Zwei Erdnester

  • Hallo Eusozialer,


    da meine Messor-Anlage jetzt fertig ist, ist mir klar geworden, dass keine meiner anderen Ameisenkolonien wohl so viel Aufmerksamkeit im Raum auf sich ziehen wird, wie ebendiese. Daher dachte ich mir, dass ich meinen Lasius niger und meinen Pheidole pieli ein neues Nest spendiere.


    Dabei dachte ich an zwei verschiedene Erdnester.


    1. Erdnest der Lasius cf. niger


    Mir gefiel der Vorschlag von Trailandstreet, meinen L. niger ein Erdnest zu spendieren. Einen Platz für die Winterruhe habe ich auch im neuen Schuppen meiner Eltern gefunden. Falls es lange Zeit richtig kalt werden sollte, gibt es dort auch die Möglichkeit, die Ameisen in den (kühlen, aber nicht kalten) Keller zu stellen und die gröbste Kälte abzuwarten.
    Im Antstore gibt es mittlerweile Deckel für Becken, in denen Bohrungen für Lampenfassungen eingelassen sind. Da wollte ich zwei schwache Leuchten einbauen, die Pflanzen Licht zum Wachsen bieten, aber das Becken nicht unnötig aufheizen.
    Als Bepflanzung dachte ich an eine Saatmischung namens "Bienenwiese", die sich laut Verkäuferangaben aus Steinklee, Rotklee, Weissklee, Esparsette, Löwenzahn, wilder Möhre, Spitzwegerich, Wiesensalbei, Glockenblume, Wiesenmargerite, Flockenblume, Himmelsleiter und Malvenarten zusammensetzt. gibts z.B. bei Amazon.


    Mir ist klar, dass der Deckel für viel Luftfeuchtigkeit sorgen wird, aber L. niger sind ja dafür bekannt, dass sie so ziemlich jede Umgebung mögen, daher hoffe ich, dass das keine Probleme gibt. Außerdem ist mir auch klar, dass die Pflanzen nicht voll zur Geltung kommen werden, da ich sie oft nachschneiden werden muss. Das angedachte Becken ist "nur" 30cm hoch.
    Die großen beiden Fragen, die sich mir jetzt noch stellen, betreffen den Untergrund.
    1. Was ist da geeignet? Natürlich wäre ein heller Untergrund wünschenswert, aber da ich wohl in so einem "Wiesenbecken" ohnehin wenig von den Ameisen sehen werde, würde ich mich auch mit was Dunklem abgeben.
    Ich habe was Erdnester angeht leider überhaupt keine Erfahrung und brauche da wirklich "Basis-Tipps". Als unterste Schicht wollte ich etwas Seramis nehmen.


    2. Wie viel Bodengrund soll da rein?
    Ich dachte selbst an etwa 10-15cm Bodengrund, wobei ich hoffe, dass das sowohl den Ameisen für die nächsten Jahre reicht, als auch den Pflanzen genug Boden für die Wurzeln und genug Raum zum Wachsen bietet. Hat da jemand mehr Erfahrungen?


    2. Erdnest Pheidole pieli
    Die winzigen Pheidole pieli sollen in das alte Becken meiner L. niger kommen. Dieses hat eine Grundfläche von 25x15cm. Die Bohrungen sind auf der Höhe von etwa 7cm. Daher will ich das Becken etwa 7cm tief mit Bodengrund füllen. Auch hier soll die unterste Schicht aus Seramis bestehen.
    Bei den Pheidole würde ich noch mehr als bei den Lasius wert auf einen hellen Bodengrund legen, da hier keine Pflanzen zum Einsatz kommen und der Focus des Beckens defintiv auf den Ameisen liegt.
    Hier bin ich für alle Vorschläge offen :).


    Danke im voraus!

  • zum Lasius niger -Nest:
    Ich würde eine Mischung aus normaler Pflanzerde und Sand nehmen. Der ist für Rasen oder eben Wiesen gut geeignet und bleibt auch schön locker zum Graben für die kleinen. Um sie vielleicht auch örtlich etwas zu binden, wo sie das Nest hinbauen sollen, würde ich ein Stück Holz, bei dem sich die Rinde schon etwas ablöst nehmen und dort platzieren. Wenn es dann noch von einem kleinen Wärmespot angestrahlt wird, lagern sie sicher mal ihre Puppen drin. Das hab ich schon öfter gesehen. Vor allem wenn sie damit aus dem Schatten des höheren Grases raus kommen.
    Ich hab schon ein größeres Nest gesehen, da haben zwei mindestens 15cm Starke Stämme mit in ihren Hügel integriert.
    Ich finde auch, dass Lasius gerne in sandigen Böden, vor allem dann auch zwischen den Wurzeln gräbt. Das müsste funktionieren.

  • Hallo.


    Als Substrat besser auf ein mineralisches Gemisch achten, also z.B. lehmigen Sand. Bei organischen Substraten wie Blumenerde usw. kommt es in einem Becken sonst schnell zu Fäulnis, gerade bei dieser Schichtstärke.
    Etwas lehmiger Gartenboden mit Sand gemischt sollte aber gut funktionieren, zumal dann auch entsprechende Kleinstlebewesen vorhanden sind.
    Seramis ist als Drainageschicht gut geeignet, sollte aber Unbedingt mit einem Vlies vom Substrat getrennt werden. Ansonsten kann man es sich gleich sparen. Vlies gibt es im Baumarkt z.B. für den Teichbau. Ich würde ein entsprechend schweres verwenden und es so einbringen, dass das Vlies etwas größer ist als die Grundfläche vom Becken, damit die Ränder nach obern etwas umgeschlagen werden können. Damit sollte auch verhindert werden, dass die Ameisen in die Drainage gelangen können. Dazu beim einfüllen des Substrates darauf achten, dass der umgeschlagene Rand des Vlieses dicht an die Scheiben gepresst wird.
    Ein Schlauch in einer Ecke bis in die Drainage reichend könnte zum befeuchten verwendet werden. Ein Stöpsel aus Watte am oberen Ende verhindert, dass die Ameisen den Schlauch benutzen. Oder über das Substrat gießen, könnte allerdings das Nest zerstören wenn man nicht sehr aufpasst.


    Bei der Bepflanzung sehe ich allerdings mehrere Probleme, das wird so nicht funktionieren. Gerade Wiesenpflanzen sind extrem Lichthungrig und vergeilen dann. Da hilft auch ein Rückschnitt wenig. Weiter besteht auch hier wieder das Problem des zuviel an stehender feuchter Luft. Pflanzenschädigende Pilze werden sich vermutlich schell ausbreiten und die ohnehin gestressten Pflanzen leicht befallen können. Das ist wie bei Menschen auch, falsche Lebensbedingungen schwächen das Immunsystem.

  • Hey,


    danke euch beiden für eure Antworten.


    Zitat von "swagman"

    Bei der Bepflanzung sehe ich allerdings mehrere Probleme, das wird so nicht funktionieren. Gerade Wiesenpflanzen sind extrem Lichthungrig und vergeilen dann. Da hilft auch ein Rückschnitt wenig. Weiter besteht auch hier wieder das Problem des zuviel an stehender feuchter Luft. Pflanzenschädigende Pilze werden sich vermutlich schell ausbreiten und die ohnehin gestressten Pflanzen leicht befallen können. Das ist wie bei Menschen auch, falsche Lebensbedingungen schwächen das Immunsystem.


    Gibt es denn gute Alternativen? Ich hätte wirklich gerne was sehenswertes in dem Becken.

  • Also ich habe nun schon das 2. Jahr Gras und Brennnesseln in einem meiner sanguinea Becken (35x25x25) und es gedeiht wunderbar. Keine Spur von verkümmerten Pflanzen oder der gleichen.


    Das Substrat besteht aus Erde (aus dem Garten) und Lehm/Sand gemisch.


    Martin

  • Zitat von "Ameise1"

    Also ich habe nun schon das 2. Jahr Gras und Brennnesseln in einem meiner sanguinea Becken (35x25x25) und es gedeiht wunderbar. Keine Spur von verkümmerten Pflanzen oder der gleichen.


    Das Substrat besteht aus Erde (aus dem Garten) und Lehm/Sand gemisch.


    Martin


    Ich würde lieber zu den Taubnesseln tendieren. Die bleiben kleiner und blühen auch. Sie werden auch öfter von Ameisen besucht.

  • Brennnesseln und Taubnesseln kommen auch im Halbschatten wunderbar zurecht, weshalb sie besser geeignet wären. (Falls sie nicht zu hoch werden) Überhaupt würden sich Schattenpflanzen besser anbieten, da sie mit weniger Licht und Luftfeuchte gut zurecht kommen. Allerdings mögen die meisten wiederum etwas humoseren, organischen Boden.
    Auch Schattengräser sind gut geeignet, habe in meinem Terrarium seit Jahren eine Carex Art die dort wunderbar wächst.
    Viele kleinbleibende Schattenpflanzen besitzen übrigens Samen mit Eliasomen, z.B. heimische Cyclamen, Hepatica usw.
    Am besten mal im Wald umsehen. Was im Schatten der Bäume wächst, könnte auch im Ameisenbecken überleben.



    Edit: Huch, bevor es nun heißt ich rufe öffentlich zu Straftaten aus, sei darauf hingewiesen, dass Cyclamen und Hepatica natürlich streng geschützt sind und keinesfalls aus der Natur entnommen werden dürfen. Die kann man aber auch bei jedem Staudengärtner kaufen.
    Aus Samen ziehen lohnt indes nicht, da es meist mehrere Jahre braucht bis die das erste Mal blühen.

  • Brennnesseln können im Terrarium ganz nett aussehen, in meinem gigas-Terrairum haben sich auch einige angesiedelt. Wohl eingeschleppt mit Substrat aus dem Wald. Sie bleiben klein, wachsen sie doch zu sehr, schneide ich sie ab. Erstaunlich dabei immer wieder für mich, wie stark diese Brennnesseln brennen können, wo sie doch im Terrarium aufwachsen.
    Ich sehe es wie swagman, Pflanzen und auch Moose aus schattigen Wäldern kommen mit dem künstlichen Licht im Terrarium am besten zurecht. Echte Wiesenpflanzen dagegen brauchen volle Sonne und vergeilen sonst, es ist fast unmöglich, solches starkes Licht mit elektrischen Lampen zu erreichen.
    Aber für heimische und exotische Waldpflanzen kann das künstliche Licht reichen. Ich würde aber keine "schwachen" Lampen verwenden, Holger. Es gibt wundervolle Entwicklungen in der Diodentechnik, das kostet zwar etwas Geld in der Anschaffung, spart dann aber richtig Strom und man bekommt ausserdem gutes Licht mit naturnahen Spektrum. Und bei elektrischem Licht gilt für mich, es kann nie zuviel sein. Es könnte immer noch etwas mehr sein.
    Pflanzen und Tiere danken es einen, wenn die Bedingungen stimmen.


    LG, Frank.

  • Wiedermals danke schön!


    Ich dachte bei den Lampen an zwei von diesen, da sie laut Verkäufer ja dem Sonnenlicht irgendwie nahe kommen. Die sollen dann "von morgens bis abends" das Formicarium erhellen.


    Dazu wollte ich vermutlich eine von diesen installieren, um einen Stein o.ä. auf dem Boden zu erhitzen, damit die Lasius wie in der Natur auch die Möglichkeit haben, einen eher wärmeren Ort aufzusuchen.


    Ist das zu wenig Licht oder könnte das für die Schattengewächse reichen?

  • Hey Holger,


    danke für den Hinweis. Ich hatte da dem Verkäufer

    Zitat

    Tageslicht ähnliches Spektrum mit guter Ausleuchtung des Formicariums

    vertraut.
    Was für Lampen würdest du/ihr mir denn empfehlen? Ich habe bisher noch nie bei meinen Ameisen (und auch sonstwo) mit künstlicher Beleuchtung gearbeitet, daher stehe ich da "wie der Ochs vorm Berg".

  • Man kann solche Lampen verwenden wie die vom Antstore. Will man größere Flächen ausleuchten, muss man vllt. mehrere nehmen.
    Ich habe in der letzten Zeit lichttechnisch mehrmals "umgerüstet". Über Leuchtstoffröhren, HQI und HQL bin ich nun bei den LEDs gelandet. Von der LED-Technik bin ich begeistert. Ich glaube, nachdem man uns die giftigen Energiesparlampen per Gesetz aufdrängen wollte und die Glühlampen verbot, erleben wir hier mit der LED-Technik eine sehr willkommene technische Revolution. LEDs emittieren bei moderatem Stromverbrauch sehr viel Licht, ihr Wirkungsgrad ist phantastisch im Vergleich zu den herkömmlichen Lampen.
    Vor einiger Zeit habe ich mir die damals relativ neuen SMD-Strahler gekauft, die machen gutes, sehr helles Licht, das jedoch nur in warmweiß oder kaltweiß. Ich habe hier Strahler von 10 bis 50 Watt. Gute Lampen für Wüstenbecken usw., finde ich. Große Strahler erzeugen durchaus ein breitgefächertes Licht und leuchten ein Becken ganz ordentlich aus.
    Für bepflanzte Becken bin ich nun auf "Easy" LED Lichtbalken umgestiegen, Marke Aquatlantis. Die werden für die Aquaristik (Süßwasser) verkauft, eignen sich jedoch nach meinen bisherigen Erfahrungen hervorragend auch für bepflanzte, waldartig gestaltete Terrarien. Leider nicht ganz billig, aber diese Lampen erzeugen ein naturähnliches Licht mit sonnenlichtähnlichem Spektrum durch verschiedenfarbige LEDs. Auf meinem gigas-Becken habe ich nun zwei dieser Balken mit jeweils einer Länge von knapp 90 Zentimetern, jeweils mit einem Stromverbrauch von etwa 40 Watt, extrem geiles Licht...:) Das sind also 80 Watt, das Ergebnis ist weit besser als das, welches meine frühere HQI mit allein 150 Watt erreichte. Schönes Pflanzenwachstum, tolle Ausleuchtung, natürliche Farben. Diese Lichtbalken gibt es in verschiedenen Längen, also auch in kürzeren Ausführungen und dabei mit geringeren Stromverbrauch.
    Vorteil bei diesen LEDs ist auch die gut gebündelte Lichtstrahlung, man hat weniger Lichtstreuung wie bei anderen Lampentechniken und muss weniger abschirmen, finde ich. Die LED strahlen relativ gezielt in die gewünschte Richtung, von oben halt auf den Boden und den Pflanzenbewuchs des Beckens, durch die vielen LEDs im Lichtbalken erreicht man die erstaunliche Helligkeit.


    LG, Frank.

  • Hey,


    die LED-Leisten scheinen ja eine tolle Sache zu sein, liegen aber leider völlig außerhalb des Budgetrahmens. Mir sagt leider die Wattzahl einer Lampe überhaupt nichts, Strom kommt für mich aus der Steckdose und sorgt dafür, dass mein Bier im Kühlschrank kalt wird ;) Ich nehme an, dass auch andere Shops als der Antstore Lampen für eine E27-Fassung anbieten. Kennt da jemand was gutes und bezahlbares, was sich für meine Zwecke eignen könnte?



    Von der ursprünglichen Idee bin ich jetzt ja leider völlig weg. Gibt es denn irgendwelche Pflanzen, die nicht ganz langweilig aussehen (aka nicht wie kurz geschnittenes Gras ;) ) und auch im schwachen Licht gedeihen können? Waldmeister z.b. ist recht schick, braucht aber laut kurzem Googlen eher trockenen Boden, das wird in dem Formicarium ja vermutlich anders aussehen.

  • Ich habe mich noch ein wenig weiter informiert bzw. nach möglichen Pflanzen geschaut. Dabei kamen mir dann irgendwann Bodendecker in den Sinn. Die sind zwar nicht sonderlich spektakulär, aber manche bilden schöne Blüten und sie werden oft nicht sehr groß - ein Nachschneiden dürfte dann nur in seltenen Fällen von Nöten sein.


    In meinen Augen kämen folgendende Pflanzen in Betracht:
    Waldsteinia ternata,
    Ficaria verna,
    Chrysosplenium alternifolium


    Eventuell dachte ich auch an Lysimachia nummularia.


    Was haltet ihr davon? Wäre das auch mit den schwachen Lampen realisierbar?

  • Ich bin zwar nicht der große Pflanzenkenner, wenn ich es allerdings nicht verwechselt habe, dann hab ich auch das Milzkraut und das Pfennigkraut in meinem kleinen Terrarium. Sie gedeihen dort nicht übertrieben, aber sie sind auch nicht eingegangen.
    Das Becken ist nur mit einer 12V LED-Möbeleinbauleuchte beleuchtet, die ich einfach umfunktioniert hab.

  • Hallo.


    Waldsteinien bilden mit der Zeit dichte Matten und unterdrücken so ziemlich alles was nicht konkurrenzfähig ist. Selbst kleine Sträucher!
    Scharbockskraut zieht im Frühsommer wieder ein, sprich ist dann oberirdisch nicht mehr zu sehen.
    Milzkraut braucht sehr feuchten Boden, kommt dafür aber wohl mit Lampen am besten zurecht. (Lampenflora)

  • Vielen Dank mal wieder :)


    Zitat von "swagman"

    Hallo.


    Waldsteinien bilden mit der Zeit dichte Matten und unterdrücken so ziemlich alles was nicht konkurrenzfähig ist. Selbst kleine Sträucher!


    Wenn ich nur Waldsteinien nutze, dürfte das dann aber kein Problem sein, oder sind die so "dicht", dass selbst die Ameisen keine Chance haben?


    Edit:
    Und was hälst du von Pfennigkraut?

  • Du könntest es auch mit Waldsteinia geoides versuchen. Diese Art wächst horstig, bildet also keine Ausläufer aus. Die bleibt zahm.
    W. ternata ist da schon ein anderes Kaliber. Kommt natürlich darauf an wie diese sich im Becken unter Kunstlicht verhält, aber im Freien machen die mit ihren Ausläufern ein dichtes Rhizomgefilz. Damit nehmen sie eben Sträuchern z.B. das meiste Regenwasser schon weg, bevor das überhaupt den Boden erreicht. Deswegen kümmern die dann mehr schlecht als recht vor sich hin.


    Pfennigkraut mag es auch gerne etwas feuchter. Einen Versuch wäre es aber wert.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!