Hallo Ameisenfreunde.
Das neue Jahr hat begonnen und das war Anlass genug, mal wieder in der Heimat der Wüstenameisen vorbeizuschauen.
Eine Woche Sonnenschein, angenehme Temperaturen und nordafrikanisches Flair waren die Erwartung. Sonne hatten wir satt, leider aber auch jeden Tag einen empfindlich strammen Wind, der selbst gegen Mittag manchmal daran erinnerte, dass wir uns im Monat Januar befanden. So manches Mal froren wir etwas, nun ja, das Wetter war trotzdem allemal besser als daheim.
Das kleine Hotel, dass wir gebucht hatten, befand sich direkt am Strand an der Ostküste der Insel, für die (noch) wärmere Jahreszeit sicher eine gute Wahl.
Jetzt im Januar war es bevölkert von älteren Franzosen, die hier zumeist ihren Langzeiturlaub verbrachten und den Winter überbrückten. Die guten Leute verstanden es, ganze Abende in der Bar des Hotels zu verbringen, ohne auch nur einen einzigen Dinar auszugeben. Dabei hielten sie aber die gesamte Belegschaft des Hotels auf Trab, besonders die jungen Animateure. Tauchten die jungen Burschen am Abend pflichtgemäss und mit etwas gequälten Lächeln auf, blieben fortan sämtliche Gehhilfsmittel unbeachtet und ältere Damen, die den Tag über gebrechlich und wenig mobil erschienen, hoppelten auf die Tanzfläche der Bar und bewegten knirschend und lasziv die Hüften zu einpeitschenden französischen Rythmen aus dem vergangenen Jahrhundert.
So waren die Tage geeignet für Freilandstudien an den Ameisenarten der Insel, die Abende studierten wir ungewollt das Verhalten freilaufender französischer Mademsionelles in tunesischen Hotelbars. Die Tage waren voller Abwechslung, die Abende erinnerten uns an den Kinofilm: "Und täglich grüsst das Murmeltier".
Trotzdem, ein nettes Hotel und ein angenehmer Aufenthalt. Nicht zuletzt dank des sehr guten tunesischen Bieres.
Ein morgendlicher Blick über den Hotelstrand mit dem Gegenlicht der aufgehenden Sonne.
Wir sahen natürlich jede Menge Ameisen. Es hatte eine Woche zuvor etwas geregnet, nun, wo die Sonne schien, waren die meisten Arten sehr aktiv. Die allermeisten Arten brüteten und trugen Nahrung ein, so waren zB. alle Messor-Arten dabei, Samen zu sammeln. Dabei erkletterten sie Gräser und ander Pfllanzen, überall wurden die genügsamen Messor nun fündig. Hier eine Messor arenarius auf schwankenden Gras.
Nur wenige Cataglyphis-Kolonien waren bereits aktiv. Wir fanden nur eine Kolonie von Cataglyphis albicans mit Brut und Königin unter einem besonnten Stein. Von Cataglyphis bombycinus sahen wir nur wenige Arbeiterinnen auf den Sanddünen, für diese wärmeliebenden Ameisen war es zu kalt und zu windig. Cataglyphis bicolor war bereite etwas aktiver, diese Ameisen sind am schnellsten, wenn es darum geht, warme Stellen zu besiedeln und zu nutzen. In alten Blechdosen und unter anderen besonnten Kram fanden wir einige Kolonien, die scheinbar kurz davor standen, die Brutperiode zu beginnen. Bei einigen Kolonien sahen wir erste Eipakete.
Andere Arten waren bereits aktiver. Tapinoma schwärmte bereits, ebenso wie die Messor-Arten, die bereits geschwärmt hatten oder noch dabei waren. Besonders die körnerfressenden Arten wie auch Pheidole hatten bereits jede Menge Brut. Aber auch eben Tapinoma, drei Camponotus-Arten, die wir antrafen und weitere Arten wie Tetramorium spec.. Camponotus maculatus schien sogar jetzt schon zu schwärmen, wir sahen Geschlechtstiere an den Nesteingängen.
Einige Fotos von geöffneten Ameisennestern. Natürlich haben wir stets versucht, die Nester nach dem Fotografieren wieder zu schliessen.
Ziemlich verdutzt war ich, als ich beim Öffnen eines grossen bicolor-Nestes einige Jungköniginnen sah. Eigentlich sollten man diese hier frühestens im April antreffen. Fotos einer solchen arabischen Schönheit, geknipst vor ein paar Tagen im Januar 2012.
Abschliessend zwei Bilder eines Soldaten der Erntetermiten. Er hatte wohl den Anschluss zu seiner Arbeiterkolonne verloren, zu deren Schutz er abkommandiert war.
LG, Frank.