Berichte aus der Welt der Haltung exotischer Ameisenarten - Diskussionsthread

  • Moin!


    An dieser Stelle könnt ihr gern Anmerkungen, Überlegungen und auch Kritik zum Thread "Berichte aus der Welt der Haltung von exotischen Ameisenarten" äußern.


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Hey Sven,


    danke, gefällt mir auch gut! Und ich freue mich so über Dinge berichten zu können, die ansonsten entfallen, wenn sie in keinen bereits bestehenden Thread passen.


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Moin Frank,


    danke, sehe ich auch so und die Stichwortsuche bietet sich in jedem Fall an. In diesem Thread möchte ich einfach ungebunden berichten und wenn es nur schnell ein paar schöne Ameisenbilder sind, die ich poste. Wenn sich ein Thema als Einzelthread anbietet, dann werde ich weiterhin einen Thread eröffnen (oder begonnene Threads erweitern). Hier landet der Rest. :)


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Hallo Olaf,


    danke für deine interessanten Eindrücke. Ich habe ein paar Kommentare zur Geschlechtstierproduktion. Was vom Halter als "zu früh" empfunden wird, muss nun aber nicht etwas unnatürliches sein. Andererseits habe ich auch die Vermutung, dass viele Arten in der Haltung unnatürliche Größen erreichen, was möglicherweise zu einer ungewöhnlich hohen Geschlechtstierproduktion führen könnte.
    Um zwei deiner Beispiele aufzugeifen:
    Neoponera apicalis habe ich in der Natur nie mit riesigen Völkern gesehen. In Franz. Guayana hab ich mehrere Kolonien gesammelt, und das größte Nest davon zog bereits einige Jungköniginnen auf. Das heißt, es war eindeutig "ausgewachsen". Wir haben es exakt gezählt, und sind auf 65 Arbeiterinnen gekommen, also nur halb so groß wie die Kolonie, die du als "klein" beschreibst. Laut antwiki liegt die durchschnittliche Koloniegröße in der Natur irgendwo zwischen 30 und 90 Arbeiterinnen, was sich mit meinen Beobachtungen in Costa Rica und Ecuador deckt (ich habe diese aber nur geschätzt, nicht gezählt). Man muss aber etwas vorsichtig sein, unter Neoponera apicalis versteht man eindeutig mehr als eine Art, und die Volksgröße könnte variieren.
    Für eine Kolonie, die weit am oberen Maximum der natürlichen Größe liegt, wäre es sicher kein unlogisches Verhalten möglichst viel in die Aufzucht von Geschlechtstieren zu investieren. Natürlich muss sich nicht jede Kolonie in dem Aspekt gleich verhalten.


    Bei Diacamma rugosum sieht es ähnlich aus. Nun kenne ich D. rugosum nicht aus dem Freiland, sondern nur die nahe verwandten Diacamma indicum. Ich vermute aber, dass sie eine ähnliche Lebensweise haben. Laut antwiki sind Völker von D. rugosum im Schnitt 40- 50 Arbeiterinnen groß, solche von D. indicum 90 Arbeiterinnen. Sobald die Kolonie eine gewisse Größe erreicht hat, spaltet sie sich in mehrere. In der Haltung wird das unterbunden, und dadurch dass es kaum Arbeiterinnenmortalität gibt werden die Kolonien ungewöhnlich groß, und ziehen dann auch unnatürlich viele Männchen auf (vielleicht verliert die Gamergate Kontrolle über die Reproduktion von anderen Arbeiterinnen in einer zu großen Kolonie?).


    Grüße, Phil

  • Moin Phil,


    ich finde auch, dass die Hobbyhaltung in ihrem Zuschnitt sehr spezifisch ist und verzerrte Verhältnisse produziert. Ich versuche die Tiere relativ natürlich zu halten, aber letzten Endes ist bei jeglicher Heimhaltung das Natürliche eher wohl nicht der Fall.


    In der Tat hatte ich bei der N. apicalis mit 500 Tieren gerechnet und empfand die 150 als zu wenig. Danke für deinen Kommentar. Was du ausführst macht Sinn. Die Zeit, die ich die Tiere hielt entsprach als zweite (Fehl-)Annahme ebenfalls nicht meiner Erwartung, nahm ich doch einen Zeitraum von sechs Jahren an. Wahrscheinlich spielt das Verbleiben der Jungköniginnen in der Kolonie eine Rolle. Wir werden es leider nicht klären können.


    Gruß, Olaf

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  • Guten Morgen Olaf,


    toller Bericht von deinen P. impressa. Echt schon sehr viele Tiere in der Zeitspanne. Ich hab bei meinen N. villosa die Königin markiert um mir später leichter zu tun mit den Geschlechtstieren, und um weniger sorgen zuhaben ob die Königin noch lebt. Haben Sie Schwierigkeiten bei der Jagd nach Lebendfutter? Der Sehsinn ist ja nicht gut ausgeprägt bei der Art. Da geht viel über Gerüche und Tastsinn. Mich fasziniert der Jagdtrieb der ameisen immer aufs Neue.


    BG
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    hab vielen Dank! Stimmt, es sind echt viele Tiere geworden, und dies in lediglich zwei Jahren. Das Jagen stellt für die P. impressa kein Problem dar: Haben sie erst einmal eine Schabe aufgespürt, dann gibt es kein Entkommen mehr. Das Jagen zu beobachten ist natürlich toll, nur bleibt mir da häufig nicht die Zeit zu dies kontrolliert zu zulassen und deshalb füttere ich aus praktischen Gründen mein Lebendfutter nicht "unbehandelt", sondern quetsche die Futtertiere an, damit es für die Ameisen leichter ist ihr Futter zu fangen und dann zu konsumieren. Das hat verschiedene Hintergründe. Zum einen verhindert dies das Entkommen des Futtertiers und stellt somit eine adäquate Verwertung des Futtertiers sicher, welches ansonsten unnötig gestorben wäre. Weiterhin beugt eine Vorbehandlung einer unnötigen Milbenexplosion in der Arena vor, denn sollte sich ein agiles Futtertier erfolgreich versteckt haben (und nicht erjagt werden), um dort an der Stelle zu verenden, wird es nicht mehr von den nur Lebendfutter annehmenden Ameisen gefressen. Zum anderen hilft es mir bei der Bewertung wie viele Futtertiere ich anbieten muss, damit der schwankende Proteinbedarf gedeckt wird. Bleibt eine Schabe liegen und wird nicht von den Tieren angenommen, dann füttere ich beim nächsten Mal weniger. Zwei oder drei Fütterungen später stelle ich wieder mehr zur Verfügung und schaue wieder wie viel angenommen wird und passe erneut die Gabe von Futtertieren (der Proteinmenge) an etc. Liegen gebliebene Futtertiere verfüttere ich einfach an andere Ameisenarten, die da nicht so speziell in ihren Bedürfnissen sind (z.B. Pheidole).


    Wie hast du denn die N. villosa Gyne markiert?


    Gruß, Olaf

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  • Hey Sascha,


    nein, kann ich leider nicht sagen. Im Handling der Tiere machten sie bisher keinerlei Anstalten mich ernsthaft stechen zu wollen. Auch bei meinen Tätigkeiten in der Arena konnte ich ohne Probleme unbedenklich arbeiten, nur musste dies zügig geschehen und durfte nicht zu lange dauern. Die Tiere rannten dann zwar aufgeregt um meine Finger/Hände herum, doch erschien mir dies immer sehr planlos.


    Gruß, Olaf

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  • Hallo Sascha,


    zur Zeit verfüttere ich jeden zweiten Tag 4-6 mittlere Schaben (>1cm). Die verfütterte Menge kommt auf die Größe und Verwertbarkeit der Futtertiere an. Hauptsächlich füttere ich den P. impressa verschiedene Pycnoscelus Arten. Gern angenommen werden auch mal P. couloniana und Steppengrillen, die ich ein bis zweimal im Jahr als kleine Tiere bestelle und dann bei mir heranziehe.


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Hallo Sascha,


    das Jagen der N. villosa wirst du sicherlich noch beobachten können. ;) Ich mag die Art und finde sie ausgesprochen beeindruckend!


    Ja, die beiden Kolonien bestehen und gedeihen. Ich finde sie sehr unterschiedlich in ihrem Verhalten. Die O. chelifer sind die meiste Zeit eher ruhig und haben eine gelassene Art an sich, die ist einfach spannend anzuschauen. Aber wehe sie attackieren... dann schießen sie mit ihrem Kopf nach vorne, so schnell kann man gar nicht gucken! Die Ponera sp. entspricht eher schon dem Wuselfaktor als Ameisenart. In der Größe nur halb so groß wie die O. chelifer, legen sie eine gewisse Schnelligkeit an den Tag, der ihnen einen hektischen und unkoordinierten Auftritt gibt. Es sieht halt ein wenig lustig aus, wenn sie netzartig ausschwärmen und überall herumlaufen, meistens noch im Tandemlauf. Diese Vorgehensweise scheint aber ebenso erfolgreich zu sein, wie das systematische Absuchen der Arena, wie es die O. chelifer praktizieren.


    Übrigens ziehen die O. chelifer seit dem Sommer keine Jungköniginnen mehr auf, dafür haben sie in den letzten zehn Wochen die ersten Männchen produziert. Es waren allerdings nicht viele. Und die Ponera sp. hat zwar der Bepflanzung den Gar ausgemacht, was ich optisch nicht so toll finde, aber dafür ein wirklich großes Nest ausgehoben. Die Höhe des Bodengrundes in dem Terrarium hat sich um das Dreifache erhöht, so stark haben die Ameisen den Bodengrund durchtunnelt. Demnächst werde ich die Kolonie ausgraben müssen, um sie umsetzen zu können. Dann werde ich ja die Neststruktur ein wenig erforschen können...


    Gruß, Olaf

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  • Hallo Olaf, schöner Bericht, von wirklich schönen Ameisen.


    Ich muss gestehen, ich habe noch nie Ameisen aus der Gruppe der Ponerinen gehalten. Ich weiß nicht wirklich warum, eventuell passte noch keine Art zu mir, oder mir gefällt die meist plumpe und wenig agil wirkende Körperform nicht zu meinen Ansprüchen. Klingt jetzt auch irgendwie etwas komisch, aber was ich sagen will kam hoffentlich halbwegs gut rüber :finger:.


    Ich habe ja in meinem Tropenbecken eine regelrechte Schneckenplage so richtig los, werde ich sie nicht wirklich. Absammeln ist eine mühselige Angelegenheit und es hilft ja auch nicht wirklich gut, das kann ich täglich machen. Einmal habe ich das Substrat auch schon komplett gewechselt, das hat bis jetzt am meisten gebracht, so für 2 Monate war halbwegs ruhe. Nematoden hatte ich auch schon probiert, das hat nicht gegen die Nacktschnecken geholfen, gegen die Gehäuseschnecken hätte es ja auch nicht gewirkt.


    Warum erzähle ich das hier? Könnte es Ponerinen geben die Schnecken aktiv bejagen? Domenik erzählte mir das er seine Ponerien öfter mal mit Schnecken beobachten konnte. Hast du so etwas auch schon mal beobachtet Olaf? Eventuell hast du ja einen guten Tipp für mich.


    Grüße

    Mathias

  • Hallo Mathias,


    danke, freut mich, dass dir mein Bericht gefallen hat! :) Ponerine halte ich im Schwerpunkt und es sind aus meiner Sicht unglaublich spannende Ameisen. Wie schön, dass die Welt der Ameisen so groß ist!


    Zu dem Schneckenthema kann ich leider nicht viel sagen, weil ich keine habe, obwohl ich Material (Äste, Stöcke, Steine, Bodengrund etc.) aus der Umwelt einbringe. Meinen Kork habe ich allerdings immer abgefroren oder abgebacken. Nur in einem Tropenbecken habe ich eine klitzekleine Schneckenart, die habe ich einmal über eine Pflanze eines Händlers eingebracht, aber sie vermehrt sich praktisch nicht und ist dann mal auch gänzlich aus den Augen (und aus dem Sinn), bis ich mal wieder eine sehe. Den "Sprung" in benachbarte Becken haben sie interessanterweise nicht geschafft. Eine Zeit lang haben in dem Becken N. villosa gelebt, die haben die Schnecken in Ruhe gelassen. Schade, ich habe leider keinen Tipp für dich.:denken:


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

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