Myrmecocystus mimicus gemeinsame Haltung & Diskussion

  • Hallo.


    Ich habe die Ameisenhaltung ja bis auf eine Kolonie fast komplett eingestellt, aber bei dieser Art konnte ich nicht widerstehen.
    Und ich denke, ich werde nicht der einzige sein.


    Jedenfalls wollte ich mal eine kleine Info Sammlung aufbauen, um die Gründung und Haltung dieser Art zu optimieren.


    Folgendes habe ich gefunden, zusammengefasst aus verschiedenen Haltungsberichten:
    Die Gründung scheint recht einfach zu sein. Egal ob eine einzelne Königin gründet oder mehrere zusammen. Auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. ???
    Wichtig ist im Nest/Reagenzglas Sand anzubieten, da die Larven sonst keinen Kokon spinnen können und zu Nacktpuppen werden. Nacktpuppen werden aber sehr häufig von Larven gefressen.
    Überhaupt, die Larven dieser Art können durchs Nest robben und suchen bei Futtermangel nach fressbaren. Dann werden oft Eier oder eben Nacktpuppen gefressen. Besonders während der Gründung passiert dies. Sind erstmal Arbeiterinnen da, lässt der Bewegungsdrang der Larven nach.
    Futtertiere sollte anfangs möglichst klein sein, oder klein geschnitten werden, da die Erstlingsarbeiterinnen wohl keine großen Brocken transportieren können. Manchmal werden dann auch die Larven zum Futtertier gebracht.
    Die Larven werden an die Futtertiere gelegt und fressen dann selbständig, wie das z.B. auch bei Myrmecia der Fall ist.
    Ach ja, auch kleine Kolonien fangen recht bald an Speichertiere zu ziehen.
    Und was die Rangkämpfe und Plünderung anderen Kolonien angeht, so hat sich da bei einem Versuch nicht viel getan. Eine kleine und eine größere Kolonie teilten sich einen Auslauf, allerdings tat sich bei Begegnungen nicht fiel. Nach mehreren Wochen ist die kleine Kolonie dann einfach ins Nest der Großen integriert worden, selbst die Königin.
    Soweit dazu.


    Ich habe jedenfalls beschlossen, meine Königin in einem kleinen Ytong-Nest gründen zu lassen. Das hat zwei kleine Kammern von denen sich eine feucht halten lässt. Die andere Kammer hat auch einen Zugang, um eventuell Futter anzubieten. Allerdings hat die Königin beim umsetzen kein Interessen gezeigt, weder am Honig noch an Insektenmatsche.
    Leider wurden durch den Transport auch ihre Eier überall im Reagenzglas verteilt und sie hat nur noch einige wenige zusammen getragen. Ich hoffe, dass sie im Ytong-Nest vielleicht noch welche nachlegt, ansonsten wird es wohl nur wenig Brut geben.
    Aber mal abwarten. :denken:

  • Hallo.


    Ein kleiner Zwischenbericht wie es aktuell bei meiner Myrmecocystus mimicus aussieht.
    Leider musste ich die Königin samt Eier wieder in ein Reagenzglas-Nest umsetzen, da das Ytong-Nest nicht richtig funktionierte. Eine Kammer wurde fast geflutet beim befeuchten, das war mir zu riskant.
    Das Reagenzglas habe ich innen vor der Watte vom Wassertank noch mit etwas Lehm am Boden bestrichen, so dass dieser etwas griffiger für die Ameisen ist.
    Beim Umsetzen hab ich auch noch etwas Honig angeboten, welcher dann auch genommen wurde. Aber nur ein winzig kleines Tröpfchen.
    Es wurden weitere Eier gelegt und inzwischen sind auch schon erste Larven vorhanden.
    Hab heute etwas Fliege angeboten und auch noch etwas Sand ins Reagenzglas-Nest gegeben, damit die Larven sich später gut ihren Kokon spinnen können.
    Die Larven wachsen auch recht schnell, die Gründung scheint ja, nimmt man die bestehenden Berichte her, sehr schnell zu gehen.
    Interessant ist, dass die Königin drei Häufchen Brut hat, einmal Eier, welche zusammen kleben, dann Eier die einzeln liegen und die Larven. Ausserdem meine ich am Verschluss-Stopfen des Reagenzglases einen Art Müllplatz zu erkennen. Das sieht oberflächlich für mich aus wie vertrocknete Eier, eventuell Futtereier mit welchen die Larven gefüttert wurden?
    Ansonsten lasse ich die Gründerin möglichst ungestört und sehe nur einmal die Woche nach dem rechten. Vielleicht warten nächstes Wochenende schon die erste/n Puppen auf Entdeckung?

  • Hallo.


    Aktuelles von meiner Myrmecocystus, die erste Arbeiterin ist die Woche geschlüpft und kümmert sich schon fleißig um die restliche Brut.
    Die Gründung war soweit problemlos, obwohl ich die Königin so gar recht häufig gestört habe und ihr regelmässig Futter für die Brut ins Reagenzglas gegeben habe. Wobei sie das meiste selber gefressen hat, dafür aber wenigstens noch einiges an Eiern gelegt hat.
    Die Entwicklung der Brut dauert somit etwa 8 bis 9 Wochen vom Ei zur Arbeiterin.


    Bleibt die Frage, wie es mit der Haltung nun erfolgreich weiter gehen könnte?
    Auch wenn im Shop gegenteiliges steht, denke ich müsste demnächst eine Winterruhe eingehalten werden. Die Klimadaten der meisten Fundort-Angaben dieser Art legen dies nahe.
    Noch sind die Temperaturen aber wohl warm genug, damit die noch reichlich vorhanden Larven sich verpuppen könnten. Eventuell also noch warten bis noch ein Schwung Arbeiterinnen dazu kommt?


    Das nächste was ich mir überlegt habe, ist das Futter. In den bisherigen (leider kurzen) Berichten wird immer reichlich Honig/Zucker-Wasser angeboten und genommen. Ich werde dies anders handhaben und nur sehr wenig davon anbieten. Dafür aber mehr Insekten. Jetzt im Herbst sollte auch im Herkunftsland nicht mehr soviel Nektar oder Honigtau zur Verfügung stehen.
    Nur weil diese Art Speichertiere hat, sollte man sich hier, glaube ich, nicht täuschen lassen und sich möglichst auch in der Haltung an die natürlichen Bedingungen halten.
    Viel wichtiger erscheint mir, diese Ameisen mit reichlich Proteinen zu versorgen.
    Je nachdem wie sich die Kolonie noch entwickelt, werde ich nach der Winterruhe erstmal versuchen eine größere Anzahl an Arbeiterinnen zu erzielen.
    Die gespeicherte Nahrung dient wohl eher dazu die Kolonie über magere Jahreszeiten zu bringen. Die Brutentwicklung stockt aber während dieser Zeit, was wohl an mangelnder Insektennahrung liegt. Wobei es Vermutungen gibt, das in größeren Kolonien einige Speichertiere eventuell mit proteinreicher Flüssigkeit gefüllt sind. Dazu fehlen aber noch entsprechende Untersuchungen.


    Dann stellt sich die Frage nach der richtigen Unterbringung. Ich denke ein Ytong-Nest dürfte hier das geeignetste sein. Nur bin ich noch unschlüssig ob ein externes Nest nicht für die Winterruhe besser geeignet ist. Leider hab ich nicht so viele Möglichkeiten zur Überwinterung mit einem ganzen Becken.
    Na, die erste Zeit sollte das Reagenzglas noch ausreichen. Kann mir dann im kommenden Winter noch was überlegen und bauen.
    Wichtig ist jedenfalls, dass das Nest nicht zu trocken ist, Speichertiere und Königin mit Brut befinden sich in Naturnestern immer in den feuchteren Bereichen. Lediglich während der Nacht, wenn es kühler und feuchter ist, wird Brut auch in den oberen Nestbereichen gebracht. Puppen natürlich, werden etwas trockner gelagert. Ich denke, da kann man sich bei der Haltung an den wärmeliebenden Lasius oder Formica Arten recht gut orientieren.



    Soweit zu meinen Überlegungen, die Haltung dieser Art endlich in den Griff zu bekommen.
    Vielleicht hat jemand ja noch weitere hilfreiche Überlegungen und Ideen wie man das ganze angehen könnte?

  • Hallo.


    Das ist zwar kein Haltungsbericht, aber einen kurzen Abschluss bin wohl schuldig.
    Also, gute 4 Wochen ging alles gut, dann verstarben in kürzester Zeit die Arbeiterinnen und vor kurzem auch die Königin.
    Einher ging das Ganze damit, dass die Arbeiterinnen und kurz darauf auch die Königin nicht mehr richtig laufen konnten, ständig umkippten und allgemein einen desolaten Eindruck machten. Das passierte aus meiner Sicht praktisch über Nacht und wirkte wie eine Vergiftung. Aber wodurch? Futtertiere? Da verwendete ich nur Mücken die ich im Garten oder der Tiefgarage fing. Ansonsten gab ich noch etwas Sand in das Reagenzglas, dieser war aus einem Terrarium. Da sollte aber auch nichts dran sein. Ich habe keine Ahnung was da passiert ist.
    Leider hörten die Ameisen mit erscheinen der Symptome auch auf sich um irgend etwas zu kümmern, so dass die Brut nicht mehr gepflegt wurde. So schlüpfte auch aus den Puppen kein Ersatz. Das Reagenzglas verschimmelte dann auch innerhalb von wenigen Tagen. Zumindest konnte man daran mal sehen wie penibel sauber die Ameisen ansonsten ihr Nest halten.
    Ich setzte die letzen Ameisen in ein sauberes neu eingerichtetes Reagenzglas, aber das nützte auch nichts mehr. Im Prinzip ist die Königin letztlich wohl verhungert und verdurstet, da sie nicht mehr dazu in der Lage war noch etwas aufzunehmen. Sie konnte sich ja nicht mehr auf den Beinen halten.
    Sehr komische Sache, so etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. :denken:

  • Hallo swagman.
    Sehr schade und auch sehr mysteriös. Irgendwie bleiben diese Arten rätselhaft.
    Tut mir sehr leid, das dieser Versuch nun so endet.


    Schon deshalb, weil du als sehr erfahrener und altbekannter Ameisenfreund offenbar keine weiteren Ameisen mehr hältst.
    Aber vielleicht ändert sich das ja. Ich hoffe jedenfalls, auch in Zukunft von dir hier lesen zu können...:)


    LG, Frank.

  • Hallo Holger.


    Die Haltungsbedingungen unserer beiden Kolonien unterscheiden sich doch sehr, daher sind meine wohl tatsächlich nicht so Volksstark.
    Ich halte meine bei Zimmertemperatur ohne Heizung und im Winter entsprechend des Standortes des Beckens wohl noch einen wenig kühler.
    Im Winter, so wie aktuell, sind in meiner Kolonie dann zum Beispiel auch nur Larven vorhanden. Dafür dieses Jahr aber sehr viele, dürften weit über 1000 sein.
    Meine Kolonie hat im Gegensatz zu deiner bisher auch noch keine Geschlechtstiere aufgezogen. Da unsere Kolonien ähnlich alt sind, finde ich das ganz interessant.
    Liegt das an der niedrigeren Temperatur bei der ich meine halte? Vielleicht haben sie deshalb auch noch nicht so viele Arbeiterinn, da die Entwicklung der Brut auch länger dauert?
    Jedenfalls brauche sie so oder so ein neues Becken und Nest und ich überlege auch ihnen einen Wärmestrahler mit einzubauen.
    Vielleicht habe ich auch etwas Zeit einen Bericht über diese Kolonie zu schreiben.

  • Hallo.


    Hab ein Video gefunden, in welchem Ray Mendez einer Gruppe zeigt, wie Jungköniginnen von Myrmecocystus gründen und später untergebracht werden.
    Ray Mendez entwickelt zum Beispiel Ameisenbecken für Museen oder Zoologische Einrichtungen. Auch für Filme werden seine künstlichen Nester genutzt, zum Beispiel für die Dokumentation über Myrmecocystus mimicus, den meisten bekannt als Empire of the Desert Ants.


    Liest man in amerikanischen Foren, scheint die Gründung von Myrmecocystus in kleinen Behältern mit Erde am besten zu funktionieren.
    Auch Ray Mendez benutzt für die Gründung Gläser mit einer Gipsschicht am Boden. Auf den Gips kommt dann eine Schicht Substrat. Anschließend kommt ein Deckel drauf und die Jungköniginnen dürfen darin ihn Ruhe gründen.
    Er erwähnt im Video noch, dass man sobald die ersten Arbeiterinnen da sind mit Zuckerwasser zufüttern muss, da sonst die Königin innerhalb weniger Tage verhungert. Das ist aber nichts neues.


    Ganz interessant finde ich, wie es nach der Gründung weiter geht.
    Nach der Gründung wird die kleine Kolonie in Kunstnester untergebracht, da die Arbeiterinnen, welche als Honigtöpfe dienen, kopfüber an der Decke von Kammern hängen. Haben sie diese Möglichkeit nicht, wird laut Ray Mendez die Königin solange mit Futter vollgestopft, bis diese wie ein Speichertier aufgebläht ist. Das finde ich ganz bemerkenswert, da man dies oft auf Bilder sieht, bei welchem die Kolonie noch in einem Reagenzglas lebt. Scheint aber der Gesundheit abträglich, da diese Berichte oft mit den ableben der Kolonie enden.
    In einer Arbeit habe ich gelesen, dass kleine Laborkolonien Reagenzgläser bekommen, in welchen ein Holzstäbchen an der Decke des Reagenzglases angebracht wird, so dass die Speichertiere sich später dort hinhängen können. Das Scheint mir also ein wichtiger Punkt für die erfolgreiche Haltung zu sein.


    Geht erst bei einer Minute los:

  • Danke für den sehr interessanten Beitrag!


    Dass Myrmecocystus sehr oft in Pleometrose gründen, steht auch in Hölldobler/Wilson "Auf den Spuren der Ameisen". Leider verbieten sich Gründungsexperimente bei den Preisen für die Gynen...


    Edit:


    Myrmecocystus rauben auch oft die Honigtöpfe anderer Kolonien, anscheinend findet sowas schon recht früh in der Kolonieentwicklung statt. Eventuell wäre das vorsichtige Pushen mit Honigtöpfen daher eine (mangels Bezugsquelle leider nur theoretische) Möglichkeit.

  • Hallo.


    Passend zum Video hab ich zufällig den dazu passenden Blog gefunden.
    Im Blog lässt sich anhand von Bildern und kurzer Erklärungen noch einemal genau erkennen wie die Ameisen gehalten werden.
    Spannend auch, mit welchen Tricks für den Film "Empire of the Desert Ants" gearbeitet wurde.
    Interessant ist auch die Schabenmotte... oder Mottenschabe???


    Und allem Anschein nach sind Myrmecocystus wirklich recht heikel bei der erfolgreichen Gründung einer Kolonie. Zumindest schafft es auch bei Ray Mendez nur ein Teil der gesammelten Jungkönigin.


    http://antsbeesbutterfliesnatu…9/arizona-ray-mendez.html

  • Hallo Markus,


    vielen Dank für deinen Bericht bezüglich deiner Haltungsversuche mit Myrmecocystus mimicus. Zwar war mir die Arbeit von Ray Mendez nicht gänzlich neu, aber das Video und der verlinkte Blog bieten erneut einen super Einblick in seine Haltungsmethoden.


    Leider habe ich es zeitlich nicht geschafft mich hier rechtzeitig einzuklinken, aber die aktuell von mir gehaltenen Myrmecocystus Kolonien scheinen mittlerweile tatsächlich stabil zu sein. Es dürfte sich um Myrmecocystus mimicus und Myrmecocystus navajo handeln, aber vor allem bei ersterer bin ich mir da nicht wirklich sicher.



    Es tut mir natürlich sehr Leid, dass es bei deiner jungen Kolonie obwohl es anfangs wirklich sehr gut aussah doch noch ein unschönes Ende genommen hat. Über die vergangenen Jahre habe ich allerdings mit Sicherheit weit über 30 Königinnen bei meinen Aufzuchtversuchen verloren. Fast immer ohne ersichtlichen Grund und auch bei den Tieren vom Schwarmflug 2014 hat es einige Ausfälle gegeben. Eine Königin ist sogar kurz vor dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen verstorben, welche dann allein ihr Dasein fristen mussten. Insgesamt gesehen war es aber der bislang erfolgreichste Versuch.
    Meist standen mir ca. 10 Königinnen pro Jahr zur Verfügung, aber nur eine einzige M. cf. mimicus Königin hatte es bislang geschafft eine Kolonie mit 10-15 Arbeiterinnen zu gründen. Als die ersten Repleten auftauchten, verstarb sie plötzlich. Warum es dieses Mal besser funktioniert hat, ist mir allerdings noch nicht völlig klar geworden.


    Es handelt sich um eine wirklich hoch interessante, aber eben leider auch schwer zur Gründung zu bewegende Gattung. Es wird dieses Jahr hoffentlich die Möglichkeit geben weitere Königinnen mit je 2-3 Puppen zu unterstützen, so dass die Erfolgschancen deutlich steigen dürften.


    Viele Grüße
    Christian

  • Hallo!


    Also Chris ich muss schon sagen, bei den Myrmecocystus navajo ging mir ein Herz auf. Sehr schöne Tiere, diese großen schwarzen Kulleraugen auf gelben Grund... herrlich :)


    Schade das es weniger Halter gibt die es mit dieser Art versuchen und noch dazu bekommen es von denen wenige hin sie über einen längeren Zeitraum erfolgreich zu halten. Auch ich bin mit meinem Versuch kläglich gescheitert. Ich glaube 10 Monate hatte ich es damals Versucht ohne erfolg. Das hinzugeben von Puppen halte ich auch hier für angebracht, zumindest um über den Berg zu kommen. Natürlich freut man sich wenn man es geschafft hat sie von Königin zur Kolonie gebracht zu haben. Aber die Enttäuschung über einen Verlust ist meist schlimmer. Auch wenn ich selbst nicht der größte Fan vom "puschen" bin halte ich es hier für angebracht.


    Die Haltung von Myrmecocystus sp. hätte einen schönen "Gemeinschaftlichen" Haltungsbericht verdient, so wie damals bei Camponotus singularis!


    Gruß
    Mathias

  • Hätte ich solche Tierchen hier, würde ich mich gern an so einen Gemeinschaftsthread beteiligen. Schöne Idee, Mathias.
    Die Arten sind schon sehr interessant, die Ameisen ähneln den Cataglyphis der Alten Welt und schon deswegen würde ich die gern mal bei mir haben.
    Hoffen wir mal, dass solche Tiere im Verlauf des Jahres erreichbar werden...;)


    LG, Frank.

  • Ja, die Kleinen sind schon ziemlich knuffig... so etwas aus meinem Mund kommt aber selbst mir komisch vor :D


    Obige Bilder sind schon ein wenig älter (03.02.) und zeigen jeweils nur einen Teil der Kolonie. Aktuell schlüpfen bereits deutlich größere Arbeiterinnen und es treten erste Repleten auf. Das sind allgemein zwar gute Zeichen und noch nie habe ich Myrmecocystus Kolonien so weit gebracht, aber es kann leider auch spontan zu Ende gehen, so dass ich mich noch nicht wirklich an einen Haltungsbericht wage.



    Es scheint als würden entsprechende Arbeiterinnen bereits kurz nach dem Schlupf "gemästet", denn sie sind deutlich heller gefärbt und wirken so fast geisterhaft. Auch die Königinnen werden offenbar ordentlich betankt. Die Repleten sind momentan noch äußerst agil und wandern ohne große Mühe umher. Ein RG mit Möglichkeit sich an der Decke aufzuhängen steht ihnen schon von Anfang an zur Verfügung, wird aber bis Dato komplett gemieden. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein bis sie sich zwangsläufig für einen bestimmten Aufenthaltsort entscheiden müssen.


    Im Grunde halte ich auch nicht viel vom "Pushen" mit fremder Brut, aber bei Arten welche sich heikel in der Gründung zeigen ist es eben ein probates Mittel das Risiko von Verlusten zu minimieren. Natürlich steht außer Frage, dass dennoch erst ein kompletter eigener Brutzyklus abgeschlossen sein muss bevor man von einer erfolgreichen Gründung sprechen kann.


    Es bleibt zu hoffen, dass ich den ein oder anderen in der IG dieses Jahr mit einer Königin beglücken kann ;) Leider ist es immer reine Glücksache, ob der Schwarmflug entsprechend abgepasst werden kann, aber ein gemeinschaftlicher Haltungsbericht wäre natürlich eine feine Sache.


    Bis dahin
    Chris

  • Es geht weiter, allerdings muss ich erstmal etwas weiter ausführen, da es für die Haltung dieser Gattung meiner Meinung nach wichtig, bzw. interessant sein könnte.


    Auffällig war, dass die Halter in einem amerikanischen Forum mit ihren 2015 gesammelten Jungköniginnen durchweg bessere Erfolge erzielten als die Jahre zuvor.
    Ähnlich wie uns gelang es auch dort kaum einen Halter diese Ameisen erfolgreich zu halten. Oft wurde nicht einmal die Gründung geschafft, dabei konnten einige User ziemliche Mengen an Jungköniginnen verschiedenster Arten sammeln.
    Diese größere Menge machte es aber leichter verschiedene Gründungsmethoden zu testen. Die Vermutung, dass diese Ameisen in Erdnestern besser gründen, hat sich im Prinzip bestätigt. Dabei reichen kleine Behälter mit einer Gipsschicht am Boden und etwas Sand aus. Auch die herkömmlichen Reagenzglas-Nester funktionieren, wenn sie mit Sand gefüllt werden. Bei normalen Reagenzgläser hingegen waren die Ergebnisse nicht so gut.
    Bleibt nur die Frage, warum diese Gattung 2015 durchwegs erfolgreicher zur Gründung gebracht werden konnte? Die Gründung in Erdnestern wurde auch schon die Jahre zuvor versucht. Auffällig auch die hohe Anzahl an erfolgreichen Gründerkolonien. Es schafften bei weitem mehr Jungköniginnen die Gründung als sonst. Sehr komisch.



    Jedenfalls hab ich das Geschehen in dem amerikanischen Forum mit großen Interesse verfolgt und gehofft, dass ich noch einen Versuch mit dieser Gattung machen könnte.
    Als dann im Herbst 2015 ein Ameisenhändler Jungköniginnen und kleine Kolonien anbot, hab ich mir wieder welche geholt.


    Momentan halte ich drei Kolonien, zwei davon dürften M. mimicus sein, bei der dritten Kolonie handelt es sich um M. navajo.
    Von M. navajo habe ich zudem noch eine zweite Königin welcher ich zwei Arbeiterinnen zugesetzt habe, aber bisher wurde noch keine Brut produziert, daher zählt diese noch nicht als Kolonie.


    Anfangs habe ich die Ameisen in speziell hergerichteten Reagenzglas-Nester untergebracht. Dazu habe ich mit Lehm im Reagenzglas einen etwa 2 bis 3 cm breiten Streifen eingeschmiert, welcher etwa zwei drittel der Glaswand umläuft. Die Einsicht ist dadurch etwas minimiert, aber die Ameisen haben auf dem Lehm halt und damit sie besser von der Decke hängen können, hab ich dort noch einige kleine Klumpen in den Lehm gedrückt um es noch etwas rauer zu bekommen. Das Ganze natürlich mit etwas abstand zum Wassertank, damit der Lehm sich nicht mit Wasser vollsaugt.
    Die Reagenzgläser hab ich dann in kleineren Behälter gelegt, die als Arena dienen und alles zusammen in einen Brutkasten gestellt. Dort hab ich die Temperatur anfangs auf etwa 26°C eingestellt und zum Winter hin langsam auf 22°C abgesengt.
    Da die Ameisen aber weiterhin Brut produzierten, bin ich mit der Temperatur dann nicht mehr tiefer gegangen.
    Leider weiß ich nicht, ob die Ameisen aus Gegenden kommen in welchen sie eine Winterruhe einhalten würden. Bisher machen sie aber nicht den Anschein, daher bleibt die Temperatur erstmal so und wird demnächst langsam erhöht.



  • Hey,


    auch ich bin ja seit wenigen Wochen Halter einer kleinen Kolonie Myrmecocystus navajo. Es handelt sich um die oben gezeigte Kolonie von Christian.


    Die Tiere waren zunächst in einem kleinen 1L Behälter mit etwas Sand/Lehmboden sowie zwei Reagenzgläsern untergebracht. Gelebt haben sie dain jedoch nur in der relativ trockenen Erde, nicht in den Reagenzgläsern.


    Zurzeit halte ich die kleine Kolonie mit etwa 20-25 Tieren in einem Ytong Nest, die Kammer die sie bewohnen ist jedoch mit etwas Sand gefüllt, dort haben sie jedoch eine gut einsehbare Kammer eingegraben. Das Nest selbst ist aufgrund ihrer Größe noch etwas überdimensioniert (etwa 10cm mal 30cm) mit sehr vielen Kammern. Die Kammern sind beideseitig einsehbar, so das ich bei Bedarf im Hintergrund Licht machen kann und so die Tiere durchscheinend betrachten kann.


    Die Art zeigt sich bei mir in der Haltung (Bei mir) als sehr scheu - Tiere lassen sich trotz der Koloniegröße von 20-25 Tieren ausschließlich Nachts und dann auch nur in der Stärke von 1-2 Tieren ausserhalb des Nestes blicken. Die Tiere gehen gerne an Brocken zerdrückter kleiner Schaben und tragen diese ein, nehmen diese jedoch nur an wenn sie kurz vor Dämmerung vor den Nesteingang gelegt werden. Lege ich sie Tagsüber ins Becken sind sie Ihnen in der Nacht scheinbar bereits zu trocken.


    Generell habe ich den Tipp bekommen, das die Tiere milde Feuchtigkeit im Nestbereich zumindest zeitweise ausgesprochen gut finden und eine zu trockene Haltung in der Gründung möglicherweise eine Ursache für deren Scheitern ist.


    Die Tiere lieben Zuckerwasser, jedoch konnte ich deren Aufnahme trotz bereitgestellter Quellen im Becken ausserhalb des Nestes nicht beobachten.


    Damit die Tiere das Zuckerwasser aufnehmen habe ich mir einen Trick einfallen lassen. Ich lasse stets einen Draht mit einem mit Zuckerwasser getränktem Wattebausch in den Nesteingang, dieser erweckt im Nestbereich ausgesprochenen Zulauf und wird sehr gerne angenommen.


    Ich denke jedoch dieses scheue zurückhaltende Verhalten gibt sich hoffentlich mit der Größe der Kolonie.

  • Ja, diese Art ist, wie übrigens alle Myrmecocystus Arten die gelblich gefärbt sind, nachtaktiv.
    Fast schade, so kommt ihre Färbung und ihr knuffiges Aussehen mit den großen schwarzen Augen nicht richtig zur Geltung.
    Im Brutkasten sind sie bei mir aber auch tagsüber draussen und nehmen Futter an. Liegt aber daran, dass es da drin recht dunkel ist.


    Interessant, dass die vorher im trockenen Sand gelebt haben. Wie du schreibst, brauchen die es im Nest eher feucht.
    Meine lagern ihre Brut immer bei der feuchten Watte in den Reagenzgläsern.


    Aber, weil du schreibst die sind eher scheu, das ist bei meinen anders, die stürmen schon mal aus dem Nest wenn ich störe.
    Allerdings ist es bei den beide M. mimicus ähnlich, die eine Kolonie hockt immer im Nest und bei der anderen sind tagsüber immer Arbeiterinnen unterwegs. Das ist auch die größte Kolonie die ich habe, die haben auch schon einige größere Arbeiterinnen und sind allgemein etwas forscher.
    Aber ich schreib morgen noch ein wenig über meine Kolonien.

  • Wie bereits erwähnt, habe ich drei Kolonien.
    Die größte M. mimicus Kolonie hat momentan etwa 40 Arbeiterinnen, die zweite hat so um die 30 Arbeiterinnen.
    Die M. navajo Kolonie kommt auf etwa 10 Arbeiterinnen.
    Insgesamt läuft die Entwicklung sehr langsam. Es dauert lange bis aus Eiern endlich Arbeiterinnen werden und die Anzahl an Brut ist bisher immer recht gering.
    Eier kann ich fast nie ausmachen, aber immer wenn die Larven sich verpuppt haben, entdecke ich meistens schon wieder neue kleine Larven. Das läuft recht kontinuierlich durch.



    Die große M. mimicus Kolonie hab ich im Januar in ihr endgültiges Becken umgesetzt.


    Hier das Becken:

    Die Kammern sind vielleicht etwas zu groß ausgefallen, aber ich denke das wird schon gehen. Zumindest hat man so bessere Einsicht.
    Ausserdem brauche ich noch ein Hintergrundbild, das ist mir so noch zu nackt.


    Die Kolonie hat etwas mehr Brut als die anderen, es dürften so um die 10 Larven sein und 3 bis 4 Puppen. Es wären schon mehr Arbeiterinnen, allerdings habe ich einige davon zu der kleineren Kolonie gesetzt. Funktioniert ohne Probleme, es kommt bisher zu keiner aggressiven Reaktion zwischen den Ameisen.


    Gefüttert wird mit Honig in kleinsten Mengen um die Bildung von Repleten vorerst zu unterbinden und um zu verhindern, dass die Königin als Speichertier missbraucht wird. Ansonsten noch mit kleineren Insekten, wie Fruchtfliegen, Mikroheimchen und kleinen Schaben.
    Die größere Kolonie nimmt seit dem Umzug in ihr Ytong-Nest auch viel mehr Insekten als vorher an. Man kann es auch gut an den Larven sehen die jetzt noch größer als bisher sind.
    Die Arbeiterinnen haben ja einen deutlichen Größenunterschied. Vermutlich werden die großen Arbeiterinnen dann auch als Repleten dienen. Jedenfalls habe ich vor ihnen dann etwas mehr Honig anzubieten um ihnen diese Möglichkeit zu geben.
    Ich hoffe auch, dass das gesteigerte Interesse an Insektennahrung auch die Königin animiert etwas mehr Eier zu legen.


    Jetzt muss ich noch abwarten bis sie im neuen Nest einen kompletten Brutzyklus durchlaufen haben um sicherzugehen, dass alles passt. Leider verstecken sie ihre Brut gerne in Sandkuhlen.
    Und wenn es sein muss, holen sie den Sand auch aus der Arena. Dabei scharren sie mit den Vorderbeinen im Sand bis sie endlich ein zu ihren hohen Ansprüchen passendes Sandkörnchen finden.


    Bilder der Ameisen kann ich derzeit leider nicht liefern, das schafft meine alte Kamera nicht. Aber momentan gibt es auch noch nicht viel zu sehen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!