Haltungsbericht: Myrmicaria sp. aus Afrika;Kenia
Artsteckbrief
Taxonomie
-Familia: Formicidae (Ameisen)
--Subfamilia: Myrmicinae
---Tribus: Myrmicariini
----Genus: Myrmicaria
-----Species: ?
------Subspecies: -
Allgemeines
Verbreitung: Da diese Gattung sehr dürftig beschrieben ist, ist die Verbreitung schwer zu definieren. Allerdings scheint es Arten zu geben, die eher im tropischen Bereich (z.B. Myrmicaria arachnoides), wie Indien, Thailand, Malaysia, bis hin nach Indonesien verbreitet sind.
Und es gibt Arten, die sich eher im Subtropischen bis trockenen Bereichen wohl fühlen. Diese leben eher im Großteil von Afrika und im Orient.
Die hier beschriebene Art kommt aus Kenia in Afrika und zählt damit zu den Arten, die eher im subtropischen Breiten vorkommen.
Habitat: Steppen, Küstenregionen
Kolonie: monogyn
Gründung: claustral
Arbeiterinnen: monomorph
Nestbau: Erdnester, vorzugsweise am Fuße von Bäumen
Nahrung: Trophobiose, Zoophagie (Honig und Insekten in der Haltung)
Temperaturen: ca. 7 Monate 23-25°C ; ca. 5 Monate 27-30°C
Luftfeuchtigkeit: ca. 7 Monate 65-90% ; ca. 5 Monate 60-80%
Winterruhe: Nein
Ruhephasen: -
Aussehen
Königin: Kopf: schwarz glänzend; Thorax: schwarz glänzend; Gaster: schwarz glänzend; Beine: schwarz, Tarsus schwarz mit Übergang ins gelbliche
Männchen: -
Arbeiterin: Kopf: schwarz glänzend; Thorax: schwarz glänzend; Gaster: schwarz glänzend; Beine: schwarz, Tarsus schwarz mit Übergang ins gelbliche
Größe
Königin: ca. 10-11 mm
Männchen: -
Arbeiterin: 7-9 mm
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Hallo zusammen,
die hier beschriebene Myrmicaria sp. ist bisher nur sehr dürftig beschrieben. Es ist schwer an brauchbare Informationen zu kommen.
Ich hoffe mit diesem Haltungsbericht, meinen Teil zur Wissensvermittlung, bezüglich dieser Art beitragen zu können.
Ich habe schon mehrere Stunden im Netz verbracht und versucht die Art zu bestimmen. Es ist mir bisher nicht gelungen, denn es gibt mindestens 67 verschiedene Arten der Myrmicaria Gattung, eine schlechter beschrieben als die andere. Lediglich über M. arachnoides und M. brunnea findet man hier und da ein paar Informationen.
Alle Bilder und Berichte die ich durchforstet habe zeigen Ameisen, die gelblich bis braun sind. Diese hier beschriebene Art ist allerdings schwarz. Im Netz habe ich dieses Aussehen noch nicht finden können.
Falls also jemand Informationen hat und diese mit mir teilen möchte kann er dies gerne in folgendem Thread tun, oder mir eine Nachricht senden:
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=40&t=2957
Dort wurde über die Bestimmung der hier genannten Art diskutiert.
Anlage
Es gibt einen Thread, indem ich über den Bau und die Hintergründe Berichte:
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=77&t=2765
Haltungsparameter
Wetterdaten 2013 Mombasa, Kenia:
Da Kenia südlich des Äquators liegt ist in Bezug auf Europa Winter/Sommer bzw. Regen-/Trockenzeit vertauscht.
Im europäischen Sommer liegen die Temperaturen in Mombasa im Mittel bei 23-25°C und die LF ist recht hoch bei 65-90%.
Im europäischen Winter liegen die Temperaturen bei 27-30°C und die LF schwankt von 60-80%.
Da es den Ameisen wohl nicht schaden wird und ich es damit einfacher habe, werde ich die Temperaturen unseren Gegebenheiten anpassen und sie im europäischen Winter kälter halten und im Sommer etwas wärmer.
06.07.2014
Kolonie ist bei mir eingetroffen!
Laut meinen Informationen ist der Schwarmflug auf das Jahr 2012 datiert.
Bestand:
1x Gyne
ca. 500x Arbeiterinnen
ein kleines Eipaket
ein paar Larven, vielleicht 50 Stück
recht wenig Puppen, ca. 20-30 Stück
Die ersten Tage:
Die o.g. Anlage besteht aus einem 30x20x20cm Formikarium und einem 60x30x30cm Formikarium, welche über ein Rohrsystem miteinander verbunden sind.
Hier nochmal ein Bild:
Ganz links das große Formikarium und ganz rechts das kleinere. In der Mitte Befindet sich noch ein 30x20x20cm Formikarium mit einer anderen Kolonie.
Da das 60er Formikarium zu Anfang noch nicht fertig war, mussten sie mit der kleinen Anlage vorlieb nehmen.
Temperaturen:
Arena: 26-30°C
Nest: 26-29,5°C
Luftfeuchte:
Nest: ca. 70-80%
Arena: ca. 60-80%
Futter:
Wasser über Vogeltränke mit Watte, immer verfügbar.
Zuckerwasser jeden Abend neu in einer Schale.
Proteine über Heimchen und Katzenfutter.
Heimchen werden sofort eingetragen und um das Katzenfutter wird sich danach gekümmert.
Verhalten:
Da die Anlage etwas zu klein für die Anzahl an Tieren ist, sieht man immer viele Arbeiterinnen in der Arena.
Das Ytong wurde nur wiederwillig bezogen. Besser schien es ihnen im Bodengrund zu gefallen.
Nachdem ich aber die Befeuchtung eindrosselte, wechselte auch die Gyne und die Brut in das Ytong-Nest.
Es fällt allerdings auf, dass sie die wärmsten Stellen im Nest meiden. Direkt unter dem, von der Lampe, angestrahlten Bereich halten sich kaum Individuen auf. Das erschien mir erst komisch, da sie doch aus einem recht warmen Land kommen.
Da die aktuellen Gegebenheiten sowieso nur eine Übergangslösung war und kaum Arbeiterinnen starben, beließ ich es bei den Parametern, bis das große Formikarium fertig war.
Proteine wurden trotz der recht geringen Brutmenge üppig verarbeitet. Es wurde kaum ein Rest übrig gelassen.
Zuckerwasser wird hingegen nicht so viel benötigt. Man sieht zwar immer mal Arbeiterinnen an der Tränke, aber ein Massenauflauf ist das nicht.
26.07.2014
Im folgenden wird das 30x20x20cm Formikarium als Anlage 1 (Arena 1 & Nest 1) und das 60x30x30cm Formikarium als Anlage 2 (Arena 2 & Nest 2) bezeichnet.
Bestand:
1x Gyne
ca. 500x Arbeiterinnen
drei Eipakete
ein paar Larven, vielleicht 100 Stück
Puppen ca. 30-40 Stück
Temperaturen:
Arena 1: 26-30°C
Arena 2: 24-33°C
Nest 1: 26-29,5°C
Nest 2: 23-31°C
Luftfeuchte:
Arena 1: ca. 60-80%
Arena 2: ca. 50-80%
Nest 1: ca. 70-80%
Nest 2: ca. 50-95%
Futter:
Wasser über Vogeltränke mit Watte, immer verfügbar.
Zuckerwasser jeden Abend neu in einer Schale.
Proteine über Heimchen und Katzenfutter.
Verhalten:
Nachdem ich jetzt Anlage 2 fertiggestellt hatte und auch ein paar Tage hab einlaufen lassen, öffnete ich die Pforten.
Innerhalb weniger Minuten waren die 2m Röhrensystem erkundet und die ersten Scouts liefen in die neue Anlage.
Am ersten Abend waren schon ca. 5 Arbeiterinnen im neuen Nest. Sie hielten sich fast ausschließlich am Eingang auf.
Da das Nest recht groß ist, dachte ich, es wird ebenfalls bis in den letzten Winkel erkundet.
Die Arena wurde zu jeder Zeit von mindestens 10-20 Scouts erkundet.
Um die ganze Sache noch etwas zu veranschaulichen, folgendes Bild:
Der rechte Bereich wird sehr warm. Unter den beiden Strahlern werden Temperaturen von knapp über 40°C erreicht. Ich denke das könnte der Mittagssonne in Kenia entsprechen. Das Temperaturgefälle im Becken ist aber sehr stark. 10cm weiter links herrschen nur noch Temperaturen von ca. 30°C. Und die Ecke ganz links, wo auch der Eingang des Röhrensystems ist, hat man fast Zimmertemperatur ca. 24°C.
Das Nest geht einmal rundherum. Im rechten Teil des Nestes wird es sehr warm, weil dort noch eine extra Lampe außerhalb des Beckens angebracht ist. Es werden lokale Temperaturen von ca. 34°C erreicht. Ich hatte mir erhofft, dass sie dort die Puppen oder Eier lagern.
Der Eingang in das Nest liegt zentral im vorderen Bereich.
15.08.2014
Bestand:
1x Gyne
ca. 500x Arbeiterinnen
fünf Eipakete
viele Larven, mindestens 200-300 Stück
einige Puppen, ca. 50-150 Stück
Temperaturen:
Arena 1: 26-30°C
Arena 2: 24-33°C
Nest 2: 23-31°C
Luftfeuchte:
Arena 1: ca. 60-80%
Arena 2: ca. 50-80%
Nest 2: ca. 50-95%
Futter:
Wasser über Vogeltränke mit Watte, immer verfügbar.
Zuckerwasser jeden Abend neu in einer Schale.
Proteine über Heimchen und Katzenfutter.
Verhalten:
Die Kolonie ist nun vollständig in Anlage 2 gezogen.
Wie oben beschrieben waren erst nur 5 Arbeiterinnen im neuen Nest. Am nächsten Tag waren es aber schon über 10 und so entwickelte es sich auch die folgenden Tage weiter. Bis ich am etwa 5ten Morgen in das Nest schaut und die Gyne, sowie die gesamte Brut entdeckte.
Die Entwicklung geht also gut voran. Es sind, seid ich die Kolonie erhalten habe, ca. 20 Arbeiterinnen gestorben.
Was hinzugekommen ist, kann ich nicht sagen. Bei ca. 500 Individuen erkennt man +/- 50 Stück recht schlecht.
Was allerdings auffällt, ist die Entwicklung der Brut. Optisch sieht es so aus, als wenn mehr Brut vorhanden ist, als es aktuell Arbeiterinnen gibt.
Proteine werde weiterhin komplett aufgenommen. Sie bekommen ca. 4 große Heimchen und eine Schälchen Katzenfutter. Bis sie das Katzenfutter abgebaut haben, dauert es zwar einen ganzen Tag, aber am nächsten Morgen ist alles verschwunden.
Zuckerwasser wird, wie am Anfang nur mittelmäßig angenommen. Meine Vermutung hat sich bestätigt, das diese Art nicht den riesigen Bedarf an Zucker hat, wie andere Arten. Wasser wird ähnlich wie Zuckerwasser besucht.
Anlage 1 wird nur noch dürftig besucht. Es sei denn, es wird Futter dort angeboten, dann wird recht schnell rekrutiert und innerhalb weniger Minuten sind viele Arbeiterinnen vor Ort.
Was noch sehr auffällig ist: Meine Vermutung bezüglich Wärme im Nest hat sich bestätigt. Sie meiden auch im neuen Nest die Bereiche mit hoher Temperatur. Es wird weder Brut im warmen Bereich gelagert, noch halten sich dort Arbeiterinnen auf. Maximal sieht man mal eine durchflitzen.
Das hängt wahrscheinlich mit ihrem Nestbau in freier Natur zusammen. Da sie vorzugsweise im Schatten großer Bäume ihre Erdnester bauen, sind die Temperaturen im Nest wohl nicht so hoch. Auch mögen sie die Bereiche mit hoher LF mehr, als die Trockenen. Auch dies lässt sich mit dem Bau der Nester in der Natur erklären. Baumwurzel speichern Feuchtigkeit und sorgen damit für einen annähernd gleichen Feuchtigkeitsgehalt im Boden.
Der Bereich in dem sie sich hauptsächlich aufhalten hat Temperaturen von 23-25°C. Da sie sich die Bereiche nach belieben aussuchen können, gehe ich davon aus, dass sie wissen was sie tun.
Bilder:
Zum Schluss noch ein paar wenige Bilder.
Genaueres werde ich bald nachliefern!
Es sei aber schon mal erwähnt, es sind sehr wuselige Tiere. Im Gegensatz zu meinen Camponotus halten sie kaum Still und das macht das Ablichten nicht gerade einfacher!
P.s.: Hier dürft ihr gerne kommentieren, diskutieren, fragen & antworten: http://eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2967