Milbenbefall bei Ameisen

  • Moin!


    Wenn ihr über eure Erfahrungen mit Milben schreiben, Anmerkungen machen oder Informatives beitragen möchtet, dann könnt ihr es gern hier in diesem Thread tun! Er könnte in Zukunft als eine Art Sammelthread für das Thema "Milbenbefall bei Ameisen" dienen, denn die Aktualität des Themas wird weiterhin in der Ameisenhaltung bestehen. Am Ende meines Beitrages befindet sich eine (unvollständige) Liste von Links zum Thema „Milbenbefall“ aus diesem Forum, da wurde schon viel geleistet. Auch die kann gern durch weitere Internetquellen zum Thema ergänzt werden.


    Vor knapp acht Wochen schoss ich ein paar Fotos von meiner Formica fusca Kolonie. Am Computer sah ich dann mit Schrecken, dass sie mit Milben befallen war. Vermutlich kamen die Milben mit den Zapfen, die ich in das Formicarium gelegt hatte, anders kann ich es mir nicht erklären. Alle anderen Quellen schließe ich eher aus, denn die Kolonie wurde in einem offenem Formicarium gehalten, demzufolge war es eher trocken mit frischer Luft, viel Abfall lag nicht herum. Von einem geschwächten Immunsystem der Kolonie durch viel Stress kann eigentlich auch nicht der Rede sein, sie hatte gerade die erste Brut des Jahres in Pflege, keine Auffälligkeiten. Interessanterweise war diese Kolonie genau im Zentrum meiner Formicarien platziert, dennoch blieb sie die einzig Infizierte.


    Formica fusca 01 Gyne mit Milbenbefall 01


    Also habe ich dann gleich am Samstag einen Plastikbehälter zur Quarantäne vorbereitet, ein paar kleine Gefäße für die Trennung von Königinnen und Arbeiterinnen, Infizierten und Nichtinfizierten, bereitgestellt und mit einem provisorischen Ausbruchsschutz (Paraffinöl) versehen. Zu dem Zeitpunkt kannte ich auch zahlenmäßig nicht genau die Größe der Kolonie. Nach fünf mühsamen Stunden der Untersuchung, des Zählens und z.T. der mechanischen Säuberung mit einem Pinsel, stand dann so einiges fest: Gezählt und getrennt hatte ich zehn dealate Königinnen, die gar nicht oder wenig befallen und leicht von den Milben zu säubern waren, darunter auch die begattete Königin, weitere fünf alate Jungköniginnen, die frisch geschlüpft und schrecklich mit Milben besetzt waren, bei ihnen lohnte sich nicht einmal der Versuch der Säuberung, ich separierte sie sofort. Insgesamt zählte ich zum Ende hin 125 Arbeiterinnen, die gesäubert in einem Behälter saßen. Weiteren ca. 100 Arbeiterinnen ging es nicht so gut, sie waren sehr besetzt mit den Milben, diese habe ich zusammen mit den infizierten alaten Königinnen mit heißem Wasser übergossen. Die Kolonie selbst wollte ich so gut es geht retten, räumlich kann ich in der Wohnung zwar ein wenig trennen, aber das Risiko weitere Kolonien zu infizieren und unnötig zu gefährden war mir zu groß, deshalb griff ich zu dieser Nothandlung.


    Formica fusca 02 Gyne und Arbeiterinnen mit Milbenbefall 01


    Tendenziell ließ sich feststellen, je größer die Arbeiterin, desto mehr Milbenbefall lag vor. Trotzdem war es mir möglich ebenfalls größere Arbeiterinnen zu retten. Bei den Milben selbst traf ich auf bereits größere Exemplare, die eine rötliche Farbe angenommen hatten und auf ganz kleine Weiße, die waren wirklich z.T. klitzekleine Punkte und stoben auseinander, wenn man ihnen mit den Borsten eines Pinsels zu Leibe rückte. Die kleineren Milben ließen sich ohne Umstände „verjagen“, aber die Großen waren hartnäckig und saßen fester auf dem Körper der Ameisen. Tendenziell stellte sich bei diesen Milben heraus, das man zwei bis vier große Milben noch recht gut von einer Arbeiterin abbürsten konnte, allerdings war dies für die Ameisen ein anstrengender und stressiger Prozess und es verstarben einige Arbeiterinnen an den nächsten Tagen, vermutlich als Folge der Anstrengungen.


    Nach einer fünfwöchigen Quarantäne in einem Plastikbehälter habe ich die Kolonie zuerst gespannt fotografiert und dann am Computer kontrolliert, mit qualitativ hochwertigen Fotos und der Zoomfunktion kann man dies gut vornehmen, mit der Lupe wäre es auch gut gegangen. Die Zeitspanne hätte den Milben genug Möglichkeiten zur Vermehrung und zum Heranwachsen zu einer stattlichen Größe verschaffen sollen, um somit auf den Fotos auffällig zu sein. Mit einer gewissen Freude konnte ich keine Milben finden, d.h. die mechanische Säuberung und die für Milben abschreckende trockene Haltung in der Plastikbox danach, hatten als Strategien funktioniert.


    Formica fusca 03 Kolonie im RG nach Milbenbefall 01


    Formica fusca 04 Kolonie im RG nach Milbenbefall 02


    Formica fusca 05 Kolonie im RG nach Milbenbefall 03


    Nun sind sie seit einer Woche wieder in einem Formicarium mit Bodensubstrat, Dekoration wird auch folgen und Nachwuchs steht ebenfalls wieder an, Brut wird aktiv aufgezogen. Die Säuberung überlebt haben ca. 100 Arbeiterinnen (von ehemals ca. 250 Arbeiterinnen) und zehn Gynen (die fünf Jungköniginnen aus dem Frühjahr waren zu befallen, ansonsten wären es 15 Gynen gewesen). Glück gehabt!



    Gruß, Olaf




    Wer Lust zum Weiterlesen hat, hier ein paar Links aus dem Forum zum Thema „Milbenbefall“:


    „Asseln oder Springschwänze als Reinigungskräfte?“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post28965


    „Pinienrinde gegen Milben“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post16157


    „Milbenabtötung durch Gefrierschrank möglich?“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post14133


    „Futtermilben anlocken“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post15658


    „Biosa Pet zur Milbenbekämpfung geeignet?“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post25512


    „Milben -Frage“ Link:http://forum.eusozial.de/index…87-milben-frage/&pageNo=1


    „Probleme bei der Vergesellschaftung, Milbenbefall.“ Link:http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post20451




    noch ein paar weitere Beispiele:


    http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post21025


    http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post22252


    http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post23115


    http://forum.eusozial.de/index…ighlight=Milben#post17719

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

    Einmal editiert, zuletzt von Olaf Schwarz () aus folgendem Grund: RS

  • Vielen Dank für diesen sehr interessanten Bericht, Olaf. Natürlich hoffe ich, dass es deiner Formica fusca Kolonie weiterhin gut geht und du die Milben dauerhaft losgeworden bist. Deinem Aufruf dieses Thema als Sammel-Thread zu nutzen, leiste ich dann gleich mal Folge und trage ein wenig Grundwissen bei ;)


    Milben beschäftigen wohl jeden Ameisenhalter im Laufe der Zeit. Von uns Haltern leider meist negativ eingestuft, handelt es sich nichtsdestotrotz um eine sehr große Unterklasse der Arachniden, welche ebenfalls die unterschiedlichsten Anpassungen hervorgebracht hat. Sie besiedeln die verschiedensten Lebensräume und im Grunde ist es viel wahrscheinlicher, dass sie einem als neutral zu betrachtender Gast oder gar Nützling begegnen.


    Allein schon wegen ihrer Größe und der doch recht schnellen Bewegungen, fallen uns vermutlich Vertreter der Raubmilben am häufigsten auf. Sie jagen aktiv und viele ernähren sich von kleineren meist weichhäutigen Insekten, deren Larvenstadien oder auch anderen Milben. Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten als Nützlinge in der Landwirtschaft oder auch dem heimischen Garten. Ein prominentes Beispiel sind Raubmilben der Arten Hypoaspis miles und Hypoaspis aculeifer, welche vornehmlich zur Bekämpfung von Trauermücken bzw. deren Larven eingesetzt werden. Ihr Beutespektrum ist jedoch bei weitem nicht auf diese beschränkt.


    [Blockierte Grafik: http://m0.i.pbase.com/g1/01/12401/3/104370200.MtMpGnuJ.jpg]
    Hypoaspis miles - Quelle: pbase.com, ©Jarmo Holopainen


    Werden wir beim Betrachten der Körperoberfläche unseren Pfleglingen auf Milben aufmerksam, handelt es sich häufig um so genannte Deutonymphen der Astigmatina. Eine Art "Wanderstadium" in der Entwicklung dieser Milben, welches speziell darauf ausgelegt ist die Besiedelung neuer Lebensräume zu ermöglichen. Die Nymphen sind in diesem Stadium zwar beweglich, besitzen aber Saugnäpfe als morphologische Anpassung, um sich besser auf der Oberfläche anderer Arthropoden festhalten zu können.
    Zwar finden sich in der Untergruppe der Psoroptidia auch viele parasitische Arten, darunter auch die wohl bekannte Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei), aber bei unseren Ameisen findet man natürlicherweise eher Mitglieder der Histiostomatidae. Die ausgewachsenen Milben dieser Familie ernähren sich durch die Filtrierung von Biofilmen, so dass zu ihren Nahrungsquellen unter anderem Dung und Aas zählen. Solche sind natürlich schnell vergänglich und machen Anpassungen wie das Stadium der Deutonymphen notwendig. Diese sind in der Regel nicht parasitär und harren nur so lange auf ihrem "Reisegefährt" aus bis die Bedingungen zur Weiterentwicklung wieder gegeben sind.
    Einige Arten ("Futtermilben" im weitesten Sinne) sind zudem fest mit Ameisen oder anderen sozialen Insekten verbunden bzw. auf diese als Vektor für ihre Verbreitung angewiesen. Sie leben teilweise dauerhaft mit in den Nestern, ernähren sich von Abfällen und besiedeln neue Lebensräume schon im Zuge der Gründung einer Kolonie indem sie als blinder Passagier z.B. auf einer jungen Königin mitreisen.


    Neben den vielen Milbenarten die einfach nur als lästig anzusehen sind, gibt es natürlich auch jene mit einer parasitären Lebensweise, welche sich durchaus schädlich auf unsere Pfleglinge auswirken kann. Allen voran sind für Ameisenhalter die Gattungen/Arten innerhalb der Familie Trombidiidae von Bedeutung, zu denen auch die auffällige rote Samtmilbe (Trombidium holosericeum) gehört. Die von Olaf gezeigten Tiere auf seinen Formica fusca dürften ebenfalls zu dieser Familie (evtl. sogar der Gattung Trombidium) gehören.
    Die Larven dieser Arten entwickeln sich parasitisch an verschiedenen Insekten und damit leider auch an Ameisen. Sie sitzen dabei fest zwischen den Segmenten und saugen die Körperflüssigkeiten ihrer Wirte indem sie die dünne Intersegmentalhaut durchstechen. Die Nymphen und ausgewachsenen Milben sind Räuber und erjagen andere Arthropoden und auch deren Larven oder Eier.
    Meiner Erfahrung nach ist ein Befall bei aus der Natur entnommenen Kolonien meist nur schwach ausgeprägt und man findet vereinzelt Larven, welche sich vornehmlich an den Beinen angeheftet haben. Starker Befall entsteht, wenn keine große Wahl hinsichtlich des Wirtes besteht und die Larven z.B. zusammen mit einer unserer Kolonien auf engem Raum eingesperrt sind. Die meisten Arten legen ihre Eier im Frühjahr nach der Winterruhe ab und es ist nicht unwahrscheinlich diese mit aus geeigneten Habitaten stammendem "Dekomaterial" in ein Formicarium einzuschleppen.


    Die Angst vor parasitischen Milben ist oftmals unbegründet, aber wie ich durch Sven kürzlich erfahren musste, können auch bestimmte Raubmilben tatsächlich zu einem Problem werden, wenn ihnen die eigentliche Nahrung ausgeht. Die Ursache für ein unter Umständen schadhaftes Wirken von Milben ist aber in den meisten Fällen eine Art Ungleichgewicht zwischen ihnen und anderen Gästen, wie z.B. Springschwänzen oder Asseln, in unserer Haltung. Ein Fehlen der üblichen Nahrungskonkurrenten kann zu einem explosionsartigen Wachstum einer bereits latent vorhandenen Population von Milben führen. Diese waren aber höchstwahrscheinlich die ganze Zeit über vorhanden und günstige Umweltbedingungen führten zu einer raschen Vermehrung oder auch lediglich zur Weiterentwicklung in das nächsten (auffälligere) Stadium.
    Bei Ameisenarten die ein feucht-warmes Klima benötigen, setze ich daher auf einen Besatz mit anderen "Kleinstlebewesen" durch das Einbringen von natürlichen Substraten. Allein durch das Hinzufügen von ein wenig Deckschicht aus heimischen Laubwäldern ist es mir bereits mehrmals gelungen z.B. Kolonien von Harpegnathos venator zumindest augenscheinlich frei von Milben zu bekommen. Auch Springschwänze setze ich gerne ein um Nahrungsreste zu verwerten und so die eigentlich immer vorhandenen "Futtermilben" in Schach zu halten. Diese können sich nämlich durch den Befall von eingelagerten Futtermitteln zu einem echten Problem entwickeln.


    Ich selbst habe bei all den Begegnungen mit Milben noch nie erlebt, dass ein "Befall" eine gesunde Kolonie ernsthaft schädigen würde. Eine Milbenpopulation kann zwar äußerst lästig werden und lässt sich unter Umständen nur schlecht eindämmen, aber das gelegentlich berichtete Versterben einer Kolonie ist mir noch nicht begegnet. Hier würden mich die Erfahrungen anderer Halter natürlich sehr interessieren. Habt ihr tatsächlich schon komplette Kolonien durch Milben verloren?

  • Ein interessantes Thema, Olaf, über das oft nicht gerne geredet wird, es sei denn jemand fragt panisch nach Lösungen, weil er einige Milben auf seinen Ameisen entdeckt hat. Danke deshalb auch für deine ausführlichen Infos zu den verschiedenen Milbengattungen, Chris, das war mir zumindest so nicht bekannt im Detail!

    Bei Ameisenarten die ein feucht-warmes Klima benötigen, setze ich daher auf einen Besatz mit anderen "Kleinstlebewesen" durch das Einbringen von natürlichen Substraten. Allein durch das Hinzufügen von ein wenig Deckschicht aus heimischen Laubwäldern ist es mir bereits mehrmals gelungen z.B. Kolonien von Harpegnathos venator zumindest augenscheinlich frei von Milben zu bekommen.

    Was das angeht habe ich genau dieselbe Erfahrung gemacht, besonders bei Harpegnathos, die ja irgendwie immer wieder sehr anfällig für Milben zu sein scheinen, jedenfalls kenne ich kaum eine Gattung in der Haltung, wo es so oft zu deutlich sichtbarem Befall kommt. Als 2013 zwei kleine Kolonien bei mir relativ stark mit Milben befallen waren, habe ich zunächst alles mögliche an "Behandlungsmethoden" ausprobiert, ohne an den eigentlichen Haltungsbedingungen viel zu ändern.
    Ich habe die Ameisen einzeln durch feinen Sand gezogen und so die Milben abgestreift, habe sie mehrmals mit Biosa Pet (keine Ahnung, wieso dieses Mittel immer wieder so angepriesen wird gegen Milben) eingesprüht und den Kolonien damit wahrscheinlich mehr geschadet als geholfen.
    Letztendlich habe ich sie dann in ein Naturbecken mit Erde, Laub, altem Holz und lebenden Pflanzen gesetzt, wo sie sich in den Boden eingegraben haben. Als ich sie nach ein paar Monaten wieder ausgegraben habe, waren die Kolonien gut gewachsen, hatten Brut in allen Stadien und vor Allem waren sie "von ganz alleine" völlig milbenfrei!


    Da ich ähnliche Beobachtungen inzwischen mehrmals gemacht habe, bin ich inzwischen der Meinung, dass nicht die (Futter)milben das Problem sind, sondern ihr massenhaftes Auftreten vielmehr auf unpassende Haltungbedingungen und eine geschwächte Kolonie zurückzuführen ist. Natürlich trifft das nicht unbedingt auf die wenigen Fälle tatsächlich parasitierender Milben zu, die aber, wie Christian schon erwähnt hat, vermutlich nur selten auftreten.


    Mehrmals schon hat mich in der Vergangenheit das Gefühl beschlichen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verfütterung von aus dem Großhandel stammenden Heimchen/Grillen und einem plötzlichen Auftreten von Milben in relativ großer Zahl bei einer vorher milbenfreien Kolonie gab. Wahrscheinlich handelt es sich aber auch hierbei um Futtermilben, also Abfallverwerter. Wenn man darüber nachdenkt unter welchen Bedingungen diese Insekten massenhaft nachgezogen werden, wie viele tote Tiere und Futterreste sich zwischen den auf engstem Raum lebenden Heimchen befinden, ist es nicht verwunderlich, wenn einige Milben dieses Nahrungsangebot nutzen. Aber natürlich kann man sich auch durch Futtertiere von draußen Milben einschleppen und zwar vielleicht sogar andere, tatsächlich parasitierende Arten.


    Ich selbst habe bei all den Begegnungen mit Milben noch nie erlebt, dass ein "Befall" eine gesunde Kolonie ernsthaft schädigen würde.

    Das denke ich auch; die Gefahr ist vielleicht eher, dass man instinktiv sofort radikal eingreifen will und dadurch direkt oder indirekt der Kolonie Schäden zufügen könnte. Die letzte Begegnung mit Milben hatte ich erst vor wenigen Monaten bei meiner Myrmecia gulosa Kolonie; bei näherem Betrachten hafteten den Arbeiterinnen teilweise bis zu 15 Milben an, vor Allem an den Gastersegmenten, im Bereich der Augen und Mandibeln. Die Arbeiterinnen schienen sie nicht zu bemerken und die Kolonie entwickelte sich völlig normal.
    Ich habe sie dann in ein Kontrollbecken umgesetzt und über einige Woche ziemlich trocken gehalten und siehe da: die Milben waren weg. Jetzt ist die Kolonie seit Längerem in einem großen Becken mit Erde, Pflanzen und zahlreichen Kleinstlebewesen wie Asseln und Springschwänzen und ich habe nie wieder eine einzige Milbe an den Tieren entdeckt.


    Zahlreiche "Futtermilben" finden sich aber im selben Becken innerhalb kürzester Zeit an den aus dem Nest getragenen Nahrungsresten an; in einem sterilen Becken ist ihre einzige Überlebenschance sicherlich schlichtweg, sich dicht bei den Ameisen aufzuhalten. In einem "natürlichen" Becken mit einem Mikrokosmos an Bodenbewohnern, Abfallverwertern und organischen Materialien gibt es dieses Problem nicht.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hallo,


    häufig sind die parasitären Milben nur auf Tieren, die in irgendeiner weise schlecht gehalten werden, wobei hier die Hauptparameter wohl mangelnde Hygiene, schlechte Lüftung und zu viele Tiere auf zu kleinem Raum sind. Diese Milben sind latent sicher auf vielen Wildfängen vorhanden, fallen aber nicht auf weil es vielleicht nur eine Hand voll ist.
    Ich nehme an, dass dann durch die schlechte Haltung, die Ameisen so geschwächt werden, dass sie sich nicht mehr gegen die Milben wehren können und es zu einer starken Vermehrung der Milben kommt.

    Die letzte Begegnung mit Milben hatte ich erst vor wenigen Monaten bei meiner Myrmecia gulosa Kolonie; bei näherem Betrachten hafteten den Arbeiterinnen teilweise bis zu 15 Milben an, vor Allem an den Gastersegmenten, im Bereich der Augen und Mandibeln. Die Arbeiterinnen schienen sie nicht zu bemerken und die Kolonie entwickelte sich völlig normal.
    Ich habe sie dann in ein Kontrollbecken umgesetzt und über einige Woche ziemlich trocken gehalten und siehe da: die Milben waren weg. Jetzt ist die Kolonie seit Längerem in einem großen Becken mit Erde, Pflanzen und zahlreichen Kleinstlebewesen wie Asseln und Springschwänzen und ich habe nie wieder eine einzige Milbe an den Tieren entdeckt.

    Auch hier würde ich das Problem in nicht passenden Haltungsbedingungen sehen. Da es die meisten Myrmecia meiner Erfahrung nach trocken brauchen. Dies merkt man schon an der Brut Entwicklung, ist es zu feucht, entwickeln sich die Puppen nicht.

    Die Angst vor parasitischen Milben ist oftmals unbegründet, aber wie ich durch Sven kürzlich erfahren musste, können auch bestimmte Raubmilben tatsächlich zu einem Problem werden, wenn ihnen die eigentliche Nahrung ausgeht. Die Ursache für ein unter Umständen schadhaftes Wirken von Milben ist aber in den meisten Fällen eine Art Ungleichgewicht zwischen ihnen und anderen Gästen, wie z.B. Springschwänzen oder Asseln, in unserer Haltung. Ein Fehlen der üblichen Nahrungskonkurrenten kann zu einem explosionsartigen Wachstum einer bereits latent vorhandenen Population von Milben führen. Diese waren aber höchstwahrscheinlich die ganze Zeit über vorhanden und günstige Umweltbedingungen führten zu einer raschen Vermehrung oder auch lediglich zur Weiterentwicklung in das nächsten (auffälligere) Stadium.

    Dahingehend würden mich deine Erfahrungen interessieren, hast du die besagten Milben so weg bekommen, bzw. auf ein normales Niveau reduziert?


    Grüße Sven

  • Hallo Sven,


    Ich denke man muss das etwas differenzierter sehen; sicherlich spielen unpassende Haltungsparameter eine wichtige Rolle, wie ich ja auch schrieb. Aber Milben, die nicht direkt parasitieren, sondern die Ameisen als Transporter nutzen, tauchen eben manchmal auch einfach auf, deshalb muss es der Kolonie nicht zwangsweise schlecht gehen. Ein paar herumliegende Futterreste und Puppenhüllen im Nest und schon sind die kleinen Krabbler zur Stelle.


    Auch hier würde ich das Problem in nicht passenden Haltungsbedingungen sehen. Da es die meisten Myrmecia meiner Erfahrung nach trocken brauchen. Dies merkt man schon an der Brut Entwicklung, ist es zu feucht, entwickeln sich die Puppen nicht.

    Ich bin etwas erstaunt, weil du die Haltungsbedingungen der Kolonie im alten Becken gar nicht kennen kannst? Fakt ist, sie haben monatelang milbenfrei darin gelebt (die Königin auch gegründet nebenbei bemerkt) und relativ plötzlich, ohne veränderte Bedingungen, haben sich Milben im Nest recht stark vermehrt. Vermutlich waren Abfälle der wachsenden Kolonie die Hauptursache. Diese habe ich beim Umsetzen natürlich entfernt und das Nest abgekocht.


    Was die trockene Haltung von Myrmecia angeht, will ich dir auch etwas widersprechen. Es ist schon richtig, die Puppen brauchen es trockener, werden in der Natur in den oberflächlichen und völlig trockenen Kammern des Nesthügels gelagert. Aber ich habe in Australien zahlreiche Nester diverser Arten genau untersucht und das eigentliche Nest befindet sich stets in der Tiefe mit teilweise armdicken Gängen, die senkrecht und bis einen Meter in die Tiefe führen. Diese unteren Kammern sind immer feucht, denn so trocken und Australien an der Oberfläche ist; Grundwasser gibt es überall in geringer Tiefe (mit Ausnahme einiger Gegenden wie der Pilbara, wo ich auch keine einzige Myrmecia Kolonie finden konnte). Viele Arten wie Myrmecia pavida, desertorum oder auch M. gulosa kommen weniger in wüstenartigen Gebieten vor, wie manche glauben, sondern viel häufiger in lichten Eukalyptuswäldern mit zahlreichen kleinen Bachläufen, Teichen in den Tälern und zahlreichen Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, die die Ameisen auf der Suche nach Nektar und anderen Nahrungsquellen patrouillieren.
    Was bedeutet das für die Haltung? Natürlich tolerieren Myrmecia auch eine sehr trockene Haltung längere Zeit und gerade eine große Kolonie kann sich sicher problemlos mit Wasser versorgen, wenn eine Tränke angeboten wird. Natürlich ist ein vollständig trockenes Nest aber nicht, es sind keine Cataglyphis. Im Extremfall kippt dann die Königin als erstes um, die sich im Nest am schlechtesten mit Wasser versorgen kann.


    Am besten läuft es bei mir mit einem großen Nest mit natürlichen Feuchtigkeitszonen; das fast 50cm hohe Nest ist unten feucht und kühler, von schräg oben erwärmt eine Rotlichtlampe und ein Halogenspot das Nest, in den obersten Kammern ist es völlig trocken. Das ermöglicht den Ameisen, sich ihre Bedingungen wie in der Natur selber zu optimieren. Und siehe da: Nur Puppen, die kurz vor dem Schlupf sind, werden im trockenen gelagert. Eier und Larven befinden sich immer in den kühleren, feuchten Kammern - dort ist sogar Kondenswasser an der Scheibe.


    Verlust von Puppen? Null. Die Kolonie explodiert förmlich und gerade habe ich entdeckt, dass die erste Jungkönigin geschlüpft ist! :love:


    Anders mag das bei den kleineren, zu den "Jumpern" zählenden Arten sein, denn diese bauen tendenziell sehr viel oberflächlichere Nester direkt unter teilweise sonnenexponierten Steinen.


    So, nun bin ich ziemlich vom eigentlichen Thema abgedriftet, ich wollte das nur nicht unkommentiert so stehen lassen. Habe mir eh schon viel zu lange vorgenommen, über die Kolonie und meine mehrmonatigen Freilandbeobachtungen zu berichten, da werde ich demnächst hoffentlich auch mal zu kommen.


    Viele Grüße, Phillip

  • Hallo Phillip,


    da habe ich wohl etwas oberflächlich geantwortet und deinen Text falsch interpretiert. Hatte es so verstanden, dass es der Kolonie besser ging nach dem du sie trockener gehalten hast. Das Problem was ich bei den Myrmecia mit der Feuchte meinte war auch eher auf zu hohe Luftfeuchtigkeit bezogen. Die Puppen brauchen es meiner Erfahrung nach bei gulosa einfach trocken, was du ja auch selber bestätigen kannst. Habe nämlich schon öfter von dem Haltungsfehler gehört, dass die Tiere in einem warmen Ytong gepflegt werden und dann häufiger bewässert wird, ohne dass der der Ytong feucht scheint. Durch die hohe Temperatur steigt dann aber die Luftfeuchtigkeit im scheinbar trockenem Ytong, was die Puppen nicht vertragen (nigrocincta, queenslandica und manches aus dem mandibularis Komplex haben damit weniger/keine Probleme).



    Aber Milben, die nicht direkt parasitieren, sondern die Ameisen als Transporter nutzen, tauchen eben manchmal auch einfach auf, deshalb muss es der Kolonie nicht zwangsweise schlecht gehen.

    Auch mit parasitären Milben ist die Kolonie nicht zwangsläufig schlecht. Es müssen dann einfach die Haltungsbedingungen stimmen (meine Erfahrung)


    Grüße Sven

  • Da machst du einen super wichtigen Punkt - nicht nur für Myrmecia, sondern für die Haltung fast aller Ameisenarten! Durch die Artbeschreibungen in den Foren und auf Shop-Seiten könnte man vorschnell zu der Annahme kommen, es könnte "die" ideale Luftfeuchtigkeit und Temperatur für eine Art geben, dabei brauchen bei vielen Arten die Puppen tendenziell wärmere und trockenere Bedingungen, als die Brut in früheren Stadien - ausgenommen vielleicht einige Arten aus dem tropischen Regenwald, die mit Feuchtigkeit super zurecht kommen und auch keinerlei Thermophilie zeigen.


    Bietet man den Ameisen im Nest sowohl einen Feuchtigkeits- als auch einen Temperaturgradienten an, wird das für die Kolonie immer von Vorteil sein, die Kolonie so stärken und sicherlich auch einen positiveren Einfluss auf die Abwehrkräfte der Ameisen gegen Milben haben, als wenn sie in einem gleichmäßig in Wasser getränktem Ytong-Nest mit feucht-schwülen Bedingungen hocken. Damit haben wir nebenbei gleich doch einen in meinen Augen wichtigen Punkt zur Diskussion um Milben in der Ameisenhaltung beigesteuert.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Kurzer Einwurf von mir. Phillip, du hast geschrieben: "Natürlich ist ein vollständig trockenes Nest aber nicht, es sind keine Cataglyphis."
    Ein völlig trockenes Nest ist auch bei den Cataglyphis nicht gut und auch nicht natürlich, wie du natürlich weißt. Sie sind eben auch Bodenbewohner und brauchen in der Tiefe des Nestes etwas Feuchte. Erdfeucht sollte ein Nest dort also schon sein. Selbst die Cataglyphis bombycinus graben in der Wüste und Halbwüste tief, bin in die feuchten Bodenschichten. Haben wir ja gesehen, denke ich.
    Ich will es nur noch mal sagen, damit wir hier nicht missverstanden werden.


    Halter solcher Ameisen kennen auch die Probleme, die manchmal auftreten. Verkrüppelte, deformierte, junge Arbeiterinnen. Mögliche Ursache und Erklärung ist für mich eine zu große Lufttrockenheit während der Metarmophose.
    Man sollte eben solchen Ameisen Nester anbieten, in denen sie die optimalen Bedingungen selbst aufsuchen können. Mit unterschiedlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen in einem Nest. Das geht ganz gut.


    Nur soviel von mir. Es liegt ja immer so nahe, bei Bewohnern trockener Habitate anzunehmen, dass die große Hitze und Trockenheit bevorzugen. Das trifft aber nicht immer zu. Wissen wir ja alle, glaube ich.


    LG, Frank.

  • Die Feuchtigkeit alleine kann es auch nicht sein, was die Milben begünstigt. Ich hatte selbst einen Befall bei Myrmica rubra, die sogar in einem "sehr feuchten" Nest gehalten wurden. Es war nämlich ein Gipsnest auf einer Insel.
    Selbst da sind die Milben nach einiger Zeit wieder verschwunden.
    Die Ameisen und die Milben waren in diesem Fall aber beide einheimisch.


    Ein gößeres Problem kann es wohl für tropische Arten sein, die plötzlich mit einheimischen Milben konfrontiert werden, die sich vielleicht noch dazu in dem warmen und feuchten Klima rasant vermehren.
    Dies sollte man auf jeden Fall berücksichtgen.

  • Auf einen Risikofaktor sind Frank und ich gestern in einer Diskussion noch gekommen, nämlich das Verfüttern von anderen Ameisen, etwa Lasius niger Königinnen. Diese schleppen manchmal schon eine kleine Population auf Ameisen spezialisierter Milben mit sich herum und Frank erzählte mir, dass er so schon einmal eine Cataglyphis bombycinus Kolonie verloren hat.


    Gibt's auch irgendwo einen Bericht zu, bin gerade zu faul den auszugraben. Es kann also nicht immer nur an der Luftfeuchtigkeit liegen, wenn man sich die falschen Viecher einschleppt, kann es auch unter relativ trockenen Bedingungen eine Kolonie treffen. Ich selber verfütterte in der Schwarmflugzeit gerne ein paar Lasius Königinnen, hab da bisher immer Glück gehabt.

  • Man kann wohl festhalten, dass die Haltungsparameter bei der übermäßigen Vermehrung von Milben eine große Rolle spielen. Ich bin mir allerdings nicht sicher in wie weit eine Schwächung der Ameisen hiermit zusammen hängt. Diese Möglichkeit hatte ich ehrlich gesagt bislang nicht in Betracht gezogen, da ich es darauf reduziert hatte, dass günstige Bedingungen für die Vermehrung von Milben eben mit ungünstigen Haltungsbedingungen für Ameisen einhergehen.


    Sven hat die grundlegenden Faktoren schon sehr gut zusammengefasst, aber es gibt offenbar wirklich einige Arten die zudem eine größere "Anfälligkeit" in der Hinsicht zu besitzen scheinen. Eventuell ist es für Arten wie z.B. Harpegnathos venator unter natürlichen Bedingungen auch völlig normal, dass ein gewisser Besatz mit parasitären Milben existiert. Dass dieser dann in der Haltung aus dem Gleichgewicht gerät, könnte durchaus mit falschen Haltungsbedingungen begründet sein, aber ich sehe hier die Ursache bereits in den Bedingungen unter denen diese Art zu uns nach Deutschland gelangt. Ich habe jedenfalls nur äußerst selten Kolonien aufgezogen die von Anfang an "milbenfrei" waren.


    Auch bei anderen Problemen die ich bislang mit Milben hatte, würde ich diese eher auf eine Begünstigung der Vermehrung der Milben selbst zurückführen. Je nachdem um welche Milbe es sich handelt, reicht unter ähnlichen Haltungsbedingungen manchmal bereits das Umsetzen der betroffenen Kolonie oder das erwähnte Einführen eines Futterkonkurrenten (z.B. Springschwänze) in das Aufzuchtbehältnis, um sie wieder "milbenfrei" zu bekommen. Dies trifft natürlich in erster Linie auf nicht oder nur phasenweise parasitische Milben zu.
    Der letzte mir selbst untergekommene Fall betrifft eine Paraponera clavata Königinnen, welche in einem geschlossenen Behältnis einfach zu feucht gehalten wurde. Es fanden sich einige kleine Gruppen von Milben an den Mandibeln und dem Kopfschild. Nach dem ersten Umsetzen auf ein trockeneres Substrat in einem besser belüfteten Behältnis tat sich lange Zeit nichts an dem Befall. Als die erste Arbeiterin schlüpfte und ich auch an ihr nach kurzer Zeit Milben vorfand, setzte ich einige Springschwänze ein, da dies bei ähnlich gelagerten Fällen auch bei Harpegnathos venator bereits Wirkung gezeigt hatte. Nach ca. einem Monat war das Behältnis zwar randvoll mit Springschwänzen, aber ich kann seitdem keine Milben mehr an den Tieren finden. Nur an Futterresten finden sich offenbar noch die Adulti dieser Milbenart, welche sich so sehr gut entfernen lassen. Mittlerweile finde ich nur noch wenige von ihnen vor und vermute, dass sie irgendwann gänzlich verschwinden.


    Die letztendliche Quelle für diesen Befall war vermutlich meine Schabenzucht, denn zumindest bei einer der von mir gezüchteten Pycnoscelus Arten fand ich eben jene Milben in ausgewachsener Form. Auch wenn ich nicht wusste wie die Milben in die Zucht geraten konnten und wer nun wen infiziert hatte, wurde alles abgefroren und nicht nur die Schabenzucht selbst, sondern auch sämtliches Futtermittel ersetzt.
    An dieser Stelle habe ich das Problem selbst irgendwie fabriziert, aber aus der Vergangenheit kenne ich auch noch Fälle in denen man sich Milben über eingekaufte Futtertiere (vornehmlich Heimchen) eingeschleppt hat. Mir selbst ist es nur ein einziges Mal passiert und ich musst - dachte ich damals zumindest - zwei Camponotus planatus Jungkolonien abtöten nachdem Milben von den in die RG gelegten Heimchen quasi herunter strömten. Seitdem züchte ich übrigens nur noch mein eigenes Futter.
    Auch verfüttere ich bei exotischen Arten kein "Wiesenplankton" mehr. Zwar konnte ich hier in meiner Haltung nie Zusammenhänge zu einem etwaigen Befall mit Milben herstellen, aber sicher ist sicher und eine Schabenzucht erspart das Herumrennen mit einem Kescher auf der Wiese ;)


    Was mir halt noch nie untergekommen ist, dass eine Kolonie tatsächlich an dem Milbenbefall selbst eingegangen wäre. Wenn ich mich an die wenigen Vorfälle in der Vergangenheit zurück erinnere, muss ich immer meine eigene Behandlung des Befalls als letztendliche Todesursache in betracht ziehen. Darunter war leider auch die Behandlung einer Myrmecia Kolonie mit Apis Biosa, welche danach zwar "milbenfrei" war, aber einfach keine Brut mehr aufzog.

  • Hallo!

    Die Ursache für ein unter Umständen schadhaftes Wirken von Milben ist aber in den meisten Fällen eine Art Ungleichgewicht zwischen ihnen und anderen Gästen, wie z.B. Springschwänzen oder Asseln, in unserer Haltung.

    Aufgrund der interessanten und informativen Diskussion habe ich meinen Standpunkt gegenüber Milben deutlich revidiert. Milben als neutralen Gast, als Durchreisenden oder sogar als Nützling zu betrachten, bedeutete ein Umdenken für mich in der Haltung und demzufolge habe ich einige meiner Formicarien nun in ihren Haltungsparametern umgestellt und sage nun ganz beherzt: "Willkommen, liebe Milben!".


    Gemäß den Vorschlägen von Chris und Phillip habe ich jetzt Bodengrund aus dem Wald verwendet, welchen ich z.T. experimentell mit Sand oder Sand/Lehm vermischt habe. Darauf kam eine unverdünnte Schicht Waldboden. Weiterhin habe ich Laubstreu benutzt. Kleine Lebewesen habe ich in den Tagen danach darin belassen, allerdings habe ich Schnecken, Spinnen, Regenwürmer, Asseln und Tausendfüßler aussortiert, wenn immer ich sie entdeckt habe, weil ich eine Gefahr für meine Ameisen befürchte bzw. der Bodengrund nicht im Volumen so üppig ist, um einer Vermehrung von Regenwürmern oder unseren großen Asseln zu begegnen. Zusätzlich eingebracht habe ich Springschwänze und kleine Asselarten sind bestellt.


    Diacamma cf. rugosum 32 neue Arena 01
    Beispiel: Diacamma rugosum


    Keine Erfahrungen habe ich damit, wie sich die Wärme auf den europäischen Bodengrund bzw. die darin lebenden Tiere auswirken wird. Eine recht dünne Schicht Bodengrund (ca. 3cm) wurde dann beim Einspielen des Formicariums kurzzeitig recht warm, sodass ich danach nicht mehr viel Kleines rumlaufen sehen konnte, allerdings sind viele Lebewesen für das Auge zu klein zum Sehen, ich hoffe sehr, es hat nicht zu stark geschadet.


    Die Kontrolle meiner Futtermittel ist mir weiterhin sehr wichtig, deshalb halte bzw. züchte ich meine Schaben selbst, kaufe in größeren Mengen kleine Grillen, um sie bei mir selber großzuziehen. Nur Heuschrecken kaufe ich direkt als große Tiere und friere sie im Tiefkühlschrank ein. Somit gewährleiste ich (weitestgehend) eine Futtertierhaltung ohne Parasiten.


    Im Internet kann man übrigens gezielt Raubmilben aus der Familie Laelapidae erwerben, die ich auch in einem erneuten Fall einmal ausprobieren werde. Allerdings hoffe ich sehr, dass die veränderten Haltungsparameter und die sich hoffentlich einstellende Balance zwischen den Lebewesen des Bodengrunds innerhalb des Formicariums zu einem positiven Klima, eben auch durch und mit Milben, führen wird. In den letzten Wochen sind soweit keine Probleme entstanden. Bei erneutem Auftreten von Milben, welche die Ameisen irgendwie beeinträchtigen, heißt es mehr denn je: Cool bleiben!


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Moin!


    Hier ein kurzes Beispiel für einen temporären Befall von Ameisen durch Milben: Anfang Oktober 2017 erhielt ich eine kleine Harpegnathos saltator Kolonie, die hatte ich frei von Milben vom Händler erhalten. Mitte November 2017 machte ich ein paar (weniger gute) Aufnahmen und sah dann am PC, dass die Arbeiterinnen mit Milben befallen waren, vor allem an den Augen hatten sie sich festgesetzt.


    Harpegnathos saltator 06 Arbeiterin mit Milbenbefall 01

    Die Milben wirken transparent und scheinen wie Saugglocken auf den Augen zu haften.


    Als ich dann Mitte Januar 2018 erneut ein paar (diesmal schöne) Aufnahmen machen konnte, waren die Arbeiterinnen frei von Milben. Nun sind fünf Monate vergangen und die Kolonie verbleibt ohne Befall von Milben. :thumbsup:


    Harpegnathos saltator 02 Arbeiterin mit Nestmaterial 01

    Eine Arbeiterin trägt Dekorationsmaterial zur Verschönerung des Nesteingangs.


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

    Einmal editiert, zuletzt von Olaf Schwarz ()

  • Hallo!


    Ich bin bei Telegram in einer Gruppe mit Leuten aus dem russisch Sprachigem Raum. Natürlich alle Ameisen und Insekten verrückt, so wie wir. Auch diese Jungs finden die Harpegnathos saltator ziemlich cool, kommen aber nur an Harpegnathos venator.


    Lange Rede gar kein Sinn. Die Jungs kämpfen auch mit Milben auf den Tieren, haben aber eine effektive Waffe gegen sie gefunden. Im Gespräch empfahl man gegen Milben folgende kleine Racker:


    Hypoaspis aculeifer / miles <---- Link zu einem Shop.


    Damit wurden sehr gute Ergebnisse erzielt, man sprach von 100% Milben frei. Ich kann das aber nicht verifizieren da ich keine Harpegnatos sp. Kolonie besitze, auch wenn ich das gerne würde.


    Ganz nebenbei, die Seite scheint eine Menge nützliche "biologische" Helfer zu vertreiben, also auch etwas für den Hobbygärtner :)


    Gruß Mathias

  • Hallo Mathias,


    ich kann das ebenfalls bestätigen.
    Ich habe vor ein paar Jahren, bei meiner Myrmica sp. Kolonie auch Milben festgestellt und dagegen Hypoaspis miles eingesetzt.


    Hier gekauft:
    http://www.schneckenprofi.de/r…angen-und-blutmilben.html


    Nach wenigen Tagen konnte ich nur noch die leicht rötlichen Raubmilben im Becken finden.
    Diese sterben irgendwann automatisch, wenn sie keine Nahrung (Milben) mehr finden.

  • Gute Kolonieentwicklung bei Cataglyphis trotz Milben
    Vor einigen Wochen musste ich bei zwei meiner Kolonien feststellen, dass einzelne Arbeiterinnen mit Milben befallen sind. Eine Kolonie davon sind diese hübschen Cataglyphis aus Marokko.


    Kurz nachgeforscht fand ich schnell die Quelle des Übels: eine gerade erst gekaufte Packung Heimchen aus dem Zoohandel, mit denen ich beide Kolonien gefüttert hatte; bei genauerem Hinsehen waren sämtliche Grillen stark vermilbt. Was lernt man daraus? Lieber vorher sehr genau hinschauen.


    Solche kleinen, transparenten und vermutlich durchaus parasitären Milben, hatte ich schon ab und an bei Ameisenkolonien. Es gab meist keinen sichtbaren Einfluss auf die Kolonieentwicklung oder die Mortalität der Arbeiterinnen. Wie die Fotos zeigen, sind einzelne ältere Tiere bei den Cataglyphis stark vermilbt, der Großteil der Arbeiterinnen ist jedoch weitestgehend milbenfrei und bisher gab es keinen Todesfall. Die Menge an Brut ist unverändert wie für Cataglyphis typisch groß und der Hunger der Kolonie auch. Was ich sagen bzw. zeigen möchte ist, dass nicht nur kranke und schwache Kolonien von Milben befallen werden können, wenn man sich eine ausreichende Zahl der Schädlinge einschleppt.
    Cataglyphis Brutentwicklung
    Vermilbte Cataglyphis
    Ich verfahre jetzt so, wie es in der Vergangenheit gut geholfen hat; zur Quarantäne kommen sie in ein völlig trockenes Becken, einzige Wasserquelle ist eine kleine Tränke. Damit dürfte sich das Milbenproblem hoffentlich bald wieder erledigt haben. Wie man sehen kann, ist das Nest aber auch eigentlich bereits sehr trocken.


    Mehrmals schon hat mich in der Vergangenheit das Gefühl beschlichen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verfütterung von aus dem Großhandel stammenden Heimchen/Grillen und einem plötzlichen Auftreten von Milben in relativ großer Zahl bei einer vorher milbenfreien Kolonie gab. Wahrscheinlich handelt es sich aber auch hierbei um Futtermilben, also Abfallverwerter. Wenn man darüber nachdenkt unter welchen Bedingungen diese Insekten massenhaft nachgezogen werden, wie viele tote Tiere und Futterreste sich zwischen den auf engstem Raum lebenden Heimchen befinden, ist es nicht verwunderlich, wenn einige Milben dieses Nahrungsangebot nutzen. Aber natürlich kann man sich auch durch Futtertiere von draußen Milben einschleppen und zwar vielleicht sogar andere, tatsächlich parasitierende Arten.

    Meine Vermutungen haben sich damit abermals bestätigt.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Milben im Zusammenhang mit gekauften Heimchen, kann ich ebenfalls bestätigen.
    Früher habe ich auch immer Heimchen in Zoohandlungen gekauft und oft festellen können, dass diese mit Milben befallen sind.
    Ich bin dann dazu übergegangen sie immer vor dem Füttern abzukochen, was man aber nur mit Kolonien machen kann, die abgebrühte Futtertiere annehmen.
    Mittlerweile bin ich, auf anraten von Chris, auf eine Eigenzucht von tropischen Schaben gewechselt. Die sind sehr anspruchslos, gut genährt (im Gegensatz zu Heimchen aus Zoohandlungen) und aktuell noch Milbenfrei.

  • Nach dem Milbenbefall bei meinen marrokanischen Cataglyphis, über den ich vor Kurzem berichtet hatte, habe ich sie nun einige Zeit bei völliger Trockenheit und nach wie vor ca. 26-28 Grad gehalten.


    Inzwischen ist keine einzige Milbe mehr zu entdecken, ihren Durst stillen die Arbeiterinnen an einer improvisierten Tränke:


    Durstige Wüstenrenner


    Die Trockenheit überstehen sie problemlos, es steht ja immer Wasser bereit - Wüstenameisen eben. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt keine Sorge mehr haben muss um diese hübschen Tiere.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Die Wunderwaffe der Imker: Oxalsäure gegen Milben
    Der Nutzer Kkloete berichtet in seinem Haltungsbericht zu Paraponera clavata über eine erfolgreiche Behandlung der stark vermilbten Kolonie mit 3,5%iger Oxalsäure, wie sie auch von Imkern eingesetzt wird.
    Demnach fielen die Milben bereits nach wenigen Sekunden ab, während die Ameisen auch nach mehreren Wochen mit mehrmaliger Behandlung keine Folgeschäden zeigen.


    Der Bericht ist hier zu finden: Paraponera clavata - Ein Haltungsbericht


    Für ein endgültiges Fazit ist es wohl noch zu früh, vor Allem fehlen derzeit vergleichbare Erfahrungen anderer Halter, insbesondere mit anderen Ameisenarten. Für kleine Ameisenarten könnte die Oxalsäure ein größeres Risiko bedeuten, als für die großen Paraponera, es ist also Vorsicht geboten!
    Wenn andere Möglichkeiten bereits ausgeschöpft sind, wäre aber der Versuch mit anderen größeren Ameisen wie Harpegnathos oder Myrmecia denkbar.


    Sollte jemand Erfahrungen damit machen, wäre sehr geholfen, wenn er hier berichtet.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Ich möchte hier auch eine Beobachtung ergänzen. Kürzlich habe ich von @Frank Mattheis ein altes Gigantiops Volk erhalten, da ich für andere Versuche ein paar Gigantiops Männchen benötigte. Franks Kolonie war früher recht groß, aber sie fingen an hauptsächlich Geschelchtstiere zu produzieren und sind so langsam geschrumpft. Auch gab es erkennbar viele Milben auf den Arbeiterinnen, wobei es etwas unklar ist, ob dies etwas mit dem Schrumpfen der Kolonie zu tun hatten.
    Nachdem ich alle Geschlechtstiere entfernt hatte, blieben nur 4 Arbeiterinnen und die Königin übrig. Unter der Stereolupe konnte ich gut erkennen, dass es sich um einen sehr ausgeprägten Milbenbefall handelt. Meine eigene, etwas größere Gigantiops Kolonie hat auch Milben, allerdings nur in geringer Anzahl und das schon seit Beginn der Haltung, was bisher ohne offensichtliche Folgen blieb. Aber Franks Kolonie schien durchaus darunter zu leiden, vor allem weil die Milben massenhaft an der Kopfunterseite saßen; sie waren so zahlreich, dass sie wahrscheinlich die Futteraufnahme (und das Teilen davon mit Nestmitgliedern) erheblich erschwerten.


    Ich fixierte jede Arbeiterin und die Königin auf einem Stück Steckschaum mit ein paar Nadeln (möglichst ohne sie dabei zu beschädigen). Anschließend schabte ich die Milben mit einem Pinsel und dem Kopf einer Nadel vorsichtig ab; ich konnte nicht alle entfernen, aber bestimmt 95%. Seit nun ein paar Wochen sitzen sie in einem neuen Nest, und die Königin hat bereits drei Eier gelegt. Ein paar Milben sitzen noch an ihnen, aber diese scheinen keine offensichtlichen Probleme zu machen.


    Aus Neugierde, ob es sich um parasitäre Milben handelt, habe ich einige auf einen Objekträger fixiert und einer Milbenexpertin in unserer Arbeitsgruppe weitergegeben. Diese leitete ein paar Bilder an einen anderen Milbenforscher weiter, Roy Norten. Dieser schreib mir, dass es sich um Deutonymphen handelt, also um das Larvenstadium von Astigmaten Milben (Fam. Histiostomatidae), die wahrscheinlich nicht parasitisch sind sondern rein phoretisch auf den Ameisen sitzen. Sie besitzen wie eine Art Saugnäpfe um sich an den Ameisen festzuhalten, und ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert. Die Adulten der meisten Arten sind Filtrierer und ernähren sich von Bakterien.
    Sie werden nur dann zum Problem, wenn ihre Larven massenhaft auf den Ameisen zu sitzen beginnen; was genau dazu führt, weiß ich nicht, vermutlich eine große Überpopulation im Terrarium und plötzliche Bedingungsänderung (zu wenig Futter?).


    Dies bestätigt sehr gut @Christian Ludwig Anmerkungen hier im Thread.


    Hier die Bilder:
    milben nymphen






    Nachtrag: Das passiert mit euren Ameisen, wenn ihr die Futtertiere nicht überbrüht! :P:D


    Samtmilbe mit Ameisenbeute


    Grüße, Phil

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