Hallo!
Baumarkthammer und ich waren 4 Tage lang in Kroatien auf der Halbinsel Istrien. Ein kleiner, abenteuerlicher Urlaub mit niedrigsten Kostenniveau. Es folgt ein kleiner zweiteiliger Bericht, viel Spaß beim Lesen
Teil 1
Kroatien insgesamt ist sehr Abwechslungreich - im Nordosten ähnelt das Klima dem Mitteleuropäischen, typische Arten die wir auch hier in Deutschland kennen sind vertreten. Dagegen sind die Küstenbereiche im gesamten Westen vom Mittelmeerklima bestimmt, viele Inseln gehören hierzu. Kroatien hat einen relativ langen Küstenstreifen in den Süden hinunter, dort sollen sogar Cataglyphis vorkommen.
Istrien selbst ist eine Halbinsel im Norden und geprägt vom Mittelmeerklima. Die Sommer sind sehr heiß, und wenn es in Deutschland bereits später Herbst ist, findet man in Istrien noch angenehme Temperaturen und viele aktive Ameisen.
Die Regionen sind eher karg und Steppenartig, die Bäume in den Wäldern eher klein. Es finden sich viele kleinere Eichen und weitere Pflanzen des Karsts (Xerophyten), mit Felsen durchdrungene Böden, hauptsächlich mit Terra rossa bedeckt. Diese Erde ist rot und prägt die Umgebung sehr. Hohe Gräser und dornige Büsche (die oft sehr schmerzhaft waren) wachsen häufig, insgesamt ist es sehr trocken, es gibt nur wenig Ackerbau. Vor allem Olivenplantagen waren häufig zu finden. Hier ein Bild von der Nordküste Istriens mit den typischen Steppenhabitat, auf der anderen Seite ist bereits das Nachbarland Slowenien:
Die Temperaturen waren beständig tagsüber etwa 18°C, nachts sanken sie auf minmal 7°C ab. Ich glaube, wir waren die einzigen mit einem Zelt dort.
Die auffälligsten und häufgsten Ameisen in der lichten Steppenlandschaft waren Messor. Es gibt in Kroatien 3 nachgewiesene Arten: Messor wasmanni, Messor capitatus und Messor structor. Zwei davon fanden wir regelmäßig und ohne Probleme, nämlich Messor wasmanni und capitatus, die M. structor kamen wir nie zu Gesicht, zumindest nicht bewusst. Glücklicherweise sind diese wenigen Arten auch sehr leicht auseinander zu halten, und haben ihre eigenen typischen Eigenschaften.
Messor capitatus sind fast immer einheitlich schwarz gefärbt, und bilden im Vergleich zu wasmanni kleinere Nester. Sie sind beinhae überall zu finden wo das Gras nicht zu hoch ist - auf Feldwegen fand man alle paar Meter ein Nest, mit mehr oder weniger gut ausgebauten Kratern. Kurz vor unserer Ankunft muss es geregnet haben, viele Ameisen haben wundervolle Hügel gebaut. Messor capitatus Nester waren oft Trcihterfärmig ausgebaut mit einem oder mehreren Eingängen, abhängig von der Koloniegröße und des Standortes - versätndlicher Weise gab es auch Nester ohne Erdaushübe. Die Erdaushübe, falls vorhanden, waren mit leeren Samenhülsen bestückt.
Große Kolonien hatten recht gut erkennbare Straßen, kleinere Völker sammelten nur auf sporadisch angelegten Wegen. Die Straßen waren verglichen mit denen von M. wasmanni eher klein. Die Messor sind wie eigentlich alle anderen Messor stark polymorph, es gibt sehr kleine als auch sehr große Arbeiterinnen. Die Majore von Messor capitatus, welche man eher selten sieht, sind wohl das Besondere an dieser Art. Die Relation von Kopfgröße zur Körpergröße ist bei keiner anderen Messor derart krass, sie können wegen ihrer gigantischen Kopfgröße kaum gescheit laufen. Ich habe einen in eine Box ausgeliehen, die teilweise rötliche Färbung des Kopfes ist eher ungewöhnlich, normalerweise besitzen sie ein einheitliches schwarz:
Die M. capitatus waren dort an der Küstenregion wahrscheinlich die häufigste Messor und kaum anspruchsvoll was das Habitat angeht. Eigentlich ein Kulturfolger, welcher vom Menshcen angelegte Feldwege gerne nutzt. Wie alle Messor sind sie kaum wählerrisch was die Auswahl der einzutragenden Samen angeht. Ihre granivore Lebensweise schadet den Pflanzen nicht nur, sondern hilft ihnen auch bei der Verbreitung. Selbst an unseren Campingplatz liefne sie umher und sammelten fleißig Bortkrümel. Ein Bild einer kleinen M. capitatus an einen solchen Krümel:
Die Messor sind zwar eher passive Ameisen, allerdings scheint es, vielleicht wegen ihrer hohen Nestdichte, auch zu intraspezifischen Kämpfen zu kommen. An unserem Zeltplatz konnten wir einen kleinen Kampf beobachten, es fanden sich auch mehrere tote Arbeiterinnen in der Nähe.
Messor wasmanni hingegen besitzen einen rötlich gefärbten Thorax, was sehr hübsch aussieht. Sie waren zwar auch häufig, aber etwas seltener als die M. capitatus. Auf großen, gemähten oder ähnlich kurzgehaltenen Wiesen wie die auf dem folgenden Bild waren sie häufig anzutreffen in ihrer ganzen Pracht. Die Kolonien sind sehr groß, ihre Nester und dazugehörigen Straßen erkennt man gut aus 50 MEtern Entfernung.
Ihre Nester sind flache, etwa ein Quadratmeter ausfüllende rote Flächen in der Wiese mit mehreren Nesteingängen. Durch die rote Terra rossa stechen die Nester in einer, wegen des Grases grünen, Fläche gut hervor, genauso wie ihre Straßen, welche geradlinig von ihren zentralen Nestern abgehn, und dabei erstaunlich lang sind. Die Straßen sind meinen bisherigen Eindrücken nach besser ausgebaut als die von Messor capitatus. Auf dem Bild sieht man ein solches Nest mit einer Straße die nach oben links führt. Ich habe übrigens früher schonmal über die wasmanni berichtet, man siehe hier: http://www.eusozial.de/viewtop…it=wasmanni+kroatien#p754
Doch nicht nur Samen werden herangeschleppt, tote Insekten werden auch angenommen. Ich habe ihnen die Schwebfliege nicht gegeben, sie hatten sie selbst geholt.
Hier noch ein paar Arbeiterinnen, man achte auf den schönen roten Thorax.
Beinahe überall anwesend und gut integriert in die zahlreiche Ameisenfauna waren Pheidole pallidula, die einzige dort heimische Pheidole. Ihre Nester besaßen ausgewöhnliche, manchmal pilz-artig aussehende Nesthügel. Man erkannte schon von weitem, dass hier Pheidole leben. Die Verbreitung war groß, wir fanden sie sowohl an den strak xerothermen und steinig-felsigen Klippen, als auch in den von Messor dominierten Steppen. Hin und wieder hatten sie überdachte Straßen, aber sie stahcen ansonstne kaum hervor, von übermäßiger Dominanz wie man eigentlich erwartet hätte war nichts zu merken.
Die Arbeiterinnen sind so klein und fast unmöglich zu fotographieren, aber ich denke jeder weiß wie sie aussehen. Hier zwei Bilder der Nesthügel:
Nicht so häufig gefunden, aber wohl übersehen und recht verbreitet sind die Kleinsten der Kleinen. Plagiolepis wuselten einen selten mal über den Weg, und sind entsprechend ihrer Größe nur sehr schwer zu fotographieren. Hier mal ein Bild.
Dann eine besondere Art. Es ist mir erst bei der Bilderauswertung aufgefallen, das ich da eine mir bislang unbekannte Art geknipst hatte. Sie lebten unter einem Stein und, wie auf dem Bild ansatzweise erkennbar, pflegten sie einige Läuse. Ich hielt sie zuerst für eine Dolichoderinae, allerdings gibt es keine passenden Arten - und tatsächlich ist es eine Formicinae. Wenn ich richtig recherschiert habe, handelt es sich um Nylanderia vividula. [Anm.: Es handelt sich um Prenolepis nitens, s. Post weiter unten]
Es gab aber auch Dolichoderinen, wie zum Beispiel Tapinoma. Sie waren zwar öfters präsent, allerdings fanden wir nur einmal, wenn ich mich nicht irre, ein Nest von ihnen unter einem Stein.
Unter großen Steinen kann man sehr oft die schon recht großen Camponotus aethiops finden. Die Nester gehen tief in die Erde, ihre Majore erreichen ganz beachtliche Größen. Ein Bild des Nestes:
Hier der Camponotus aethiops Major:
Gar nicht mal so selten liefen auch Camponotus piceus Arbeiterinnen umher, allerdings sind die Nest nur schwer auszumachen. Sie nisten einfach nicht unter Steinen, sondern einfach so lose in der Erde. Die Arbeiterinnen sind vergleichsweise klein, und rennen öfters an Grashalmen empor. Sie hatten überwinternde Geschlechtstiere, einmal haben wir versehntlich ein Teilnest angegraben. Hier ein Männchen von Camponotus piceus:
Die Arbeiterinnen sind wegen ihrer schwarzen Färbung die sich oft kaum vom Hintergrund abhebt nur schwer zu fotographieren. Ein schlechtes Beweisbild habe ich nur. Sie leuchtet aus irgendeinen Grund blau, in Wirklichkeit sind sie natürlich schwarz-glänzend.
Camponotus lateralis, eine hübsche Camponotus mit schwarzer Gaster und roten Thorax, sind selten zu finden. Wir haben sie nur zweimal gesehen, und ich kann daher kaum was zu ihnen erzählen. Angeblich nutzen sie Straßen von Crematogaster scutellaris mit, womöglich ahmen sie diese im Aussehen sogar nach. Denn Crematogaster besitzen gute Abwehr, und werden von den meisten Arten in Ruhe gelassen, ich halte es für möglich, dass die C. lateralis Mimikry zum eigenen Schutz machen. Bilder und Infos zur Parabiose findet man hier. Entgegengesetzt den Hoffnungen konnten wir das nicht beobachten. Ich habe auch nur ein einziges Bild einer Arbeiterin:
Sehr interessant und auch relativ häufig im Boden war die dort einzig im Boden nistende Crematogaster: Crematogaster sordidula. Dies ist eine kleine Crematogaster Art mit etwa 2 - 3 Millimetern Größe, als wir sie das erste Mal sahen hielten wir sie für etwas anderes. Sie sind erstaunlich ruhig, Nester fanden wir zahlreich unter Steinen. Sie sind anscheinend polygyn, aber wir haben mehrere Kolonien ausgegraben aber nie auch nur eine einzige Königin entdeckt. Manchmal hatten auch sie Nestaushübe, und sogar noch beeindruckendere Konstruktionen als die Pilze von Pheidole. Rährenförmig an Grashalmen entlang waren diese überdacht. Wahre Architekten!
Sie waren schon in Winterruhestimmung, Burt war fast nur in Form von kleinen Larven vorhanden, die sie sorgsam umpflegten. Man konnte recht gut zuschauen, da sie auch beim anheben eines Steins kaum in Panik ausbrachen. Baumarkthammer hat sie recht passend mit Meranoplus verglichen, die scheinen sich auf ihre chemische Abwehr zu verlassen.
Hier eine Nestkammer unter einem Stein.
Das war der erste Teil des Berichts, der zweite folgt bald mit weiteren spannenden Arten
Grüße, Phil