Eine stille Katastrophe.

  • Die Meldung hat sogar den Postillon zu einem satirischen Beitrag veranlasst:



    Mehrheit findet Insektenssterben okay, solange auch Wespen und Stechmücken daran glauben müssen
    http://www.der-postillon.com/2017/10/insektensterben.html


    Zitat

    Neben Wespen und Stechmücken wurden Ameisen ("stören beim Picknick"), Hausspinnen ("aaaaaah!"), Fruchtfliegen ("nerven") sowie Chihuahuas ("kläffen blöde") als weitere Insekten genannt, denen man keine Träne nachweinen würde.

    Auch wenns kein Thema zum Lachen ist, kann man sich das Schmuzeln nicht verkneifen :D


    Grüße, Phil

  • Diesen Artikel finde ich ganz interessant, wenn man die politische Polemisierung nicht zu ernst nimmt:
    http://www.achgut.com/artikel/…_die_gruenen_heuschrecken



    Was sich anbahnt ist die Debatte um das sogenannte "Land sharing vs. Land sparing" - sollen wir möglichst intensive, konventionelle Landwirtschaft nutzen auf kleiner Fläche (=mehr Naturraum außerhalb der Landwirtschaft) oder sollen wir eine extensive ökologische Landwirtschaft auf größere Fläche betreiben, die aber ineffizienter ist und daher eine größere Anbaufläche (=weniger Naturraum außerhalb der Landwirtschaft) benötigt?
    Über diese Frage sind sich auch Wissenschaftler noch sehr uneinig.


    Über Glyphosat kann ich mich den Autor nur ansschließen; ich halte das Mittel für vergleichsweise unbedenklich, und der politische Kampf und Energie, die darauf verschwendet wird, sollte besser in zuverlässigere Umweltschutzthemen fließen.


    Grüße, Phil

  • Moin Phillip,


    am Freitag war ich in der Stadt unterwegs und als ich diese Nachricht beim Vorbeigehen an einem Zeitschriftenstand in der City las, war ich einen Moment total mit positiven Gefühlen geflutet und dachte: "Klasse, könnten sich ja Dinge auch mal zum Besseren wenden".


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Hi Leander,


    das stimmt. Die Bienen bzw. andere Insekten sind nicht nur allein durch den Einsatz von Pestiziden gefährdet und von denen haben wir immer noch genug zur Hand. Leider. Meine Hoffnung liegt darin, dass sich das Bewutsein der Menschen bezüglich solcher Problematiken ändert und sich der Blick auf die DInge verschiebt, hin zu einer Wertschätzung unserer Umwelt, die offensichtlich viele verloren haben und erst wieder neu gewinnen müssen. Sicherlich sind die Bienen jetzt nicht gerettet worden...


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Ich glaube, alles, was den Bienen und den anderen vielen Insekten ein wenig hilft, ist gut. Da ist es mir eigentlich egal, ob einer was daran verdient. Oder ein anderer nicht mehr.
    Klar ist es aber traurig, dass erst, und das seit Jahren, die wirtschaftlich wichtigen Honigbienen betroffen sein müssen, bis sich überhaupt irgend was tut.


    Na warten wir mal ab, was als nächstes dann ausgebracht wird. Für den "Pflanzenschutz".


    LG, Frank.

  • Moin,


    die Umweltministerin Schulze möchte mit 100 Millionen Euro den Insektenschutz fördern.


    Eine Hälfte des Geldes solle ab 2020 über ein gemeinsames Förderprogramm von Bund und Ländern verteilt werden, berichtet die Funke-Mediengruppe unter Berufung auf einen Entwurf für das sogenannte „Aktionsprogramm Insektenschutz“. Die andere Hälfte der Summe solle der Bund allein tragen. Weitere Maßnahmen sind vorgesehen: zum Beispiel ein Düngeverbot auf bestimmten Ackerstreifen. Umweltministerin Schulze sagte, das Insektensterben zu stoppen, sei eine der zentralen politischen Aufgaben der Gegenwart. Wenn man dem nicht Einhalt gebiete, seien Landwirtschaft, Vogelwelt, Ökosysteme und Wirtschaft in Gefahr. Schulze will das Aktionsprogramm heute offiziell vorstellen. Es bedarf der Zustimmung des Bundeskabinetts.


    Forscher machen vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft für die Verluste bei den Insektenpopulationen verantwortlich.

    Quelle: Dlf Insektensterben (Abruf 10.10.2018)


    Gruß, Olaf

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  • Moin,


    der Entomologische Verein Krefeld hat den Rückgang bei einzelnen Arten im Wahnbachtal untersucht und dabei seien Schwebfliegen besonders betroffen.


    Was auffällig ist, dass besonders Artengruppen, die irgendwie mit Wasser zu tun haben, also feuchte Lebensraumtypen, dass die stärker betroffen sind von den Rückgängen, und das gilt auch für Artengruppen, die irgendwie mit dem Boden in Kontakt kommen. Es gibt eben Larven, die zum Beispiel in Ameisennestern von der Ameisenbrut leben. Es gibt andere, da fressen die Larven Wurzelblattläuse, und diese kommen natürlich permanent auch mit Boden in Berührung. Und wenn ich mir diese Arten anschaue, sind dort die Verluste höher als im Durchschnitt der Verluste. Das sind so erste Ergebnisse, es muss aber auch alles statistisch noch genau durchgerechnet werden.

    Quelle: DLF Krefelder Studie von Joachim Budde (Abruf 09.11.2018)


    Gruß, Olaf

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  • Still ist diese selbstgemachte Katastrophe inzwischen nicht mehr.


    Jetzt beginnen wir den Preis dafür zu Zahlen. Und dabei denke ich weniger an die Ernteausfälle und gestiegenen Kraftstoffkosten bei uns, als vielmehr an die Opfer und deren Angehörige im Mittelmeerraum.


    Aber das haben wir nun von unserer Denkweise und Weltsicht, in der monetäre Belange über allem stehen.
    Lieber beruhigen wir unser Gewissen mit Alibis und wählen die Grünen, kleben uns „Rettet die Bienen“ Sticker aufs Auto und sähen eine kleine Blumenwiese an. Oder starten staatliche Förderprogramme. Als ob.
    Eine Art moderne Absolution.


    Wir vergessen oder ignorieren so leicht, dass alles von und aus der Erde kommt. Unsere Häuser, Autos, Handys, Lebensmittel, einfach Alles. Holz, Stein, Metall, Benzin und selbst Plastik, alles kommt von der Erde. Auch wir selbst.
    Aber gehen wir sorgsam und dankbar mit diesen Ressourcen um?
    Wir vergewaltigen unsere eigene Lebensgrundlage und wunder uns wenn sie nicht still hält und sich wehrt.


    Mein Wort zum Sonntag.


    LG,
    Markus

  • Moin,


    die Universität Göttingen hat eine Studie zu Hummeln veröffentlicht und deren Entwicklung als Völker untersucht. In Abhängigkeit zu Nahrungsressourcen entwickelten sich die Völker schlechter, die mit einem hohen Anteil an landwirtschaftlichem Anbau von Mais in ihrer Umgebung konfrontiert waren.


    Kurze Presseinformation der Uni Göttingen (20.11.2018): Landschaften voller Mais schädigen Hummelvölker


    Ausführliche Veröffentlichung im Journal of Applied Ecology (19.11.2018): Maize‐dominated landscapes reduce bumblebee colony growth through pollen diversity loss


    Gruß, Olaf

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  • Moin,


    ein interessanter Beitrag im DLF (12.02.2019): Mögliche politische Maßnahmen gegen Insektensterben

    Zitat von Joachim Budde

    Umweltschützer und Experten für Artenvielfalt kritisieren unter anderem, wie die EU ihre Agrarsubventionen vergibt. Die Zahlungen lassen sich zwei Säulen zuordnen: Die zweite Säule finanziert Programme unter anderem zum Klima- und Artenschutz. Über die erste Säule bekommen Landwirte pauschal Geld pro Hektar Fläche, den sie bewirtschaften – per Direktzahlung:


    [Sebastian Strumann (NABU):] „Das Problem an den Direktzahlungen ist, da fließt das allermeiste Fördergeld rein, und leider sind daran nur ganz, ganz geringe Umweltauflagen geknüpft, so dass im Prinzip eigentlich eine Intensivierung der Landwirtschaft damit gefördert wird. Man hat einen ganz starken Anreiz als Landwirtin oder als Landwirt, eben sehr intensiv auf seinen Flächen zu arbeiten, weil es für die Fläche immer das gleiche Geld gibt.“

    Gruß, Olaf

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  • Es gibt eine neue Langzeitstudie, welche den groben Trend von etwa 70%igen Insektenabundanzverlust in Deutschland bestätigt. Die Studie kommt aus den Biodiversitätsexploratorien, ein großes, deutschlandweites Kooperationsprojekt, bei dem auch u.a. mein derzeitiger Prof mitgearbeitet hat. Die Methodik & Zahlen sind hier robust und eindeutig, und sind über einen Zeitraum von 2008-2017 gesammelt worden, auf ingesamt 290 (!) Gras- und Waldflächen in Deutschland.
    Hier eine Pressemitteilung: https://www.nature.com/articles/d41586-019-03241-9
    Zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41586-019-1684-3


    Sogar in der Tagesschau wurde auch gestern darüber berichtet:


    https://www.youtube.com/watch?v=90WtLulMLl0&t=620s


    Ein trauriger Trend! Diese Zahlen sind wirklich enorm, und man mag sich kaum ausdenken was jetzt passieren wird...


    Grüße, Phil

  • Moin,


    ein interessanter Beitrag im DLF (31.10.2019): "Bei der Risikobewertung von Pestiziden gibt es fundamentale Fehler"

    Nun, das System der Zulassung beruht auf einer Risikobewertung für die Umwelt, und in dieser Risikobewertung, da gibt es [...] drei fundamentale Fehler in diesem System einfach. Aufgrund dessen können diese Pestizide, die ja auch sehr aufwendig untersucht werden, da fließen Millionen in Untersuchungen, in Umweltuntersuchungen, und spätestens sind Behörden und auf europäischer und nationaler Ebene mit der Zulassung beschäftigt. Trotz dieses großen Aufwands sind dann diese Pestizide eben nicht sicher.

    Gruß, Olaf

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