immer hielt, vermutete ich, dass er der Kobra die Giftzähne gezogen hatte oder ähnliches. Vor Bissen schien er jedenfalls keine Angst zu haben, ich also auch nicht, was ihn etwas verwunderte. Typischer Weise schrecken die Touristen immer ein paar Meter zurück, wenn ein "Schlangenbeschwörer" seine Kobra herausholte. Ich knipste ihn, mir tat die Schlange dennoch leid. Kaum hatte er sie wieder im Korb verstaut, streckte er mir seine Hand entgegen und verlangte Geld, obwohl ich ihm im vorne hinein gesagt hatte, dass ich keines bei mir trug.
Er bettelte, erzählte mir Geschichten wie schwierig es wäre, davon zu leben und so weiter. Ich erklärte ihm abermals, dass ich kein Geld bei mir hatte. Er fragte weiter, auch nach Euros. Euros hatte ich in der Tat dabei, und weil ich mittlerweile Angst hatte, dass er irgendwem um Hilfe rufen würde oder so, steckte ich ihm einen Euro zu - was dort schon recht viel Geld ist.
Anstatt mich in Ruhe zu lassen, verlangte er mehr. Ich erbarmte mich, und gab ihm noch 50 Cent, dann ließ er mich endlich in Ruhe. Ähnliche Geschichten bis hin zu wirklichen Betrug ereigneten sich leider noch mehr auf unserer Reise.
Auch wenn es unangenehm ist, man wird quasi dazu gezwungen im vornehinein den Einheimischen zu misstrauen. Aber natürlich will ich mich auch nicht zu sehr darüber ärgern. Es ist einfach typisch für etwas ärmere Länder, und man kann es auch irgendwo verstehen. Allerdings war das ein großer Kontrast zu Thailand, wo ich außerhalb der Touristengebiete alle Leute als sehr höflich in Erinnerung hatte, und es insgesamt deutlich zivilisierter zuging.
Der zweite Teil des Berichts folgt hoffentlich in Kürze.
Grüße, Phil